Tanzmariechen, Garde und Co.: Passen die Faschingsfiguren noch in die heutige Zeit?
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In der Faschingszeit sind sie häufig zu sehen: Tanzmariechen und Tanzgarde in knappen Röcken. Aber ist das noch zeitgemäß? Vereinsmitglieder aus dem Raum Heilbronn äußern sich.
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Februar ist die Zeit des Karnevals, des Faschings oder der Fasnet. Wie man es auch nennt: Begeisterte verkleiden sich mit bunten Kostümen, werfen Konfetti und Bonbons von Wagen oder rufen „Daale dallau“ oder „Sulmtal Ellauh“. Tausende Menschen säumten vergangenes Wochenende Talheims Gassen, um den Faschingsumzug mitzuerleben, der als einer der größten in der Region gilt. Umzüge in Bad Wimpfen und Ellhofen werden folgen.
Sexismus im Fasching: Kritik an Rolle der Frau – Tanzmariechen noch zeitgemäß?
Die fünfte Jahreszeit sorgt aber nicht überall für Begeisterung. In den vergangenen Jahren löste ein Heilbronner Bäcker mit seinen Faschingskrapfen eine Kontroverse aus. Für den einen waren die Figürchen, die etwa Chinesen oder Indianer darstellen sollten, rassistisch, für den anderen stand fest: In der Faschingszeit gehören Klischees dazu. Auch das Frauenbild sorgt in manchen Kreisen für Kritik. Denn Hexen mit gruseligen Masken prägen das Bild der Fasnet ebenso wie junge Mädchen in knappen Röcken.
Ist das noch zeitgemäß? Die Frage stellen Kritiker immer wieder vor allem im Hinblick auf Tanzgarden und die Figur des Tanzmariechens. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte 2019 die Soziologin Yvonne Niekrenz: „Im Karneval tritt die Unterordnung der Frau wieder zutage.“ Der Elferrat sei oft ausschließlich von Männern besetzt, auch Büttenreden in der Regel männlich dominiert, kritisierte Niekrenz, die über rheinischen Straßenkarneval promoviert hat. Frauen hingegen seien als Tänzerinnen auf der Bühne eher „dekoratives Beiwerk“.
Für Hans-Peter Bechtold hat die Garde nichts mit Sexismus zu tun. „Das ist eigentlich mehr Leistungssport als alles andere“, sagt der Präsident des Gundelsheimer Carneval-Vereins gegenüber der Heilbronner Stimme. Die kurzen Röcke dienten der Beweglichkeit der Akrobatinnen. Früher hätten die Kostüme mehr Rüschen gehabt, heute seien sie aus diesem Grund schlichter. Er verweist auf andere Leistungssportarten wie das Kunstturnen. Auch dort seien knappe, enge Anzüge üblich.
Tanzgarde und Tanzmariechen: Ist die Faschingsfigur noch zeitgemäß?
Chantal Noller ist seit 2005 Mitglied bei den Jagstfelder Hühnerlaus-Narren. „Das Tanzen bedeutet für mich die Verbindung von sportlicher Leistung, Eleganz und Unterhaltung“, erklärt sie. Der kurze Rock diene der Bewegungsfreiheit. „Mit langem Rock lässt sich eben nicht so gut in den Spagat springen oder ein Rad schlagen“, erklärt die 23-Jährige.
Zwar habe auch sie das eine oder andere Mal schon einen unangebrachten Kommentar zu ihrem Kostüm erhalten, aber davon lässt sie sich nicht beirren. „Das ist mir egal – ich sehe mich als Sportlerin, die auf der Bühne ihr Können zeigt.“ Und über enge Radlerhosen beschwere sich schließlich auch niemand.
Geschichte des Tanzmariechens
Während man im rheinischen Karneval vom Funkemariechen spricht, gibt es in der Region Heilbronn das Tanzmariechen. Die Kostüme sind oft an eine Militärgarde angelehnt. Bis zur Zeit der Nationalsozialisten war die Rolle ausschließlich mit Männern besetzt. Doch Männer in Frauenkleidern widersprach dem „nationalsozialistischen Herrenmenschen-Ideal“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Die Nazis hatten Angst vor Transvestitismus, daher durften ab dem Dritten Reich nur noch Frauen Tanzmariechen sein.
Ist das Tanzmariechen als Figur also noch zeitgemäß? Für Chantal Noller ist die Antwort ein eindeutiges Ja, solange die sportliche Leistung im Vordergrund steht. Nicht das Mariechen müsse sich verändern, sondern der Blick darauf. Noller: „Ich wünsche mir, dass Mariechen- und Gardetanz als das anerkannt werden, was sie sind: eine anspruchsvolle Sportart.“
Klischees im Fasching: Wenn jemand verletzt wird, hört der Spaß auf
Dass im Fasching auch Klischees eine Rolle spielen, wollen beide nicht abstreiten. „Vermutlich kann man überall Klischees finden“, sagt Hans-Peter Bechtold, der sich seit 30 Jahren engagiert. Für ihn sind Umzüge, Prunksitzungen und Co. ein Kulturgut, das sein Verein den Menschen vermitteln will. Zum Fasching gehören Übertreibungen, Satire und Klischees dazu, sagt auch Chantal Noller. „Das ist Teil des Humors und der Tradition.“
Dennoch ist Vorsicht angebracht, findet sie. Diskussionen über bestimmte Kostüme oder Blackfacing seien absolut angebracht. „Wenn man jemanden mit einem Kostüm verletzt, sollte man es sein lassen“, sagt die Gardetänzerin. Solange aber niemand beleidigt oder angegriffen werde, könne man beim Fasching auch mal ein Auge zudrücken.
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Kommentare
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Thomas Gaukel am 09.02.2025 22:12 Uhr
Ist doch eigentlich ganz einfach: Solange noch jemand in der Rolle tanzen möchte, soll er/sie/es es tun. Wer zuschauen will soll es, wer nicht soll wegbleiben.
Das einzige was meiner Meinung absolut nicht mehr zeitgemäß ist, ist anderen Leuten vorzuschreiben zu wollen, was sie zu tun oder zu lassen haben.
Jetzt will man uns auch noch den Spaß am Fasching vermiesen.das ist doch unglaublich,Was zum Kuckuck soll denn das wieder sein.Immer nur alles schlecht reden und alte Traditionen abschaffen.Ich hab von diesen Miesepetern die Schnauze voll ,Haben wir hier im Lande nicht ganz andere Probleme
Traurig, aber keine Sorge: Sie können natürlich trotzdem weiterlesen.
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