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Trinkgeld-Knopf bei Kartenzahlung: Neues System bei Bäckerei sorgt für Diskussionen

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Bei Kartenzahlung vergessen viele Kunden, Trinkgeld zu geben. Deshalb geben manche Systeme Vorschläge vor. Doch auch in Bäckereien? Einige Kunden sind irritiert.


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Trinkgeld geben ist in Deutschland vor allem in Restaurants und Cafés möglich. Andere Dienstleister bekommen die Wertschätzung selten auf finanzielle Weise gezeigt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov erhalten beispielsweise Handwerker nur selten Trinkgeld.

Auch in der Gastronomie nimmt die Bereitschaft ab: Betreiber aus Heilbronn stellten bereits 2023 fest, dass Gäste bei Kartenzahlung weniger in Sachen Trinkgeld spendabel sind. Das bemerken wohl auch andere Unternehmen. Die Bäckereikette Brothaus mit Hauptsitz in Burgbernheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim testet deshalb nun ein neues System.

Vorschlag für Trinkgeld in Bäckerei: Kunden ärgern sich in Forum

Bei Kartenzahlung werden den Kunden automatisiert Vorschläge für mögliches Trinkgeld gemacht. Das kommt nicht bei allen gut an. Auf der Plattform Reddit ist dadurch Mitte Januar eine Diskussion über Trinkgeld entbrannt. „Ich empfinde das einfach als unhöflich und setze das mit einer mündlichen Aufforderung Trinkgeld zu geben gleich“, schreibt ein Nutzer.

Einige Reddit-Nutzer vermuten, dass die sogenannte „Tipinflation“ (zu deutsch Trinkgeld-Inflation) aus den USA nach Deutschland komme. „Die Trinkgeldkultur aus den Saaten ist Blödsinn – hier in einem Land mit normalen Löhnen und Arbeitnehmerschutz durch das Gesetz.“ 

Trinkgeld auch in Bäckereien? Nutzer geben nichts bei Selbstbedienung

Bei Selbstbedienung sehen einige Nutzer keinen Grund, den Verkäufern Trinkgeld zu geben – erst recht keine 20 Prozent, wie von den Systemen teilweise vorgeschlagen. Eine Person im Reddit-Forum will sogar an das Unternehmen geschrieben haben und veröffentlicht einen Ausschnitt der Mail. „Einige Kunden hatten sich dieses Vorgehen gewünscht“, heißt es darin. Diese Aussage wird von der Community jedoch angezweifelt.

Manche versetzen sich aber auch in die Mitarbeiter. Diese können nichts dafür, seien oftmals selbst genervt und drückten selbstständig die Trinkgeld-Option weg. Einige Nutzer verstehen die Diskussion allerdings nicht. Schließlich sei es doch kein Problem, auf Nein zu drücken.

Trinkgeld-Knopf bei Kartenzahlung: So problematisch ist das System

Gegenüber dem SWR erklärte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dass durch die Funktion Kunden dazu gedrängt werden könnten, auch in Imbissen und Bäckereien Trinkgeld zu geben, wo es bislang unüblich sei. Besonders kritisch sehen die Experten die Funktion, wenn die Felder in unterschiedlichen Farben gestaltet sind. Wenn beispielsweise „kein Trinkgeld“ rot hinterlegt ist, während der höchste prozentuale Anteil grün entgegen strahlt.

Trinkgeld in Heilbronner Bäckerei – „Feedback für Verkäufer“

Durch höhere Lebensmittel- und Energiepreise haben auch Bäckereien ihre Preise angepasst. In vielen Heilbronner Bäckereien kostet eine Brezel mittlerweile mehr als ein Euro – mögliches Trinkgeld-Vorschläge kommen dann noch obendrauf. Bei der Bäckerei Hirth kommt das allerdings nicht infrage, erklärt Katja Dufner, Leiterin der Hirth-Filiale in Bad Friedrichshall. Technisch sei der Trinkgeld-Vorschlag bei Kartenzahlung zwar möglich, in naher Zukunft wird darauf aber nicht umgestellt. „Wir schlagen keinem vor, uns Trinkgeld zu geben“ sei laut Dufner die Haltung.

Untypisch sei Trinkgeld von den Kunden aber nicht: „Viele Leute runden auf.“ Beim Brotkauf wollen Kunden demnach auf Centmünzen verzichten. So kämen täglich je nach Filialgröße auch mal fünf Euro zusammen – in Filialen mit Cafés sei es trotz Selbstbedienung mehr. Dufner selbst findet das sehr wertschätzend und als „Feedback für den Verkäufer“. Schließlich stehe der auch um 5 Uhr lächelnd an der Theke.

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„Trinkgeldfest“ bei Bäckerei Hirth – das passiert, wenn Kunden aufrunden

Und was passiert mit dem Geld bei Hirth? Das Unternehmen sammle das Geld und stecke es in Unternehmungen oder ein „Trinkgeldfest“. Laut Dufner sei das die Entscheidung der Mitarbeiter. Künftig könnte das Trinkgeld allerdings weniger werden. Bei Kartenzahlung, die häufiger werde, denken laut Dufner viele Kunden nicht an Trinkgeld. Feste und Unternehmungen dürfte es ihrer Ansicht nach in den nächsten Jahren noch geben, denn bis die Kartenzahlung auf dem Land überwiege „wird es noch eine Weile dauern“.

Auf Stimme-Nachfrage teilt das fränkische Unternehmen Brothaus mit Filialen in Bad Mergentheim und Weikersheim eine generische Antwort, wie auch schon an andere Medien, mit: „Es handelt sich hier um unsere digitale Kaffeekasse, welche zu 100 Prozent bei unseren Mitarbeitenden im Verkauf ankommt.“ Grund für die unbefristete Testphase des Systems sei die vermehrte bargeldlose Bezahlung. Auf die konkrete Frage, ob das Unternehmen die Kritik an dem System verstehen könne, war die Antwort ähnlich allgemein: „Es handelt sich um eine freiwillige Geste, die dennoch für manche Gäste ungewohnt sein kann.“

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Kommentare

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Regina Stark am 04.02.2025 21:35 Uhr

Mich ärgert Trinkgeld immer wieder. Warum soll ich noch etwas extra geben, der Arbeitnehmer macht doch ganz einfach seinen Job wie ich eben auch. Für mich ist das oft eine versteckte Preiserhöhung, Beispiel Frisör oder Gastronomie. Ich bin für faire Löhne und faire Preise.

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