Diskussion um Fifty-Fifty-Taxi im Landkreis Heilbronn – Taxi-Fahrer mit Kritik
Das Fifty-Fifty-Taxi soll jungen Menschen im Landkreis Heilbronn eine sichere und günstige Heimfahrt ermöglichen. Doch das Angebot sorgt für Kritik bei Taxiunternehmen.
Nachts unterwegs zu sein, kann im Landkreis Heilbronn teuer werden – besonders für junge Leute ohne eigenes Auto oder wenn Bahn und Bus zu später Stunde nicht mehr fahren. Das Taxi bleibt oft die einzige Option, was sich schnell zur kostspieligen Angelegenheit entwickeln kann. Der Kilometer kostet immerhin rund drei Euro bei einer Taxifahrt.
Doch das Landratsamt Heilbronn führte 2021 ein spezielles Mobilitätsangebot für 16- bis 25-Jährige aus dem Landkreis ein: das Fifty-Fifty-Taxi. An Wochenenden und Feiertagen zwischen 0 und 6 Uhr zahlen die Fahrgäste nur die Hälfte des Taxipreises, den Rest übernimmt das Landratsamt. Eine gute Idee – doch das Angebot scheint bei Fahrern und Passagieren noch nicht wirklich angekommen zu sein.
Das Fifty-Fifty-Taxi im Landkreis Heilbronn: Viel Potenzial, kaum bekannt
„Im Durchschnitt wurden in diesem Jahr monatlich 105 Fahrten im System erfasst“, sagt Andreas Zwingmann, Pressesprecher des Landratsamts Heilbronn. „Es wird regelmäßig genutzt, aber es besteht natürlich noch Potenzial, das Angebot bekannter zu machen.“ Man arbeite daran, Jugendliche im Landkreis besser zu informieren. In einigen Kommunen gab es zuletzt erneut Anzeigen und Infotexte in den Amtsblättern.
Zur Nutzung des Fifty-Fifty-Taxis muss eine App auf dem Smartphone installiert werden. Der Fahrgast zeigt dem Fahrer einen QR-Code, der vor und nach der Fahrt gescannt wird. Danach zahlt der Fahrgast seinen Anteil der Kosten. „Die Zahl der registrierten Nutzer steigt kontinuierlich“, sagt Zwingmann. Im Oktober 2024 waren es 3.564, ein Jahr später bereits 4.128. Wichtig für Fahrgäste: Das Angebot gilt nur bei ausgewählten Taxiunternehmen – aktuell sind neun Betriebe in der App gelistet.

Fifty-Fifty-Angebot von Taxifahrern kritisiert: „Die Zahlungen kommen spät“
„Viele Unternehmen sind abgesprungen“, sagt Ercan Atas, Geschäftsführer von Taxi Atas aus Heilbronn, zur niedrigen Zahl der Betriebe. Er selbst habe noch nie am Angebot teilgenommen. Ein Grund sei der umständliche Scan-Vorgang mit der App. Kollegen hätten berichtet, dass Fahrten plötzlich abgebrochen wurden, die Fahrgäste dann den vollen Preis zahlen mussten und es zu Konflikten kam. „Würde alles reibungslos laufen, wäre es kein Problem, mitzumachen“, so Atas. „Wir sind Taxifahrer, müssen fahren, uns auf den Verkehr konzentrieren – und sollen nebenbei noch mit dem Handy hantieren?“. Ein weiteres Problem sei die Abrechnung mit dem Landratsamt.
„Die Zahlungen kommen spät oder man muss Fahrten nachreichen“, klagt Unternehmer Ahmet Efe. Vor fünf Monaten stieg er deshalb aus dem Programm aus. Atas ergänzt: „Wir sind Taxifahrer, keine Steuerberater. Wir wollen einfache Abläufe.“ Er schlägt vor, eine Gutscheinkarte einzuführen, die Jugendliche einlösen können.
„Wir sind offen für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge“, entgegnet Zwingmann. In der App gebe es dafür ein extra „Bemerkungsfeld“, das nach erster Kritik eingeführt wurde. Hier können Zwischenstopps oder Zusatzkosten wie erhöhte Anfahrtskosten eingetragen werden, um die Fahrpreise nachvollziehbar zu machen.
Lob für Fifty-Fifty-Taxi vom Landratsamt Heilbronn: „Es ist eine super Sache“
Zum Vorwurf der verspäteten Zahlungen erklärt Zwingmann: „Das entspricht nicht unserer Praxis. Ist der Fahrpreis nicht eindeutig ersichtlich und wurde im Bemerkungsfeld nichts angegeben, erfolgt die Auszahlung erst nach Rückmeldung des Taxiunternehmens – aber stets zeitnah und abhängig von der Mitwirkung des Unternehmens.“
Lob gibt es auch: „Es ist eine super Sache für uns und für die Jugendlichen, die günstig und sicher nach Hause kommen“, sagt Meric Karaduman, Geschäftsleiter von Taxi Unterland, das seit Beginn dabei ist. Probleme mit verspäteten Zahlungen kennt er nicht. Seiner Meinung nach sollte das Angebot noch stärker beworben werden. „Viele kennen es nicht“, so Karaduman. „Zudem hat sich das Nachtleben in Heilbronn nach Corona nicht erholt, die Zahl der Fahrten ist geringer.“
Auch das Landratsamt bewertet das Projekt positiv: „Vor allem rund um Events zeigt sich eine steigende Nachfrage. Wir arbeiten kontinuierlich daran, Angebot und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und noch mehr Jugendliche zu erreichen“, so Zwingmann abschließend.
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Kommentare
Christian Bertsch am 12.11.2025 15:13 Uhr
In Berlin oder Hamburg, Düsseldorf etc. gibt es keine Taxisubventionierung sondern Nachtbus, die Städte sollte Heilbronn Stadt und Kreis sich mal als Vorbild nehmen