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Prozess in Heilbronn
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LKA-Experte identifiziert Pistole des Angeklagten als Waffe beim Kochendorfer Doppelmord

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Im Bad Friedrichshaller Doppelmordprozess hat am Mittwoch ein Waffenexperte des Landeskriminalamts die Tatwaffe dem Angeklagten zugeordnet. In der Verhandlung ließ der Beschuldigte seinen Anwalt eine Erklärung abgeben. 


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Die Tatwaffe, mit der am 7. Januar 2025 zwei Mitarbeiter im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen wurden und ein weiterer Mitarbeiter schwer verletzt wurde, ist die Pistole, die Polizeibeamte noch in der Tatnacht im Waffentresor des Angeklagten gefunden haben. Zu diesem Ergebnis kommt ein Waffenexperte des Landeskriminalamts (LKA) nach seiner ballistischen Auswertung.

Doppelmordprozess in Heilbronn: Angeklagter will sich nicht an Tat erinnern

Zuvor hatte der 53 Jahre alte Angeklagte einen seiner beiden Anwälte erklären lassen, dass er weder an den Zeitraum rund um die Tat noch an die Tat selbst irgendeine Erinnerung habe. Darüber hinaus erklärte der Verteidiger, sein Mandant entbinde alle Ärzte, die mit ihm zu tun hatten, von ihrer Schweigepflicht. Im Verlauf des Prozesses war mehrfach die Rede davon, dass der Angeklagte mutmaßlich psychische Probleme habe.

Bis zum Prozesstag am Mittwoch hatte sich der in Seckach wohnende Angeklagte geweigert, sich vom psychiatrischen Sachverständigen des Gerichts, Dr. Matthias Michel, untersuchen zu lassen. Laut einem seiner Anwälte sei er jetzt dazu bereit. 

Doppelmordprozess in Heilbronn: Ballistiker findet auf Schlagbolzen der Tatwaffe markanten Kratzer

Für den Waffenexperten des LKA steht fest, dass mit der halbautomatischen Pistole des Angeklagten am Tatabend des 7. Januar im Pausenraum der Hänel-Fabrik geschossen wurde. Die Waffe weise eindeutige Merkmale auf, die eine Zuordnung von Spuren auf Patronenhülsen und Geschossen zulasse. Besonders auffällig sei dabei ein Kratzer auf dem Schlagbolzen der Waffe, die ein Individualmerkmal dieser Pistole sei.

Am 7. Januar soll ein 53 Jahre alter Mann zwei seiner Kollegen in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Er muss sich jetzt vor Gericht verantworten.
Am 7. Januar soll ein 53 Jahre alter Mann zwei seiner Kollegen in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Er muss sich jetzt vor Gericht verantworten.  Foto: Seidel, Ralf

Um mögliche Spuren auf Geschossen und Hülsen der Waffe des Angeklagten zu identifizieren, hatte der LKA-Beamte bei seiner ballistischen Untersuchung mehrere Schüsse in einen Wattekasten abgegeben und die darauf entstehenden Hülsen und Geschosse auf Spuren hin untersucht. Dabei befand sich die Schürfspur des Kratzers auf den Zündhütchen der Patronenhülsen. Genau diese Spuren fand der Experte auch auf einer ganzen Reihe von Hülsen, die im Pausenraum der Zahnfabrik verstreut waren. Darüber hinaus konnte der LKA-Beamte auch eine Reihe von Geschossteilen der Waffe des Angeklagten zuordnen.

Am Tatort haben die Beamten der Heilbronner Kriminaltechnik zunächst 22 Hülsen und 18 Geschosse gefunden. Wie die Heilbronner Kriminalhauptkommissarin als Hauptsachbearbeiterin vor Gericht sagte, sei später eine weitere Hülse von einer Putzkraft gefunden worden.

Doppelmord in Kochendorf: LKA-Beamte rekonstruieren Pausenraum in 3-D-Simulation

Für die Rekonstruktion der Tat haben weitere Experten des Landeskriminalamts eine 3-D-Simulation des Pausenraums mit Hilfe eines Laserscanners erstellt. Darin sind nicht nur die Position der getöteten Mitarbeiter zu sehen, sondern auch zahlreiche Blutantragungen an Wänden und Boden sowie ein umgeworfener Tisch. Markiert haben die Kriminalbeamten darüber hinaus die Lage der gefundenen Hülsen und Geschosse.

Die Auswertung der Einschusswinkel in Schädel und Körper der am 7. Januar getöteten Brüder und des schwer verletzten Mitarbeiters stellte ein Backnanger Radiologe vor der Schwurgerichtskammer vor. Die Kombination der Einschusswinkel mit der Lage, in der die beiden toten Brüder gefunden wurden, ließ die Beamten des LKA rückschließen, dass der Schütze in die Köpfe der Getöteten geschossen haben muss, als diese bereits auf dem Boden lagen. Dabei habe er offenbar seine eigene Schussposition mehrfach verändert.

Am 7. Januar 2025 hat eine vermummte und schwarz gekleidete Person um 17.43 Uhr im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel zwei Mitarbeiter erschossen und einen weiteren schwer verletzt. Ein vierter Mitarbeiter, der sich zur Tatzeit in dem Raum aufhielt, konnte unverletzt flüchten. Der Täter soll dabei in 75 Sekunden 23 Schüsse abgegeben haben. Der Angeklagte ist ebenfalls Mitarbeiter in der Fabrik. Er hat sich am Tag der Tat frei genommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem zweifachen Mord und versuchten Mord vor. Das Motiv soll Hass und Neid gewesen sein.

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