Hundetraining ohne Hund? So funktioniert Hobby Dogging in Bad Friedrichshall
Hobby Dogging in Bad Friedrichshall ist Hundetraining ohne echten Hund – dafür mit voller Konzentration auf die Leinenführung. Ziel ist es, dass Menschen lernen, ihre Körpersprache zu verbessern und Verantwortung im Umgang mit dem Tier zu übernehmen.
Auf den ersten Blick sieht es skurril und abgefahren aus. Menschen, die mit ihrem Hund Leinenführigkeit und Gehorsam trainieren. Über Hürden springen, Slalomstangen durchlaufen oder Rampen überwinden. Ihren Vierbeiner mit Kommandos eng bei sich halten und Lob verteilen. Mit versteifter Leine. Nur: der Hund im Halsband fehlt.
Hobby Dogging in Bad Friedrichshall: Was hinter dem Training ohne Hund steckt
Hobby Dogging auf der Wiese beim Hundeverein in der Jagstfelder Wendelinusstraße. Mehrere Teilnehmerinnen sind dabei und auch drei Studierende vom Karlsruher Institut für Technologie. Sven Meyer, Sebastian Harr und Sofia Mutafova haben das Training mit den imaginären Hunden auf Barbara Gerlingers Internet-Account entdeckt. Nun wollen sie es für ihren eigenen Podcast „ThekenFetzen“ im Campus Radio im Selbstversuch erproben.
Seit über zehn Jahren ist Gerlinger in ihrer Freizeit Hundetrainerin. Mit echten Hunden. Dabei hat sie bisweilen erlebt: Besitzer, die im Umgang mit dem Hund hektisch und fahrig agieren, an der Leine ruckeln und zerren, nicht mit ihm fertig werden. Hunde, die gar nicht wissen, was der Besitzer eigentlich von ihnen will. „Sie kapieren es einfach nicht“, denkt sie sich dann – und meint damit nicht die Hunde.
Mit leerer Leine üben: Warum meist Menschen und nicht Hunde das Problem sind
Hobby Dogging ist Trockentraining mit ernsthaftem Hintergrund. Denn wenn der Hund nicht richtig rund läuft, hängt das Problem meist am anderen Ende der Leine. Auch beim Gassi gehen beobachtet sie immer wieder: „Viele laufen neben ihrem Tier her, als ob sie eine Tragetasche hätten.“ Gestresst nach der Arbeit, aufs Handy schauend statt aufmerksam auf den Hund.
Genau da setzt Hobby Dogging an. Es geht darum, die Zweibeiner zu trainieren und nicht die Vierbeiner. Es geht um Konzentration, Körperspannung, Beweglichkeit und eine klare Körpersprache. Dass Hundeführung Verantwortung und viel Geschäft bedeutet. Dass das Tier keine Sache ist, sondern ein sensibler Partner mit Recht auf Zuwendung und Auslastung. „Damit der Hund das Gefühl bekommt: Wir sind eine Einheit.“ An sich selbst zu arbeiten, gehe am besten zunächst ohne Ablenkung durch den Hund.
Körpersprache und Konzentration: Die Grundlagen der Hundeerziehung ohne Hund
Barbara Gerlinger bringt den Teilnehmern im Aufwärmtraining bei, wie man die Aufmerksamkeit des Vierbeiners erhält. Ein bestimmtes „Fuß“ und der Blickkontakt zum imaginären Hund steht. Dann kann es losgehen. Mit einem „Komm“ loslaufen, mit einem „Hopp“ über Hindernisse.
Das Kommando „Fuß“ beim Laufen wäre nun aber völlig falsch. „Der Hund kann nicht vorwärtslaufen und dabei hochgucken“, warnt sie. Danach geht es in den Agility-Bereich mit Hürden, Slalomstangen oder dem Steg. Den studentischen Neulingen rät Gerlinger: „Die Hand darf nicht zu weit vor, sonst fallt ihr über den Hund.“
Mehrere Runden werden absolviert. Auch mit fiktivem Hund gerät man außer Puste. „Für jemand, der noch nie einen Hund gehabt hat, eine gute Vorübung“, findet Vereinsmitglied Rainer Kolb, der schon mit seinem schwarzen Schäferhund Faro wartet. Denn dann kommen sie doch, die echten Hunde. Auch die Rottweiler-Hündin Paca oder die quirlige Boxerhündin Bella von Teilnehmerin Bianca Benz aus Bad Rappenau. Harr bilanziert: „Es macht schon einen Unterschied, wenn Zug auf der Leine ist.“ Konzentriert bleiben, an die Schritte denken: „Die Kontrolle ist super schwer.“ Ohne Hobby Dogging „wäre es eine Katastrophe gewesen“.
Erfolge im Alltag: Wie Hobby Dogging Hund und Mensch spürbar verändert
Anette Hilkert aus Massenbachhausen übt sich schon seit dem Kursstart im Oktober, damit es mit ihrer Boxerhündin Dona gut klappt. „Am Anfang kommt man sich schon ein bisschen albern vor“, räumt sie ein. „Wenn man es aber mit der leeren Leine macht, konzentriert man sich mehr auf sich selbst“, sagt sie. „Die Ausstrahlung, die ich ihr gebe, ist wichtig“, sagt sie zur Umsetzung des beim Hobby Dogging Gelernten am Hund. „Es hat was gebracht.“
Irina Rieck aus Jagstfeld ist beim Hobby Dogging und regulären Training dabei, weil Sombi in Ungarn als Straßenhund aufwuchs und vor vielem Angst hat. Jüngster Erfolg durch das Hobby Dogging: Als vor kurzem in der Nähe Böller gezündet wurden, ist er sitzen geblieben und hat brav mitgemacht. Die Besitzerin ist sich sicher: „Auch, weil ich Ruhe ausgestrahlt habe.“
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