Wann Gastronomen in Heilbronn weniger Trinkgeld bekommen und woran das liegt
Heilbronner Gastronomen berichten: Wieviel Trinkgeld geben Gäste in Restaurants? Warum sind die Betreiber auf spendable Gäste angewiesen? Und welche neuen Formen der Wertschätzung gibt es?

In Nordamerika ist Trinkgeld ein großes Thema, man spricht bereits von einer „Trinkgeld-Inflation“. Dort ist es üblich, ein Trinkgeld von bis zu 30 Prozent auf den Gesamtpreis zu bezahlen.
In Heilbronn ist davon aber nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. Dieses Problem könnten sich die Heilbronner Restaurants nur wünschen. „Die Leute sind vielleicht zurückhaltender geworden“, beobachtet Cleo Charlotte Schaible, Servicekraft im Lehners Heilbronn. „Es kommt aber auch auf das Alter der Gäste an und auch auf den Wochentag“, fügt sie hinzu.
Diese Aussage kann Julia Rothe, Serviceleitung im Burgerheart, bestätigen. „Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie lange man arbeitet oder was für eine Schicht man hat“, erklärt sie. „Man freut sich aber trotzdem immer, wenn man Trinkgeld bekommt.“
Heilbronner Gastronomen: Bei Kartenzahlungen sind Gäste nicht so spendabel
„Da viele seit Corona mit Karte zahlen, ist es schon weniger geworden“, erklärt Julia Rothe. Trinkgeld wird bei einem Besuch im Restaurant zwar immer noch gegeben, jedoch „nicht mehr in den Dimensionen, die es einmal waren“, so Martin Kübler, Vorsitzender von Dehoga in Heilbronn. „Die Gäste geben meist mehr Trinkgeld, wenn sie bar bezahlen, bei einer Kartenzahlung wird meist nur bis zum nächsten glatten Betrag aufgerundet“, erklärt Martin Kübler.
Das sehen Rainer Mosthaf, Chef des Ratskellers Heilbronn, und Benjamin Acar, Servicekraft bei der Waldhornschenke in Heilbronn, genauso. „Das Servicepersonal lebt natürlich auch vom Trinkgeld, wenn man die Löhne erhöhen würde, würden die Preise des Essens durch die Decke schießen“, betont Mosthaf. Das könnte sich dann noch einmal negativ darauf auswirken, wie oft die Leute ein Restaurant besuchen.
„In der Mittagszeit ist es auf jeden Fall weniger geworden“, sagt Julia Rothe. Das weiß auch Martin Kübler: Die Menschen überlegen sich, ob und wie oft sie im Restaurant essen gehen, „da die Preise auch gestiegen sind“, erklärt Kübler. „Die Servicekräfte sind auch weniger geworden“, sagt Cleo Charlotte Schaible: „Viele gehen studieren.“
Neue EC-Terminals mit Trinkgeld-Tasten
Auf die meisten Kartenlesegeräte in Restaurants kann man einen individuellen Betrag an Trinkgeld mit auf die Rechnung buchen. Bei manchen geht man einen Schritt weiter mit Geräten, auf welche man schon ausgewählt mal fünf, mal zehn Prozent Trinkgeld zubuchen kann.
Im Burgerheart Heilbronn gibt es diese Möglichkeit nicht, „bei uns in der Gruppe werden die Geräte aber schon verwendet“, sagt Julia Rothe.
Ein Beispiel dafür ist Carls Brauhaus in Stuttgart, das wie das Burgerheart zur Enchilada-Gruppe gehört. Dort nutzt das Personal „moderne EC-Terminals“, sagt Sandra Larrude, Mitarbeiterin von Carls Brauhaus in Stuttgart. Erfreulich sei, dass im Durchschnitt die Taste mit zehn Prozent Trinkgeld am häufigsten von den Gästen benutzt werde, erklärt sie. Zur Auswahl stehen „fünf, zehn und fünfzehn Prozent auf dem EC-Terminal“, so Larrude.
Diese Möglichkeit gibt es auch in der Waldhornschenke. „Jedoch legen die Leute direkt die Karte auf.“ Dann sähen sie die Möglichkeit des Trinkgelds nicht, erklärt Acar.
Weltweite Gepflogenheiten
Trinkgeld im Restaurant zu geben, ist fast überall auf der Welt geläufig. In Europa sind meist fünf bis zehn Prozent Trinkgeld von der Gesamtrechnung normal. In Ländern wie Frankreich, Österreich oder Thailand gibt man zwischen zehn und 15 Prozent. Dahingegen gelten 15 bis 20 Prozent als das Minimum in den USA und Kanada. Im Gegensatz dazu wird Trinkgeld in skandinavischen Ländern nicht erwartet. In Japan, China oder Vietnam ist Trinkgeld ein No-Go. Teilweise gilt es als unhöflich, wenn man als Gast ein Trinkgeld dalässt.

