Unfall mit gestohlenem Mercedes SL in Wüstenrot: 17-Jähriger gerät in Verdacht
In dem Fall um den als gestohlen gemeldeten Mercedes SL 55 AMG ist ein 17-Jähriger in den Fokus der Ermittlungen geraten. Das SEK stürmte das Haus seiner Familie. Die weist seine Tatbeteiligung zurück.

Andreas Bokma (61), der einen Mercedes SL55 AMG am Samstagmorgen, 12. Oktober, in Wüstenrot als gestohlen gemeldet hatte, sagt, er habe mit der Sache nichts zu tun. Als ein Spezialeinsatzkommando (SEK) vergangenen Mittwoch in ein von einer syrischen Familie bewohntes Haus im Ort eindringt, haben die Ermittler offenbar einen anderen im Verdacht. Weder die Staatsanwaltschaft noch das Polizeipräsidium Heilbronn wollen sich aufgrund der laufenden Ermittlungen äußern.
Streifenwagen in Heilbronn beschädigt und drei Autos zu Schrott gefahren
Der Verdacht der Ermittler richtet sich wohl gegen einen 17 Jahre alten Syrer, den die Polizei seit zwei Wochen sucht. Er könnte der Fahrer des als gestohlen gemeldeten Mercedes sein, der in der Nacht auf den 13. Oktober zunächst mehrere Streifenwagen beschädigt und danach kurz nach dem Ortseingang von Heilbronn aus Richtung Weinsberg kommend drei Autos zu Schrott fährt. Den Mercedes SL inklusive. Der Fahrer ist seither auf der Flucht.
Schwester vermutet Komplott gegen Verdächtigen aus Wüstenrot
Diesen Verdacht sollen die Polizisten gegenüber der Schwester des 17-Jährigen geäußert haben. Als das SEK anrückt, sitzt sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer dreijährigen Schwester im Haus, das die Gemeinde Wüstenrot eigens für Flüchtlinge gekauft hatte.
Die 19-Jährige bestreitet, dass ihr Bruder in den Fall verwickelt sein könnte. „Er macht so etwas nicht.“ Eine Zeugin will gesehen haben, wie ihr Bruder maskiert mit dem Mercedes gefahren sei. Sie vermutet ein Komplott gegen ihn. „In Heilbronn gibt es zu viele Leute, die meinen Bruder nicht mögen.“ Seit vier Wochen sei er nicht mehr zu Hause gewesen, habe sich auch telefonisch nicht gemeldet.
Schwester von Verdächtigen: Von Deutschland hat er die Nase voll
Möglicherweise sei er in Düsseldorf, meint die Schwester. Dort habe er an einer Feier teilnehmen wollen. Oder er sei gleich in die Türkei gezogen. Von Deutschland, so erklärt es die Schwester, habe er die Nase voll, nachdem er eine zweijährige Haftstrafe wegen Körperverletzung im Jugendgefängnis in Adelsheim abgesessen habe. „Ein anderer Mann hat ihn angegriffen. Er hat sich gewehrt und ist angezeigt worden.“
Dass sich der Verdacht gegen ihren Sohn richtet, kann die Mutter nicht verstehen. Ihre Tochter übersetzt: „Wir haben ein Auto vor der Tür stehen. Wenn er fahren möchte, kann er doch das nehmen.“ Sie vermisse ihn und schlafe nachts nicht mehr. Sie akzeptiere nicht, wenn ihre Kinder Probleme machten. Der SEK-Einsatz wühle sie zusätzlich auf. Einen USB-Stick, Mobiltelefone und Uhren habe die Polizei mitgenommen. „Wir haben hinterher drei Tage lang die Wohnung geputzt.“
Polizei Heilbronn soll nicht mehr von Bokma als Fahrer ausgehen
Bokma, der von der Durchsuchung aus der Zeitung erfahren haben will, sagt, dass sein Mercedes am Samstagmittag von Zeugen in Wüstenrot gesehen worden sei. In der Wellingtonienstraße, in der Nähe der Mammutbäume, für die Wüstenrot bekannt ist. „Es soll einer ausgestiegen sein, der geraucht hat“, sagt Bokma.
Er habe sein ganzes Leben nicht geraucht. Dass mancher denkt, er könnte das Auto gefahren haben, weiß er. „Ich bin es nicht gewesen.“ Davon soll auch die Polizei nicht mehr ausgehen, erklärt er. Die Beamten hätten ihm gegenüber bestätigt, dass sie ihn nicht für den Fahrer halten, der die Unfälle verursacht hatte. „Ich habe mit niemandem Streit und frage mich auch, wer es gewesen sein könnte.“
Beamte in Heilbronn interessieren sich für Videoaufnahmen aus Bistro in Wüstenrot
Die Polizei soll sich hingegen für Videoaufnahmen aus einem Bistro in Wüstenrot interessieren. Dort sei er am Freitag gewesen, bestätigt Bokma. Allerdings nicht mehr am Abend. Seit einem Jahr gehe er nach 18 Uhr nicht mehr aus dem Haus. Er sei krank und benötige Sauerstoff.
In Wüstenrot ist die Sache längst Gesprächsthema. Ein Mazda soll in der Zeit in Wüstenrot gestohlen worden sein, erzählen die Menschen. Und Diebstähle aus mehreren unverschlossenen Autos soll es in der Zeit auch gegeben haben. Zumindest diese beiden Vorfälle bestätigt die Polizei. Einen Zusammenhang der Taten jedoch nicht.


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