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„Bienenkiller“
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Asiatische Hornisse im Raum Heilbronn: Warum Nester jetzt gemeldet werden sollen

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Nach dem Laubfall werden die riesigen Nester der Asiatischen Hornisse in den Baumkronen sichtbar. Warum die Gebilde der invasiven „Bienenkiller“ unbedingt gemeldet werden sollen.


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Die Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenstein appelliert an alle Grundstückseigentümer, Nester der Asiatischen Hornisse (vespa velutina) zu melden und entfernen zu lassen. Nach dem Fall des Herbstlaubs sind die tropfenförmigen Nester, die Umfänge von bis zu 60 Zentimeter erreichen können, gut zu erkennen.

Asiatische Hornisse breitet sich weiter in Baden-Württemberg aus

Die invasive Art, die für Honigbienen eine wachsende Gefahr darstellt, hat sich in diesem Jahr erneut in Baden-Württemberg ausgebreitet. Auch in der Region Heilbronn sowie im Hohelohekreis gab es Nachweise. Für die Entfernung der Nester kommt aber nicht mehr automatisch der Staat auf. Hintergrund ist, dass die Spezies seit April nicht mehr als Früherkennungsart eingestuft ist.

Spezialisten entfernen in Schutzkleidung ein Sekundärnest der Asiatischen Hornisse. Neue Verfahren sollen die Beseitigung der Nester sicherer machen.
Spezialisten entfernen in Schutzkleidung ein Sekundärnest der Asiatischen Hornisse. Neue Verfahren sollen die Beseitigung der Nester sicherer machen.  Foto: Manfred Verhaag, Naturkundemuseum Karlsruhe

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) stuft die Art jetzt als „weit verbreitet“ ein. Damit unterliegt die Art neuerdings dem Managementansatz. Die Folge: Die Grundstückseigentümer müssen die Nester auf eigene Kosten entfernen lassen.

So stark vermehren sich die Asiatischen Hornissen in Baden-Württemberg

Eine Ausnahme gibt es. So bezahlt das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in diesem Jahr die Entfernung von 500 Nestern, die Förderung ist jedoch bis 10. Dezember begrenzt.

Größenvergleich: Angehöriger der Velutina-Taskforce der Feuerwehr Karlsruhe mit einem abgenommenen Sekundärnest.
Größenvergleich: Angehöriger der Velutina-Taskforce der Feuerwehr Karlsruhe mit einem abgenommenen Sekundärnest.  Foto: Kühl, Jörg

Die Herabstufung in den Management-Status steht im Widerspruch zu den Schäden, die der Imkerei in den kommenden Jahren drohen. Die Landesanstalt an der Uni Hohenstein, die Sichtungen von Nestern und Einzeltieren erfasst, nennt Zahlen. Demnach sind in diesem Jahr bereits 2135 Nester und 6000 Einzeltiere gemeldet worden. Im gesamten Jahr davor waren es 1470 Nester und 3300 Einzeltiere. Von den aktuell gemeldeten Nestern sind allerdings etwa 1000 und damit erst die Hälfte entfernt. 

Ein Volk der Asiatischen Hornisse vertilgt elf Kilogramm Insekten pro Jahr

Falls die Nester überwintern, schwärmen die Jungköniginnen im Frühjahr aus und bilden neue Nester, weiß der Heilbronner Berufsimker Hans Rosen. Wie viele, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Der Imker geht davon aus, dass pro Sekundärnest - das sind die großen tropfenförmigen Gebilde hoch in den Baumkronen - 200 bis 500 Jungköniginnen ausschwärmen, von denen etwa zehn Prozent im Frühjahr neue Nester (Primärnester) bilden. Laut Dr. Carolin Rein von der Uni Hohenstein, Velutina-Koordinatorin in der Landesanstalt für Bienenkunde, beträgt die Reproduktionsrate im Durchschnitt eins zu zehn. Das heißt, aus einem Volk entstehen zehn neue Völker. Für die Bienenpopulation ist ein solches Wachstum womöglich existenzbedrohend.

Eine der bewährten Methoden: Spezialisten der Velutina-Taskforce lassen Stickstoff in ein Sekundärnest der Asiatischen Hornisse einströmen.
Eine der bewährten Methoden: Spezialisten der Velutina-Taskforce lassen Stickstoff in ein Sekundärnest der Asiatischen Hornisse einströmen.  Foto: Manfred Verhaag

Wie Dr. Manfred Verhaagh, Insektenforscher am Staatlichen Naturkundemuseum in Karlsruhe, vorrechnet, verspeist ein Volk der Asiatischen Hornisse pro Jahr 97 000 Beutestücke, was einer Fleischmasse von elf Kilogramm entspricht. „Das ist in etwa die Jahresproduktion eines Bienenvolkes“, so der Insektenforscher.

So funktionieren die neuen Methoden zur Tötung der Asiatischen Hornisse

Vorkehrungen gegen den aggressiven Eindringling haben die Imker nur bedingt. Zwar experimentieren sie mit Fangmethoden, wie Locktöpfen. Auch gibt es Versuche mit mechanischen Aufsätzen, die die Beuten schützen sollen. Wenn die Asiatische Hornisse vor dem Flugloch lauert, haben die Bienen meistens keine Chance. Die Asiatische Hornisse beißt Kopf, Hinterteil und Flügel ab. Dann entnimmt sie aus dem Mittelteil der Honigbiene das Muskelgewebe, trägt es als Fleischpellet in das Nest und füttert damit die Larven.

Die Uni Hohenheim wertet gerade eine Methode zur Nestbeseitigung aus. Dabei wird mithilfe einer Lanze Aktivkohle in das Sekundärnest eingeblasen, was zum Tod der Nestbewohner führt. Das Naturkundemuseum Karlsruhe hat auf der Berufsimkermesse in Friedrichshafen gerade ein System vorgestellt, das mit Karbonrohr und Wasserdampf arbeitet. „Mit unserem Verfahren bleiben die Tiere ruhiger“, berichtet Verhaag. So sei es erstmals gelungen, Nester ohne Schutzkleidung abzunehmen.

Jungkönigin der Spezies Asiatische Hornisse vergrößert im Frühjahr ihr Sekundärnest. Im Lauf des Sommers schwärmt die Königin mit ihrem Volk aus und baut das wesentlich größere Sekundärnest.
Jungkönigin der Spezies Asiatische Hornisse vergrößert im Frühjahr ihr Sekundärnest. Im Lauf des Sommers schwärmt die Königin mit ihrem Volk aus und baut das wesentlich größere Sekundärnest.  Foto: Manfred Verhaag, Naturkundemuseum Karlsruhe

Asiatischen Hornisse: So läuft das mit der Meldeplattform und der Förderung

Bürger werden gebeten, Nestfunde oder Einzeltiere der Meldeplattform Asiatische Hornisse des Landesumweltamts mitzuteilen. Bitte ein aussagekräftiges Foto elektronisch mitsenden. Bis 10. Dezember läuft ein Förderprogramm des Landwirtschaftsministeriums. Die Entnahme von 500 Nestern der Asiatischen Hornisse bezahlt der Staat. 

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