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Doppelmord in Bad Friedrichshall: Wie Kochendorf an die Tatnacht zurückdenkt

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Ein halbes Jahr nach den tödlichen Schüssen in der Firma Hänel können sich die Menschen in Bad Friedrichshall-Kochendorf noch gut an die Tatnacht erinnern. Jetzt startet der Prozess gegen den Tatverdächtigen.


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Am Abend des 7. Januar fallen in den Räumen der Firma Hänel in Bad Friedrichshall 23 Schüsse. Zwei Menschen sterben in den Räumen des Zahnradherstellers, eine Person wird schwer verletzt und verliert ein Auge. Wenige Stunden später nimmt die Polizei im 30 Kilometer entfernten Seckach einen Tatverdächtigen fest. Wie die drei Geschädigten ist auch der mutmaßliche Täter ein Mitarbeiter bei Hänel in der Siemensstraße im Kochendorfer Industriegebiet. 

Am Montag, 28. Juli, beginnt im Heilbronner Landgericht der Prozess gegen den Tatverdächtigen. Bis Mitte Oktober sind bei insgesamt 14 Terminen 119 Zeugen geladen. Der Vorwurf: Mord und versuchter Mord. Laut Anklageschrift soll der Verdächtige wegen „Neid und Wut“ auf insgesamt vier Kollegen geschossen haben.

Nach 23 Schüssen bei der Firma Hänel sterben am 7. Januar zwei Menschen in Bad Friedrichshall-Kochendorf. Eine dritte Person wird schwer verletzt.
Nach 23 Schüssen bei der Firma Hänel sterben am 7. Januar zwei Menschen in Bad Friedrichshall-Kochendorf. Eine dritte Person wird schwer verletzt.  Foto: Seidel, Ralf

Nach Doppelmord in Bad Friedrichshall: Gewalt kann keine Lösung sein

In der näheren Umgebung des Tatorts, im Industriegebiet in Bad Friedrichshall-Kochendorf, geht es an einem Vormittag ein gutes halbes Jahr nach der Tat unauffällig und geschäftig zu. Lastwagen fahren zu den ansässigen Firmen aufs Gelände, bringen Material oder holen Waren ab. Passanten gehen ihren Einkäufen nach.

Spricht man die Leute an, wird klar: Die Menschen, die im Umkreis des Kochendorfer Industriegebiets leben, können sich noch gut an den Tatabend im Winter erinnern. „Ich habe einen Hubschrauber bemerkt“, sagt etwa Gabriele Görlich. Bedroht habe sie sich jedoch nicht gefühlt.

In der Nachbarschaft seien die Ereignisse zuletzt kein Thema mehr gewesen. „Ich kann es nicht begreifen, dass sich jemand über andere Personen erhebt und ihnen das Leben nimmt. Wie kann ein Mensch sowas machen?“, fragt die Seniorin. Sie empfiehlt: „Wenn es Konflikte gibt, soll man miteinander sprechen – und die Probleme aus der Welt schaffen. Jeder erlebt Enttäuschungen. Aber Gewalt und Mord können nicht die Lösung sein.“

Anwohner nach Doppelmord in Kochendorf: „Überall war Polizei unterwegs“

Eine weitere Anwohnerin möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Den Großeinsatz direkt mitbekommen habe sie nicht. „An dem Abend hat unser Sohn aus Hanau angerufen und gefragt, was denn bei uns los sei“, erzählt die Seniorin. Er habe aus den Medien von den schrecklichen Ereignissen erfahren. Als wir uns dann informiert haben, sind wir ebenfalls sehr erschrocken.“

Mit seinen Freunden spricht Hendrik Leisner heute, ein halbes Jahr nach dem Bad Friedrichshaller Doppelmord, nicht mehr über die damaligen Ereignisse. Der 17-Jährige wohnt nicht weit vom Tatort entfernt. Er erinnert sich: „Überall war Polizei unterwegs. Ich bin einfach zu Hause geblieben und habe gewartet, bis sich alles wieder beruhigt hat. Gedanken, dass meine Familie oder ich bedroht sein könnte, habe ich mir nicht gemacht.“


Bluttat in Bad Friedrichshall: Hänel-Mitarbeiterin äußert sich

Olga Storch arbeitet selbst bei der Firma Hänel. „Den Verdächtigen habe ich aber nicht persönlich gekannt“, sagt sie. „Nach der Tat standen meine Kollegen und ich selbst unter Schock. Es war für uns alle sehr schlimm.“ 

In den vergangenen Monaten sei in Bad Friedrichshall-Kochendorf wieder der Alltag eingekehrt. Der Doppelmord sei kein Thema mehr gewesen. Storch: „Wenn nun aber der Prozess beginnt und die Medien darüber berichten, wird man im privaten und beruflichen Rahmen sicher ab und zu wieder darüber sprechen.“

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