Elf Millionen: Leingarten erzielt Gewerbesteuer-Rekord – Blick in die Nachbarschaft
Während Leingarten Rekordeinnahmen mit der Gewerbesteuer erzielt, kämpfen Städte wie Lauffen mit Rückgängen. Der Blick in die Region zeigt, wie stark die Wirtschaftslage schwankt.

Es ist ein Rekord für die Stadt Leingarten, wie Bürgermeister Ralf Steinbrenner in der Gemeinderatssitzung am Freitagabend verkündete. Rund elf Millionen Euro Gewerbesteuer flossen bislang in diesem Jahr in die Stadtkasse. „Das ist so viel wie noch nie“, so Steinbrenner.
Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn war die Kämmerei noch von sieben Millionen ausgegangen. Grund für den Geldsegen sind Nachzahlungen aus dem Jahr 2023 und deutlich erhöhte Vorauszahlungen für 2024 und 2025. Die Verwaltung mahnt dennoch zur Vorsicht. Solche Einmaleffekte verzerren das Bild – sie lassen sich kaum wiederholen. Bereits 2024 musste Leingarten erstmals wieder Kredite einplanen, weil laufende Investitionen die Rücklagen aufzehrten.
Leingarten erzielt Rekord bei Gewerbesteuer – Stadt nimmt elf Millionen Euro ein
Ein Blick in die Nachbarschaft zeigt, wie unterschiedlich die Lage ist. In Lauffen am Neckar sinken die Einnahmen: Für 2025 werden nur 4,7 Millionen Euro erwartet – rund eine Million weniger als im Vorjahr. Hauptzahler wie der Maschinenbauer Schunk können die konjunkturelle Flaute nicht vollständig abfedern. Ganz anders Neckarsulm: Dort sprudelten 2024 stolze 104 Millionen Euro in die Kasse – vor allem dank Audi und der Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland. Doch auch hier gibt es Schattenseiten: Der Umzug der Lidl-Zentrale nach Bad Wimpfen reißt ein zweistelliges Millionendefizit in den Haushalt, das selbst Audi und IT-Riese Bechtle kaum ausgleichen.
Der „Lidl-Effekt“ ist hingegen in Bad Wimpfen deutlich spürbar. Die Kurstadt mit rund 7000 Einwohnern nahm vor wenigen Jahren noch etwa drei Millionen Euro Gewerbesteuer ein. Mit dem Umzug der Lidl-Deutschlandzentrale rechnet Bürgermeister Andreas Zaffran künftig mit acht Millionen jährlich. Optimistische Stimmen halten sogar 13 Millionen für möglich. Für eine kleine Kommune bedeutet das völlig neue Spielräume – aber auch die Gefahr, sich von einem einzigen Konzern abhängig zu machen.
Gewerbesteuer: So unterschiedlich ist die Lage in den Städten der Region
Heilbronn bleibt mit Abstand Spitzenreiter in der Region. Schon bis August 2025 wurden 161 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen. Dennoch spricht die Kämmerei von enormer Unsicherheit: Steuerbescheide verändern die Summen täglich nach oben oder unten – eine verlässliche Prognose sei praktisch unmöglich. Öhringen erlebte 2024 sogar ein kleines Wunder. Statt der veranschlagten 20 Millionen flossen 40 Millionen Euro in die Stadtkasse. Doch nur ein Teil bleibt dort – der Rest wird über Umlagen abgeschöpft. Für 2026 plant die Stadt deshalb vorsichtig mit 19 Millionen Euro.
Auch andere Nachbarn Leingartens kämpfen mit den Launen der Wirtschaft. Eppingen bewegt sich stabil bei rund elf bis zwölf Millionen Euro – knapp unter dem eigenen Hoch von 2019. Brackenheim lag zuletzt mit gut zehn Millionen über Plan. Schwaigern steigerte seine Ansätze auf 5,7 Millionen Euro. Für kleinere Städte sind schon Schwankungen im Hunderttausenderbereich entscheidend: Fehlende Einnahmen können rasch Projekte stoppen oder neue Schulden erzwingen.
Grund für Leingartener Rekordeinnahmen: Blick ins Gewerbegebiet
„Warum haben wir denn diesen Rekord?“, fragt einer der anwesenden Leingartener Gemeinderäte den Bürgermeister. Steinbrenner: „Na, schauen Sie doch einmal in unser Gewerbegebiet.“ Die Arbeit der Leingartener Firmen sei gefragt – darunter der chinesische Autoglas-Hersteller Fuyao, Möbel Endner und Holz Hauff.
Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen sind für Städte ein Segen: Audi in Neckarsulm, Lidl in Bad Wimpfen oder Schunk in Lauffen füllen die Stadtkassen. Doch gerät ein Konzern in die Krise oder verlegt seinen Standort, geraten ganze Haushalte ins Wanken. Deshalb gilt: Rekorde von heute dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, wie fragil die Grundlage ist, auf der sie stehen.

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