Graffiti, Leerstand, Verschmutzung: Der Bahnhof in der Salzstadt ist seit Jahren heruntergekommen.
Foto: Hagmann, Daniel
Mit Graffiti verunstaltete Wände, eine verdreckte Unterführung, widerlicher Uringestank, leer stehende Gebäude, außer einem Kiosk mit überschaubarem Angebot kaum vorhandene Infrastruktur. Der Bad Friedrichshaller Hauptbahnhof im Stadtteil Jagstfeld befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Dr. Bernd Maire bezeichnet ihn gar als „Schandfleck“ und „miserables Eingangstor“ zur Salzstadt für Reisende.
Maire wohnt in Gundelsheim, pendelt berufsbedingt seit 20 Jahren nach Heilbronn und steigt regelmäßig am Bad Friedrichshaller Bahnhof ein, aus oder um. Er hat sich an die Heilbronner Stimme gewandt und die Beschaffenheit der Anlage kritisiert. Der Mediziner schreibt: „Der Zustand des Gebäudes ist schlecht, es fehlen Toiletten, es fehlen ausreichend schattige und überdachte Sitzplätze im Außenbereich, eine beheizbare Wartehalle mit WC sowieso.“
Bad Friedrichshall: Bürgermeister versteht Kritik am Bahnhof
Für ihn sei der Bad Friedrichshaller Bahnhof der heruntergekommenste seiner Art im ganzen Heilbronner Raum. Und das schon seit Jahren. Bernd Maire erklärt: „Was mich und andere Fahrgäste frustriert: Es tut sich nichts.“
Bald ein Ärztehaus auf Bad Friedrichshaller Bahnhofsgelände?
Geplant war damals unter anderem, einen Servicepoint sowie Imbiss-Gastronomie einzurichten und vier Wohnungen zu reaktivieren. „Geschehen ist in diesen sechs Jahren jedoch nichts“, ärgert sich der Verwaltungschef.
Während der Corona-Pandemie hat die Stadtverwaltung ihr Ankaufsrecht genutzt und den Bahnhof wieder übernommen. Es gibt konkrete Pläne: Die Räumlichkeiten sollen zu einem Ärztehaus werden und sowohl für Patienten als auch für Reisende darüber hinaus ein modernes Gastronomiekonzept bieten. Bereits in den Jahren 2019 und 2020 haben Investoren der Bad Friedrichshaller Verwaltung entsprechende Ideen vorgelegt. „Aufgrund der wirtschaftlichen Verunsicherung im Zuge der Corona-Pandemie haben die Geschäftsleute ihre Pläne aber wieder zurückgezogen“, erläutert Timo Frey.
Bad Friedrichshall: Klärt sich Zukunft des Bahnhofs noch 2025?
Nun befinden sich Vertreter der Stadtverwaltung im Gespräch mit Medizinern und der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, um Interessenten für das Ärztehaus-Projekt zu gewinnen. Frey: „Allgemeinmediziner sind wünschenswert – mit ergänzenden Facharztpraxen sowie thematisch passenden Einrichtungen wie einer Apotheke oder einer Praxis für Physiotherapie. Dabei geht es natürlich nicht nur um eine sinnvolle Nutzung des Areals, sondern auch darum, die medizinische Versorgung in unserer Stadt langfristig sicherzustellen.“
Der Bahnhof in Bad Friedrichshall bietet kaum Infrastruktur und für die Reisenden wenig Attraktives.
Foto: Hagmann, Daniel
Erfolgsversprechende Kontakte seien bereits vorhanden. Sobald entsprechende Nutzungszusagen vorliegen, geht’s an die Investorensuche. Timo Frey betont: „Ein Stillstand wie mit Aedificia passiert uns kein zweites Mal.“ Er rechnet damit, dass sich die Bahnhofszukunft noch in diesem Jahr klärt. Eine vorherige Sanierung oder ein Umbau des Gebäudes in Eigenregie seitens der Stadt wäre kontraproduktiv. Solange die Nutzung und der zukünftige Raumbedarf nicht geklärt sind, würde dies nur die Möglichkeiten der potenziellen Partner einschränken.
Toilettensituation am Bad Friedrichshaller Bahnhof soll sich ändern
Dringenden Handlungsbedarf sieht Bürgermeister Timo Frey allerdings in Bezug auf die Toilettensituation am Bahnhof in Bad Friedrichshall. Momentan gibt es drei WCs auf dem Bahnhofsareal. Diese sind dem Kiosk zugeordnet. Hat dieser geschlossen, sind keine WCs verfügbar.
Frey: „Ein Ansatz ist, das jetzige Behinderten-WC im Außenbereich für alle Reisenden tagsüber zugänglich zu machen. Nachts müssen wir die Toiletten aber schließen. Wegen des Leerstands gibt es keine Kontrolle und es kommt rund um den Bahnhof zu Vandalismus und Verschmutzungen.“ Sobald das Gelände wieder regelmäßig genutzt wird, sollten sich dann auch die Probleme mit Dreck und Zerstörung weitgehend miterledigt haben.
Bahnhofsnutzung
Einen Bahnhof zu betreiben oder zu nutzen, ist keine Pflichtaufgabe von Kommunen. Das Beispiel Sulzfeld zeigt, dass bürgerschaftliches Engagement bei der Belebung eines Bahnhofsgeländes durchaus eine Lösung sein kann: In der Kraichgaugemeinde hat sich eine Genossenschaft gegründet, die den Bahnhof saniert und ihn seither zu einem Treffpunkt mit vielfältiger Nutzung weiterentwickelt hat.
Der Bahnhof in Bad Friedrichshall-Jagstfeld liegt vergleichsweise abgelegen. Da er als Verkehrsknotenpunkt gut mit Bus und Bahn zu erreichen ist, bietet die Lage aber durchaus Vorteile in Bezug auf das angedachte Ärztehaus. Schließlich wären die Praxen für Patienten vergleichsweise einfach zu erreichen.
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