Den Berlin-Marathon geschafft: 24 von 25 Läufern aus Erlenbach kommen ins Ziel
Der jüngste Läufer aus dem Erlenbacher Team war 18, der älteste 63. Sie alle sind am Tag nach der Herausforderung glücklich und stolz. Auch Trainer Johannes Kaisers, obwohl er abbrechen musste.

Insgesamt 55.000 Läufer sind am Sonntag beim Berlin-Marathon an den Start gegangen, darunter Mega-Stars wie der britische Sänger Harry Styles. Der 31-Jährige ist unter dem Synonym Sted Sarandos mit einer gigantischen Zeit von unter drei Stunden ins Ziel gekommen und wurde auf der Ziellinie von Fotografen entdeckt.
Marathon nach der Hälfte abgebrochen: Bei Johannes Kaisers siegt die Vernunft
Auch 25 Läufer der Erlenbacher Laufgruppe von Johannes Kaisers waren am Start über die 41,195 Kilometer. Es war ein Lauf unter erschwerten Bedingungen, denn in Berlin zeigte das Thermometer knapp unter 30 Grad an. Am Ende schafften es trotzdem alle ins Ziel – bis auf Trainer Johannes Kaisers selbst. Der 54-Jährige war zwei Wochen vor Berlin mit einer Erkältung aus dem Urlaub zurückgekehrt. Nach einem Hustenanfall auf halber Strecke entschied er, den Lauf nicht zu Ende zu bringen. „Das war vernünftig, es ist okay für mich“, sagt er später – und dass er extrem stolz auf sein Team ist. Jeder einzelne Läufer sei über sich selbst hinausgewachsen und habe alles gegeben für das große Ziel, die Medaille für den Berlin-Marathon. So gab es einige Emotionen und auch Tränen auf der Ziellinie.

Kurz vor der Ziellinie laufen bei Bianca Mühlbeyer die Tränen
Bianca Mühlbeyer sagt, sie habe kurz vor dem Zieleinlauf noch ihre Tochter Laura gesehen, die mitgereist ist, um die Mutter zu unterstützen. „800 Meter vor dem Ziel habe ich dann geheult, das war so schön, mein Moment.“ Die 52-Jährige kommt mit einer Zeit von 5:34 Stunden als letzte der Gruppe ins Ziel, sieht dabei aber entspannt aus und sagt im Rückblick, sie habe noch Reserven gehabt. Am Montagfrüh geht es ihr „überraschend gut“, erzählt sie beim Frühstück. „Ich habe wirklich gut geschlafen und meine Fuß- und Knieschmerzen von gestern sind weg.“
Marcel Senghas wollte den Marathon zum Schluss nur noch hinter sich bringen
Marcel Senghas, für den es im Training meistens gut gelaufen ist, hatte dagegen zu kämpfen, wie er am Morgen danach sagt. „Das war mental hart.“ Er habe schon die Nacht auf Sonntag nicht gut geschlafen und dann gleich auf den ersten Kilometern gemerkt, dass ihm das Wetter sehr zu schaffen macht. Ab Kilometer 30 habe er sich dann mehrfach die Frage gestellt: „Warum mache ich das eigentlich?“ Über die Ziellinie ist der 50-Jährige nicht mit Glücksgefühlen gekommen, erzählt er. „Ich wollte einfach nur ankommen und das Ding hinter mich bringen.“ Am Montagmorgen sieht Senghas wieder einigermaßen erholt aus und sagt: „Hauptsache ich bin durchgekommen, darauf bin ich richtig stolz.“ Dass er dabei die angepeilte Zeit von 4 Stunden 30 um 18 Minuten gerissen habe, sei egal.
Das harte Training hat sich gelohnt, sagt Sebastian Hammer
Sebastian Hammer hat sein Ziel, unter 5 Stunden zu bleiben, um 17 Sekunden verpasst. „Das ärgert mich ein bisschen“, sagt er im Rückblick gut gelaunt. Ansonsten ist es für ihn angesichts der Hitze erstaunlich gut gelaufen. „Ich habe am Anfang Tempo rausgenommen und mir das insgesamt super eingeteilt“, erzählt der 43-Jährige. Bei Kilometer 37 habe er kurz die Überlegung gehabt, weiter zu gehen. „Aber das hab ich dann doch nicht gemacht und bin komplett durchgelaufen.“ Für ihn ist klar: Das harte Training, die viele Zeit, die er für die Vorbereitung investiert hat, hat sich voll gelohnt. „Ich war in guter Verfassung im Ziel und es war auch für mich sehr emotional, die Medaille in der Hand zu halten.“

Der jüngste Läufer der Gruppe ist 18 Jahre alt, der älteste 63
Jüngster Läufer der Gruppe ist der 18-jährige Emile Härdtner (4:32), der älteste mit 63 Jahren Herbert Bolch. Stefanie von Olnhausen (42) läuft den Marathon zusammen mit ihrer Mutter Christina Schweikert (61). Im Zielbereich herrscht kurze Aufregung, weil das GPS-Signal der Älteren bei Kilometer 40 stehengeblieben ist und sich fast 20 Minuten lang nicht bewegte. Doch auch Christina Schweikert schafft es in guter Verfassung mit einer Zeit von 5:30 gut 50 Minuten nach ihrer Tochter (4:38) ins Ziel. Vermutlich war auch das Signal ob der 55.000 Läuferinnen und Läufer überlastet und deshalb zeitweise gestört.