Flüchtlingszahl sinkt: So steht es um die Unterkünfte im Raum Heilbronn
In der Region Heilbronn wurden in den vergangenen sechs Monaten deutlich weniger Flüchtlinge aufgenommen als vor einem Jahr. Mit welchem Trend die Behörden rechnen.

Der Trend hält an: In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden in der Region deutlich weniger neue Flüchtlinge aufgenommen als im Vorjahreszeitraum. Zumindest was die Unterbringung betrifft, hat sich daher die Lage in den Kreisen und Kommunen inzwischen wieder etwas entspannt. Der Landkreis Heilbronn hat bereits Anfang des Jahres seine Notunterkünfte - die Sporthalle der Christian-Schmidt-Schule in Neckarsulm und die Gebäude auf dem Raumaier-Areal in Beilstein - aufgegeben.
Die Stadt Heilbronn hatte zum Ende des vergangenen Monats 1646 Menschen untergebracht, davon 634 in der Erst- und 961 in der Anschlussunterbringung. Für Asylsuchende werden hier aktuell 1367 Plätze vorgehalten. Belegt waren die Unterkünfte zum 30. Juni mit 1114 Menschen, woraus sich freie Kapazitäten von über 100 Plätzen ergeben. Für Geflüchtete aus der Ukraine hat die Stadt zurzeit 635 Plätze, durch die aktuelle Belegung mit 532 Bewohnern sind unterm Strich auch hier noch etliche Plätze frei.
Trend Geflüchteter ändert sich im Raum Heilbronn: Woher Asylsuchende kommen
Die Zahl der Zugänge im Bereich des Asylbewerberleistungsgesetzes lag im ersten Halbjahr 2024 laut Achim Bocher, Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren, etwa auf dem Niveau des Vorjahres. „Geflüchtete aus der Ukraine sind deutlich weniger gekommen“, so Bocher. Entscheidend werde die Entwicklung im zweiten Halbjahr sein. Prognosen hierzu lägen indes nicht vor.
Den Entwicklungen entsprechend versuche man, fortlaufend weitere Kapazitäten zu schaffen. „Generell verfolgen wir das Ziel, für mindestens zwei Monate Aufnahmekapazitäten vorzuhalten.“ In diesem Jahr schafft die Stadt zwei neue Unterkünfte in der Austraße, ein Standort mit 50 Plätzen sowie ein zweiter, der rund 100 Plätze vorhalten und im Laufe des Jahres einsatzbereit sein soll. In letzteren soll auch die städtische Flüchtlingsverwaltung mit 25 Beschäftigten einziehen. Im Industriegebiet Böllinger Höfe ist eine weitere Unterkunft geplant. Zu den drei Objekten gibt es laut Achim Bocher aktuell jedoch noch keinen Zeitplan für eine Inbetriebnahme.
Wie viele Menschen im Raum Heilbronn Asyl suchen
Im Landkreis Heilbronn liegen die Zugänge derzeit bei monatlich rund 50 Menschen. „Die Zu- und Abgänge haben sich im ersten Halbjahr die Waage gehalten beziehungsweise konnten etwas mehr Menschen in die Anschlussunterbringung zugewiesen werden, als neu aufgenommen werden mussten“, sagt Michael Brand, persönlicher Referent von Landrat Norbert Heuser. 379 Zugänge standen in diesem Zeitraum 392 Abgänge gegenüber.
In Bezug auf das erste Halbjahr 2023 zeigt sich auch hier eine deutliche Entwicklung: Seinerzeit musste der Kreis rund 100 Asylbewerber mehr aufnehmen, zuzüglich 677 Menschen, die vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine geflohen waren. „Dementsprechend waren auch die Zuweisungen an die Landkreiskommunen in Anschlussunterbringung sehr viel höher“, so Brandt. Im Jahr 2023 seien zudem viele Menschen in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt.
Zahl der Geflüchteten verändert sich – wie lange die Unterkünfte im Raum Heilbronn noch ausreichen
Die Abgänge lagen in diesem Zeitraum in Summe bei 1239 Personen. Weil der Landkreis Heilbronn seine Aufnahmeverpflichtung übererfüllt hat, nimmt er aktuell keine Geflüchteten aus der Ukraine mehr auf. Somit müssten derzeit lediglich Asylbewerber untergebracht werden, die mehrheitlich aus Syrien, Afghanistan und der Türkei kämen.
Bei den kreiseigenen Unterkünften sei die Lage noch recht entspannt. Zum 1. Juni konnte der Landkreis eine Kapazität von 2157 Plätzen vorhalten, von denen zum Stichtag 1772 belegt waren. „Solange sich die Zu- und Abgangszahlen die Waage halten, ist die Kapazität ausreichend“, sagt Michael Brandt. In den kommenden Monaten sei allerdings wieder mit steigenden Zugangszahlen zu rechnen. „Außerdem fallen absehbar Kapazitäten durch Ende der Vertragslaufzeiten weg.“ Daher suche man weiter Objekte mit mehr als 200 Quadratmeter Wohnfläche.
Landkreis Heilbronn setzt auf langfristige Kapazitäten in der Flüchtlingsunterbringung
Das Landratsamt versuche, „langfristig die notwendigen Kapazitäten zu schaffen, um kurzfristige Maßnahmen möglichst zu vermeiden“, fasst Brandt zusammen. Im Notfall müsste man wieder geeignete Hallen als Notunterbringung nutzen.
Das möchte auch die Stadt Heilbronn verhindern, die ebenfalls fortlaufend Immobilien für die Unterbringung anmietet. Es sei „erklärtes Ziel, möglichst keine Hallenbelegungen vorzunehmen“, verdeutlicht Achim Bocher. „Insbesondere, da dies auch einen Eingriff in die Vereinsarbeit, das Schulwesen und die Quartiersarbeit darstellen würde.“ Ob solche Maßnahmen erforderlich sein werden, müsse anhand der tatsächlichen Entwicklungen fortlaufend bewertet werden.