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Kritik an Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg – Test löst Stress und Ängste aus

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Nicht mehr allein der Elternwunsch ist entscheidend, damit Kinder aufs Gymnasium wechseln können. Die Kritik an der neuen Grundschulempfehlung reißt nicht ab – vor allem in einem Punkt.


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Einschätzung der Lehrer, Elternwunsch, Tests in Mathe und Deutsch: Zwei von drei Kriterien müssen für ein Gymnasium sprechen, damit Viertklässler nach den Sommerferien an diese Schulart können. Das Verfahren ist neu, die Kritik nach der Premiere deutlich.

Gerade die landesweiten Prüfungen (Kompass vier), die im Herbst stattfanden, stehen nach wie vor in der Kritik. Gerade Mathe galt als zu schwer. In der Region könnten nur den Testergebnisse zufolge gerade einmal sechs Prozent der Viertklässler auf ein Gymnasium (E-Niveau) wechseln, sagt Joachim Blaesse vom Verband Bildung und Erziehung (VBE).

Neue Regeln für Wechsel an weiterführende Schule – Kritik an Grundschulempfehlung

Die Lehrerkollegien hingegen sprächen zwischen 40 und 50 Prozent der Schüler die Empfehlung dafür aus, so der stellvertretende VBE-Vorsitzende im Kreis Heilbronn. Kompass vier in seiner jetzigen Form sei „weit weg von der Realität“, sagt er, „und daher unnötige Arbeit für Lehrer“. Zudem verunsichere er die Eltern und demotiviere Kinder.

Solche landesweiten Arbeiten in Mathe und Deutsch können laut Joachim Blaesse ein sinnvolles Element sein, wenn es um die Wahl der weiterführenden Schule gehe. Sie dürften dann aber nicht so weit von der Bewertung der Lehrer abweichen. Dann könnte Kompass vier die Lehrereinschätzung gerade in solchen Fällen stützen, in denen die Eltern das Kind auf einem Gymnasium sehen, die Lehrer aber nicht. 

Ob Kinder nach der Grundschule an ein Gymnasium gehen können, hängt unter Umständen von einem umstrittenen Test in der vierten Klasse ab.
Ob Kinder nach der Grundschule an ein Gymnasium gehen können, hängt unter Umständen von einem umstrittenen Test in der vierten Klasse ab.  Foto: Bernd Weißbrod

Kritik kommt auch von Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Neben einem komplizierten Verfahren, die Aufgaben überhaupt aus dem Netz runterzuladen, stört ihn auch das Setting. Die Fülle an Fragen haben viele Kinder überfordert. Die Klassenarbeiten in Grundschulen sähen anders aus, so der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn. Außerdem sei es gleich mit „herausfordernden Aufgaben“ losgegangen. Üblich sei etwas anderes: Mit leichteren geht es los, damit Kinder erste Erfolgserlebnisse haben.

Landesweite Prüfungen in der Kritik: Sie gelten als Grundschul-Abitur

Der Test gilt für manche als Grundschul-Abitur und sorgte schon vorab für Aufregung. Davon berichtet Ulrich Bürgy, der die Grundschule in Bad Rappenau leitet. Der Test habe für viele Kinder Stress bedeutet und Ängste bei ihnen ausgelöst. „Und dies, obwohl längst klar ist, dass es unredlich ist, zu einem so frühen Zeitpunkt valide Aussagen zum künftigen Bildungsweg von Kindern zu treffen.“


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Der Rektor steht dem Verfahren skeptisch gegenüber. Navi 4, wie das ganze Verfahren heißt, ist seiner Ansicht nach „eine Katastrophe für die Grundschulen und die Viertklässler“. Ulrich Bürgy betont: „Ein derart formalisiertes Übergangsverfahren spricht den Grundschulen jede Kompetenz ab, Schüler beurteilen zu können.“ Seiner Ansicht nach geht dabei völlig unter, dass sich die Mehrzahl der Eltern bislang an die Grundschulempfehlung gehalten hätte. Bis voriges Schuljahr entschieden Eltern allein über die weiterführende Schulart, aus den Schulen kam nur eine unverbindliche Empfehlung.

Das Kultusministerium geht laut Pressesprecher Jochen Schönmann davon aus, die Details zu den Gymnasialempfehlungen aus den Grundschulen in den kommenden Tagen zu bekommen. Die Kritik am Verfahren kennt Stuttgart. „Wir rechnen damit, dass wir die entsprechenden Auswertungen und Analysen bis Mai 2025 durchführen und anschließend die entsprechenden Rückschlüsse ziehen.“

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