Besucherbergwerk Kochendorf öffnet wieder – nach fünf Jahren Zwangspause
Die Luft ist rein: Erst stoppten Corona, dann Nitrosamine den Betrieb im Besucherbergwerk. Nun können die Touristen wieder kommen. Das steht seit einem besonderen Tag fest.

Der 4. Dezember ist für Bergleute ein besonderer Tag. Am Tag ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Barbara, wird es bei ihnen so richtig feierlich. Dieses Jahr gab es bei den Südwestdeutschen Salzwerken morgens um 6 Uhr eine Andacht unter Tage für Nacht- und Frühschicht, einige Stunden später wurde das neue Feuerwehrfahrzeug über den Schacht Konradsberg in die Grube Heilbronn hinabgelassen – und dann fanden noch an jenem Tag die Messungen an drei Stellen im Besucherbergwerk Kochendorf statt.
Das Ergebnis verkündeten die beiden Vorstände Natascha Groll und Ulrich Fluck jetzt mit hörbarer Erleichterung: Das Besucherbergwerk Kochendorf wird dieses Jahr wieder öffnen. Denn die Messungen, ob die Grenzwerte der gesundheitsschädlichen Nitrosamine eingehalten werden, waren positiv: „Wir liegen satt und ordentlich drunter“, sagte Technik-Vorständin Groll.
Besucherbergwerk Kochendorf öffnet wieder: Im Mai geht es los
Folglich wird es am 1. Mai wieder losgehen mit dem Besucherbetrieb: Von 9.30 bis 15.30 Uhr sind dann an Samstagen, Sonn- und Feiertagen Einfahrten über den Schacht König Wilhelm II in Kochendorf möglich. Vom 4. bis 25. Juli wird zusätzlich auch an Freitagen geöffnet. Der Besucherbetrieb endet dann am 3. Oktober. Vorstandschef Fluck rechnet mit mehr als 40.000 Besuchern in dieser Saison.
Am Rundgang hat sich seit 2019 nichts geändert: Es geht in vier Kammern zu unterschiedlichen Themen: Salzgewinnung und Geologie, das KZ Kochendorf, Technik und Lasershow sowie Andachtskammer - und in den Kuppelsaal.
Alles sei auch während der Sperrungen gewartet worden, berichtet Natascha Groll. Vor allem wurde die Decke, bergmännisch Firste genannt, regelmäßig auf lockeres Gestein überprüft. Auch die Technik der Lasershow wurde jedes Jahr abgenommen. Zurzeit würden auch alle anderen Einrichtungen und Anlagen gewartet und geprüft.
Corona und Nitrosamine: Darum musste das Besucherbergwerk Kochendorf schließen
Zunächst hatte von 2020 bis 2022 Corona dafür gesorgt, dass das Besucherbergwerk wie alle anderen Museen auch nicht öffnen durfte. Als es 2023 wieder losgehen sollte, hatte sich eine neue Situation ergeben: Messungen hatten schon während der Corona-Sperrungen ergeben, dass die Belastung mit Nitrosaminen zu hoch war.
Grundlage dafür ist die Technische Regel für Gefahrenstoffe, kurz TRGS, in Sachen Umgang mit krebserzeugenden Gefahrenstoffen. Sie wurde 2018 aktualisiert: Seitdem muss verstärkt auf Nitrosamine geachtet werden, und es bestehen Grenzwerte.
Nitrosamin-Werte im Besucherbergwerk Kochendorf unbedenklich
Unbedenklich sind demnach Konzentrationen von weniger als 0,075 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Bis zu einem Wert von 0,75 Mikrogramm wird ein „Mittleres Risiko“ ausgewiesen, es besteht Handlungsbedarf. Jenseits dieses Wertes muss sogar umgehend gehandelt werden. Ein Nanogramm ist ein tausendstel Mikrogramm – was in etwa bedeutet, dass statt 0,075 eben 0,080 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen wurden. Ein Jahr zuvor waren noch zwischen 0,050 und 0,3 Mikrogramm pro Kubikmeter festgestellt worden.
Als Ursache standen schon bald Abfälle aus Gießereibetrieben und der chemischen Industrie fest: Sie waren aminhaltig und reagierten offensichtlich mit den Abgasen der Dieselfahrzeuge unter Tage zu Nitrosaminen. Anders als über Tage, wo dieser Schadstoff durch die UV-Strahlung der Sonne wieder zersetzt wird, lagerte sich die Chemikalie im Staub des Bergwerks ab.
Bestimmte Abfälle werden im Salzbergwerk nicht mehr angenommen
Als wirksamste Maßnahme habe sich erwiesen, dass solche Abfälle seit 2020 nicht mehr angenommen werden, berichtete Vorständin Groll. Daneben waren aufwendige Belüftungen und Reinigungen der Bergwerkskammern nötig. Vergangenes Jahr lagen die Messwerte dennoch an zwei von drei Messstellen noch knapp über der Grenze. Nun haben die Maßnahmen die erhoffte Wirkung gezeigt.
Schacht König Wilhelm II war übrigens all die Jahre in Betrieb: Über ihn werden die Reststoffe in die Gruben Heilbronn und Kochendorf gebracht, mit denen die leeren Kammern wieder verfüllt werden. Während Corona und der Nitrosamin-Belastung musste das Personal eben Maske tragen. Diese Maßnahme sei schon vor vielen Wochen aufgehoben worden, erzählt Natascha Groll.