Bad Friedrichshall beendet leidige Angelegenheit
Die Stadt Bad Friedrichshall kauft das Bahnhofsgebäude in Jagstfeld, das in die Jahre gekommen ist. Seit der Übernahme durch einen Investor 2014 passierte dort nichts.

Noch immer gibt das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs eine denkbar schlechte Visitenkarte ab. Denn seit dem 2014 erfolgten Erwerb des deutlich in die Jahre gekommenen Gebäudes von der Bahn durch die Frankfurter Infrastruktur- und Entwicklungsgesellschaft Aedificia ist nichts passiert.
Nun beendet die Stadt, die in den vergangenen Jahren den Bahnhofsvorplatz, Bahnhof West und Gewerbegebiet Salinenstraße auf Vordermann gebracht hat, über das 2015 eingeräumte Ankaufsrecht die zähe Angelegenheit.
Abstimmung im Rat
Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschloss der Gemeinderat, das Gebäude zu kaufen.
Grundlage dafür ist das von beiden Seiten beauftragte Gutachten des Heilbronner Architektur- und Sachverständigenbüros Klöters & Partner, das auf der Schiedsvereinbarung vom März 2020 beruht. Wie viel die Stadt für das Gebäude hinblättern wird, verrät ein Blick in den Nachtragshaushalt.
Als Erhöhung sind dort für das Gebäude sowie für Notar, Gutachter und Grunderwerb Mittel in Höhe von 440.000 Euro eingestellt. Zusätzlich zu 660.000 Euro aus altem Ansatz, die zu einem Löwenanteil für zwei Aufgaben vorgesehen sind. Erstens, den Restabbruch im Sanierungsgebiet Kochendorf sowie für den Erwerb eines Privatgebäudes neben dem alten Rathaus in Duttenberg.
CDU ist gespalten
Da das Meinungsbild in der CDU gespalten war, wollte ihr Fraktionsvorsitzender Michael Reiß einige Fragen vorab geklärt haben. So ließ er sich zu Mieteinnahmen, etwa durch Kiosk oder bahntechnische Anlagen, versichern, dass sie beim Kauf der Stadt erhalten blieben. Bürgermeister Timo Frey versicherte: "Sollten beim Kauf andere Zahlen gegenständlich werden, wäre die Sache im Gemeinderat neu zu beraten."
Er betonte: "Es ärgert mich, dass die Angelegenheit so schleppend vor sich geht." Das liege nicht an der Stadt. "Die Abwicklung ist nicht im Interesse der Aedificia." Sie spiele wegen der Einnahmen offensichtlich auf Zeit.
Bisher keine öffentlichen Toiletten
Für sich selbst betonte Michael Reiß: "Der Bahnhof mit seinen vier Richtungsbeziehungen ist das Eingangstor und die Visitenkarte der Stadt." Sie sei in der Verpflichtung, das vor sechs Jahren eingetragene Ankaufsrechts zu nutzen. "Wenn wir das jetzt nicht wahrnehmen, haben wir ein Gebäude, für das wir uns in ein paar Jahren schämen werden." Ob über einen Investor oder in Eigenregie, ob als Gesamtmaßnahme oder abgekoppelt: Vor allem sei der Umstand abzustellen, dass der Umsteigebahnhof nicht über öffentlichen Toiletten verfügt.
"Dann hätten wir die teuersten Toiletten in ganz Baden-Württemberg", verwahrte sich sein Fraktionskollege Werner Wally gegen den Ankauf. Er machte zwei "Pferdefüße" aus. Auch in Sachen Investorensuche mit der "Gefahr, dass wir auf dem Gebäude sitzenbleiben". Verbunden mit der "großen Sorge, dass wir die Sanierung selbst durchführen müssen". Zum einen in der äußerst schlechten Bausubstanz aus den 50er Jahren und statischen Problemen vor allem im Mittelteil. Zum anderen in den räumlichen Einschränkungen aufgrund der Pacht durch bahntechnische Sicherheitseinrichtungen.
Eine Meinung, der sich die restlichen Räte nicht anschlossen. "Wenn wir jetzt das Ankaufrecht ausschlagen, ist die Entwicklung des Gebäudes schwierig zu lenken", unterstrich Klaus Mangold für die Freien Wähler. Die Aedificia als Eigentümerin sei dann "im Recht, zu tun und zu lassen, was sie will".
Chance nicht vertun
"Wir sollten jetzt zuschlagen, sonst ist die Chance vertan", bekräftigte Bürgermeister Frey. Diese Auffassung vertrat auch Stefanie Etzel für die Fraktionsangehörigen der SPD, die einig hinter dem Ankaufsrecht und der Zustimmung zum Wertgutachten stunden. Denn: "Der Bahnhof ist auch für Jagstfeld ein wichtiger Ort."
Der Knotenpunkt
Das erste Bahnhofsgebäude von 1867 brannte durch einen Bombenangriff am 19. März 1945 vollständig aus. Bis 1955 entstand durch Emil Schuh, auf dessen Vorentwurf auch der Heilbronner Hauptbahnhof von 1958 zurückgeht, das heutige Gebäude. Mit Inbetriebnahme der Stadtbahnverbindung Nord im Dezember 2014 wurde der Bahnhof Bad Friedrichshall-Jagstfeld in Bad Friedrichshall Hauptbahnhof umbenannt.
Die westlichen Gleise sind dem Güterverkehr vorbehalten. Der Personenverkehr an den übrigen Gleisen mit dem Regional-Express, Regionalzügen oder den Stadtbahnlinien S 41 und S 42 verbindet als Knotenpunkt die Richtungen Würzburg, Osterburken, Mosbach, Heilbronn sowie Mannheim, Heidelberg, Sinsheim, Heilbronn. Auf dem Bahnhofsvorplatz verkehren Buslinien.