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Ermittler aus Heilbronn über Einbrüche: „Täter sind gut miteinander vernetzt“

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Mark Schück (49) leitet den Arbeitsbereich Seriendelikte und Wohnungseinbruchdiebstahl beim Polizeipräsidium Heilbronn. Der Erste Kriminalhauptkommissar spricht über die jüngsten Einbruchszahlen.


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Zuletzt kam es im Stadtgebiet Heilbronn und im Landkreis vermehrt zu Einbrüchen. Eine Spezialeinheit der Polizei nahm erst kürzlich ein mutmaßliches Verbrecherduo in Ludwigshafen fest. Sie sollen mehrere Einbrüche in der Region Heilbronn verübt haben. Kriminalhauptkommissar Mark Schück spricht im Stimme-Interview über die jüngsten Entwicklungen.

 

Ist die Zahl der Einbrüche in den vergangenen Monaten gestiegen?

Mark Schück: Die dunkle Jahreszeit ist Einbruchszeit. Da haben wir jedes Jahr einen Anstieg im Bereich der Eigentumskriminalität. Für uns ist ein wichtiger Indikator, die Fallzahlen mit dem Vorjahr zu vergleichen. Und da kann ich sagen, dass wir keinen Anstieg im Gesamtbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn, sondern sogar weniger Fälle zu verzeichnen haben. Aber jeder Fall ist einer zu viel. Wir stellen uns dem entgegen, mit allem, was wir haben.

 

Was meinen Sie konkret?

Schück: Ich meine alle Maßnahmen, die die Strafprozessordnung hergibt und das Polizeigesetz Baden-Württemberg. Dazu gehören verdeckte Maßnahmen. Dass so etwas Wirkung entfaltet, können wir mit dem aktuellen Fall belegen.

 

Was war das?

Schück: Im Raum Ludwigshafen haben wir zwei Wohnungseinbrecher festgenommen, die von dort aus auch immer wieder den Landkreis Heilbronn heimgesucht haben. Besonders perfide war, dass die Tatverdächtigen die Abwesenheit von Bürgern während einer Beerdigung ausgenutzt haben, um in Wohnhäuser einzudringen und Wertsachen zu stehlen.

 

Was wissen Sie über die Herkunft der Täter in diesem Fall?

Schück: Es handelt sich um polnische Staatsangehörige, die in Ludwigshafen in einer Wohnung untergekommen waren und denen wir Einbrüche in drei Bundesländern nachweisen können. Wir sind guter Dinge, dass die Festnahmen zu weniger Einbrüchen führen.

 

Sind Türen oder Fenster nicht fest verschlossen, macht man es Einbrechern leicht. In der dunklen Jahreszeit steigen erfahrungsgemäß die Einbruchszahlen.
Sind Türen oder Fenster nicht fest verschlossen, macht man es Einbrechern leicht. In der dunklen Jahreszeit steigen erfahrungsgemäß die Einbruchszahlen.  Foto: Nicolas Armer/dpa

Einbrecher aus der Region, die in der Region Einbrüche verüben, gibt es die überhaupt noch?

Schück: Es gibt noch den örtlich agierenden Einbrecher, den Gelegenheitstäter oder Taten in Verbindung mit Beschaffungskriminalität. Der Prozentsatz ist sehr gering. Die sind in der Regel nicht für die Vielzahl der Fälle verantwortlich. Der allergrößte Teil von Einbrüchen lässt sich auf organisiert agierende Täter, die zum Teil aus dem Ausland gesteuert werden, zurückführen. Das können wir statistisch auch belegen.

 

Trifft es zu, dass die organisierten Einbrecherbanden vor allem aus Osteuropa kommen?

Schück: Die Verfahren der letzten Jahre zeigen, dass es genauso ist.

 

Organisiert bedeutet auch professionell.

Schück: Sehr professionell. Das heißt, es wird bereits im Vorfeld der Tat professionell agiert. Die Täter beschaffen sich Kommunikationsmittel, geeignete Fahrzeuge, Tatorte werden ausgekundschaftet. Vor diesem Hintergrund sind wir dankbar, wenn die Bevölkerung wachsam ist und uns Beobachtungen meldet. Seien es Kennzeichen von Autos oder Personen, die nicht in ein Wohngebiet passen.

 

Haben es Einbrecher eher auf Einfamilien- oder eher auf Mehrfamilienhäuser abgesehen?

