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Beobachtung durch Badegäste
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Wird der Rote Amerikanische Sumpfkrebs zur Plage am Breitenauer See?

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Badegäste beobachten den artfremden Eindringling vermehrt im seichten Wasser und in der Badebucht des Breitenauer Sees. Verantwortliche können die Ausbreitung der Population nicht bestätigen.


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Auf der kurzen Strecke von der Badebucht unterhalb des Hauptkioskes in Richtung DRLG-Gebäude habe er im flachen Wasser des Breitenauer Sees mehr als 20 Exemplare gesehen. Roland Schweizer hat zudem von einer Handvoll Kindern erfahren, die an drei Tagen rund 150 Rote Amerikanische Sumpfkrebse eingesammelt hätten. Andere Badegäste, so konnte er beobachten, taten es ihnen gleich. 

„Die Krebse breiten sich rasant und ungebremst aus“, ist Schweizers Eindruck. „Und sie werden immer größer“, erzählt er von bis zu 15 Zentimeter großen Tieren. Er macht sich große Sorgen, dass die invasive Art das Ökosystem des beliebten Ausflugsziels zerstören könnte und fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf, um die Tiere, die nicht heimisch sind und die Krebspest verbreiten, einzudämmen.

Probleme durch Ausbreitung des Roten Amerikanischen Sumpfkrebs am Breitenauer See?

Schweizer, der fast täglich seine Bahnen im Breitenauer See zieht, hat die Ohren offen gehalten und gemerkt, dass sich Badegäste über das Krebsvorkommen unterhalten.  Dass es bei den Verantwortlichen offenbar kein Thema ist, macht ihn fassungslos. Die ganze Badebucht sei mit Krebsen voll, und er habe noch nie gesehen, dass diese abgefischt würden.

Wenn man jetzt nichts tue, gerate die Population völlig außer Kontrolle und das Ökosystem kippe, befürchtet der Löwensteiner. „Mir liegt einiges am See“, begründet er seinen Vorstoß, mit dem er ein Problembewusstsein erzeugen will. 

Landratsamt Heilbronn ist starke Vermehrung des Roten Amerikanischen Sumpfkrebs nicht bekannt

Weder dem Wasserverband Sulm noch dem Naherholungszweckverband Breitenauer See und dem Landratsamt Heilbronn ist eine starke Vermehrung des Sumpfkrebses bekannt. „Bisher hatte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Heilbronn keine Kenntnis von einem aktuell merklichen Anstieg der Population“, heißt es aus der Pressestelle des Landratsamts.

Markus Friedle, Vorsitzender des Fischereivereins Breitenauer See, war zuletzt am vergangenen Sonntag Angeln. Eine Häufung der invasiven Art sei ihm nicht aufgefallen. Von seinen Mitgliedern habe er diesbezüglichen nichts gespiegelt bekommen. Auch beim Wasserverband Sulm, dem das Hochwasserrückhaltebecken gehört, ist das Thema nicht aufgeploppt, sagt Geschäftsführerin Daniela Wenninger. Wobei der Wasserverband beim regelmäßigen Jour fixe vor Ort vor allem die Hochwassereinrichtungen im Blick hat.

Naherholungszweckverband: Eingreifen in die Natur ist verboten

Anders beim Naherholungszweckverband. „Jüngst ist das Thema Krebse häufig bei mir gelandet“, gibt Geschäftsführerin Silke Vosbein Auskunft. „Ob und wie wir da vorgehen, ist derzeit noch nicht festgelegt.“ Sie wolle sich mit dem Vorsitzenden des Zweckverbands, Obersulms Bürgermeister Björn Steinbach, und dem Leiter des Betriebshofs, Jonas von Hanxleden, besprechen. 

Schweizer schlägt eine Sammelstelle vor. Der Naherholungszweckverband macht jedoch deutlich, dass jegliches Eingreifen in die Natur am beliebten Ausflugsziel verboten ist. In der Polizeiverordnung heißt es, wildlebende Tiere zu füttern, ihnen nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, zu fangen, zu verletzen oder zu töten, ist untersagt.

Und auch Markus Friedle warnt: „Wenn jemand die Sumpfkrebse einsammelt und in andere Gewässer setzt, macht er sich strafbar.“ Es drohe ein hohes Bußgeld. Die Krebse unterliegen dem Fischereirecht, und nur der Fischereiverein dürfte sie entnehmen. Denn die Folgen könnten fatal sein, die Krebspest ist für heimische Flusskrebse tödlich. 

Raubfische und Krebssperren gegen Roten Amerikanischen Sumpfkrebs im Breitenauer See

Deshalb gibt es auch oberhalb und unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens Krebssperren, weiß Friedle. Nachdem sich der See nach dem Ablassen 2020 wieder gefüllt hatte, habe der Fischereiverein Maßnahmen gegen den unerwünschten Eindringling, der gerne Fischlaich frisst, getroffen und wieder Raubfische eingesetzt: Hechte, Zander und Aale. Dass die invasive Art nicht ausgerottet werden kann, ist dem Fischereiverein längst klar.

Als das Hochwasserrückhaltebecken Breitenauer See 2020 für eine vertiefte Sicherheitsüberprüfung abgelassen wurde, machte das Regierungspräsidium Stuttgart zur Auflage, Amphibienschutzzäune aufzustellen, um die Ausbreitung des Roten Amerikanischen Sumpfkrebs soweit wie möglich zu unterbinden und ihn daran zu hindern, in andere Gewässer zu wandern. An dem 2,5 Kilometer langen Amphibienschutzzaun für 60.000 Euro blieb kein einziges Exemplar hängen. Beim Abfischen gingen dem Fischereiverein zwar rund 9000 artfremde Eindringlinge von vier Krebsarten in die Kescher, ein Großteil der Vorkommen dürfte sich aber im Sumpf vergraben haben. 

Stammschwimmer Roland Schweizer hat recherchiert: Die Weibchen des Roten Amerikanischen Sumpfkrebses tragen zwölf Eier und bekommen drei Mal pro Jahr Nachwuchs. „Das erklärt die rasante Ausbreitung.“ Der Löwensteiner verweist auf Hamburg-Hummelsbüttel. In dortigen Gewässern und Moorgraben untersucht die Umweltbehörde zusammen mit der Universität Hamburg, so berichtete kürzlich der NDR, wie der Sumpfkrebsbestand wirksam eingedämmt werden kann. In zwei Tonteichen werden an zwei Nächten im Monat 70 Reusen aufgestellt. Bisher wurden 1500 Tiere rausgefischt.

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