Viele Atemwegs-Infektionen unter Kindern und Jugendlichen: Das sind die Gründe
Husten, Schnupfen, Fieber: Vor allem junge Menschen haben derzeit mit diesen Beschwerden zu kämpfen. In der SLK-Kinderklinik führt das zu einer angespannten Situation.
Sind es die Nachwehen der Corona-Pandemie oder ist es eine natürliche Schwankung? Das Robert-Koch-Institut registrierte bis Anfang Februar weiter zunehmende Zahlen an akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern zwischen 5 und 14 Jahren.
Was die „echte“ Grippe, medizinisch Influenza, angeht, meldet das Gesundheitsministerium in Stuttgart ebenfalls viele junge Betroffene. Fast ein Drittel der Erkrankten in der vergangenen Woche sei unter 18 Jahre alt gewesen, hieß es. Experten des Science Media Center schätzen die Situation ein.
Viele Atemwegserkrankungen in Baden-Württemberg: Was könnten Gründe für die hohen Infektionszahlen sein?
„Es hat wahrscheinlich mit der starken Ausbreitung der Erreger zu tun“, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Diese könne von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein, „und dieses Jahr scheinen wir wieder ein recht starkes Jahr zu haben“.
Nachholeffekte der Pandemie könnten eine Rolle spielen, seien aber sicher nicht die Hauptursache, meint Watzl. Auch der Effekt von Impfungen sei nicht relevant, weil es für diese Altersgruppe keine Impfempfehlung gegen Influenza, Corona oder RS-Viren gibt. RS-Viren können akute Atemwegserkrankungen auslösen, die am häufigsten Säuglinge und Kleinkinder betreffen.
Grippe, auch als Influenza bekannt, hat gerade Hochsaison: Wer sollte sich impfen lassen?
Seit 2024 gilt eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Stiko für eine RSV-Immunisierung aller Neugeborenen und Säuglinge. Sie trifft damit nicht die über Fünfjährigen. „Diese haben somit grundsätzlich ein Erkrankungsrisiko, wobei die Krankheitsschwere deutlich geringer ist als im Säuglingsalter“, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.
Die Standard-Grippeschutzimpfung ist ab 60 Jahren empfohlen. Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter 60 wird dazu nur geraten, wenn eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung infolge eines Grundleidens vorliegt. Es ist noch möglich, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Der Schutzeffekt tritt etwa 10 bis 14 Tage danach ein.
Atemwegserkrankungen in Deutschland: Gibt es einen langfristigen Effekt durch die Corona-Pandemie?
Das müsse man beobachten, sagen Forscher. „Aber selbst ohne Nachholeffekt werden wir wahrscheinlich vermehrt Atemwegsinfektionen in den nächsten Jahren sehen – durch Sars-Cov-2 als zusätzlichen Erreger“, sagt Carsten Watzl. Darauf müssten sich Gesellschaft und Arbeitgeber einstellen. Seine Empfehlung: „Die Gesundheitsbehörden müssten versuchen, die Impfquoten zu erhöhen, damit möglichst wenig Menschen schwer erkranken.“ Gerade in der Kinder- und Jugendmedizin kommt es im Winter immer wieder zu einer starken Belastung von Arztpraxen und Kliniken.
Auch an der SLK-Kinderklinik in Heilbronn sei die Lage im Hinblick auf akute respiratorische Erkrankungen und Infektionserkrankungen angespannt, aber noch zu bewältigen, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. „Seit einigen Wochen verzeichnen wir ein erhöhtes Aufnahmeaufkommen und eine Zunahme der Patientenzahlen gerade im Bereich der Infektstationen.“ Die Situation werde täglich neu bewertet.
Husten, Schnupfen, Fieber: Welche präventiven Maßnahmen kann man ergreifen?
Gegen Erreger von RSV, Influenza, Corona und Pneumokokken gibt es wirksame Impfungen. Auch Verhaltensänderungen, die aus der Pandemie bekannte sind, können helfen, das Infektionsgeschehen einzudämmen: Arbeiten im Homeoffice und Masketragen etwa.