Schück: Das gibt es beides. Auch in Häuser oder Wohnungen in Innenstadtlage brechen sie ein.

 

Besteht bei Mehrfamilienhäusern für die Einbrecher nicht die Gefahr, dass der Nachbar von oben kommt?

Schück: Das sind Einbrüche, die eher tagsüber stattfinden, wenn die Leute bei der Arbeit sind. Es wird oftmals durch Klingeln überprüft, ob jemand zu Hause ist. Deshalb sollten Bewohner von Mehrfamilienhäusern auch die Hauseingangstüre abschließen.

 

Was können sie noch tun?

Schück: Es geht schon damit los, für ausreichend Beleuchtung zu sorgen oder mal den Fernseher laufen lassen. Das ist eine große wichtige Säule bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs.

 

In Bretzfeld-Bitzfeld haben nach wiederholten Einbrüchen die Bürger eine durchgehende Straßenbeleuchtung gefordert. Ist das sinnvoll?

Schück: Aus Sicherheitsaspekten ist es sicherlich sinnvoll, die Straßenbeleuchtung durchgängig eingeschaltet zu lassen. Mein Fachgebiet ist aber die Repression und es gibt ganz klare Anzeichen dafür, dass die konsequente Strafverfolgung bis hin zur Aburteilung der Täter dafür sorgt, dass auch der Raum Heilbronn für Täter unattraktiv wird.

 

Wieso hält das die Täter ab?

Schück:  Täter sind gut miteinander vernetzt. Wenn sich herumspricht, dass dort von der Polizei erfolgreich gearbeitet und am Schluss von Gerichten auch abgeurteilt wird, führt das dazu, dass solche Gegenden gemieden werden. Das stellen wir seit Jahren fest. Wir haben uns in der Bearbeitung davon gelöst, uns nur auf Wohnungseinbrüche zu konzentrieren. Wir arbeiten das ganze Jahr über mit verdeckten Maßnahmen an der Bekämpfung der Eigentumskriminalität, um sprunghafte Anstiege zu vermeiden und Fallzahlen auf einem niedrigen Niveau zu halten.

 

Mit welchem Ergebnis?

Schück: Uns ist aufgefallen, dass die Klientel, die Wohnungseinbrüche begeht, oftmals auch ganz viele andere Straftaten begeht im Eigentumsbereich.

 

Was zum Beispiel?

Schück: Wenn ich im Sommer einen festnehme, der Zigarettenautomaten aufbricht, Taschendiebstahl begeht oder ein Auto stiehlt, muss ich ihn nicht im Dezember in einem Wohnhaus suchen.

 

Da gibt es einen Zusammenhang?

Schück: Das können wir durch eine Vielzahl von Ermittlungsverfahren beweiskräftig belegen, nicht zuletzt durch unsere Ermittlungsgruppe Garage, die sich zunächst um aufgebrochene Garagen gekümmert hat, aus denen Fahrräder, Felgen und anderes entwendet wurden. Nachdem wir die Täter mit verdeckten Maßnahmen ermittelten, konnten wir belegen, dass die auch Pkw aufgebrochen haben, dass die Handwerkerfahrzeuge aufgebrochen haben, um an Werkzeuge zu kommen, und schlussendlich in Wohnung eingebrochen sind. 

 

Auf was haben es die Täter in den Wohnungen abgesehen?

Schück: Auf das, was einen schnellen Profit bringt. Das heißt Bargeld, Schmuck, Uhren, hochwertige Gegenstände, die leicht transportabel und gut zu Geld zu machen sind.

 

Schmuck und Uhren müssen die Täter erstmal verkaufen.

Schück: Ohne Hehler keine Stehler. Unser Anspruch ist auch, die Hehler zu ermitteln, um denen das Geschäftsmodell zu entziehen. 

Tipps der Polizei für ein sicheres Zuhause

  • Haustür geschlossen halten
  • Unbekannte im Mehrfamilienhaus oder auf dem Grundstück ansprechen
  • Keine fremden Menschen in die Wohnung lassen
  • Wohnungstür zweimal abschließen
  • Hausschlüssel nie außerhalb der Wohnung verstecken
  • Wohnung soll auch bei Abwesenheit einen bewohnten Eindruck vermitteln
  • Fenster und Balkontüren auch bei kurzer Abwesenheit abschließen
  • Bei verdächtigen Beobachtungen Polizeinotruf 110 anrufen
  • Niemals versuchen, Einbrecher festzuhalten
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