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Forscher schlagen Alarm 
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Asiatische Hornisse breitet sich im Heilbronner Raum weiter aus 

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Die Asiatische Hornisse, die Honigbienen attackiert, ist im Raum Heilbronn auf dem Vormarsch. Noch sind die Königinnen relativ leicht einzufangen. Warum Forscher und Imker dennoch Alarm schlagen.


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Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina), die für Bienenvölker eine tödliche Gefahr darstellt, breitet sich im Heilbronner Raum weiter aus. Königinnen der „Velutina“, wie die Art in Fachkreisen abgekürzt wird, sind in den vergangenen Tagen vermehrt im Kraichgau und im Zabergäu gesichtet worden, aber auch im westlichen Neckartal zwischen Gundelsheim und Lauffen. Das berichtet der Brackenheimer Hornissenfachberater Patrick Schooler. 

In Kirchardt und Eppingen-Richen sind in diesem Frühjahr bereits erste Gründungs-, beziehungsweise Embrionalnester entdeckt worden. Östlich der Autobahn A81 wurden bisher noch keine Exemplare gefunden. Die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim geht jedoch davon aus, dass sich die invasive Art jedes Jahr ein Stück weiter nordöstlich ausbreitet. 

Etwa so groß wie ein Tennisball und unten offen: So sieht das Gründungsnest, beziehungsweise Embrionalnest einer Königin der Spezies Asiatische Hornisse aus, die sich auch in der Region ausbreitet.
Etwa so groß wie ein Tennisball und unten offen: So sieht das Gründungsnest, beziehungsweise Embrionalnest einer Königin der Spezies Asiatische Hornisse aus, die sich auch in der Region ausbreitet.  Foto: Patrick Schooler/Screenshot

Im Raum Heilbronn gesichtet: Warum Königinnen der Asiatischen Hornisse gerade jetzt eingefangen werden sollten

Dr. Carolin Rein, Koordinatorin des Velutina-Managements an der Landesanstalt, ruft auf, Einzeltiere und Gründungsnester auf der landesweiten Plattform des Instituts zu melden. Noch sind die Königinnen auf Solopfaden unterwegs und können in den Gründungsnestern oder an Oberflächen vergleichsweise einfach eingefangen und beseitigt werden. Dazu hat die Landesanstalt auf ihrer Homepage eine Handlungsanweisung veröffentlicht.

Um die Königinnen aufzuspüren, gibt es sogar eine Bauanleitung für Locktöpfe. Gründungsnester sind etwa tennisballgroß und nach unten offen. Sie befinden sich meistens in Siedlungsnähe, unter Dächern, an Scheuen und Garagen. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, wird das Gründungsnest zum Primärnest erweitert, das die Größe eines Handballs erreichen kann. Im Spätsommer bauen die Asiatischen Hornissen an anderer Stelle, hoch in den Baumkronen, ihre riesigen Sekundärnester.

Asiatische Hornisse breitet sich im Raum Heilbronn weiter aus: Wie stark sich die Population vergrößert

Carolin Rein geht davon aus, dass sich die Population gegenüber dem Vorjahr verdoppeln wird. 2024 wurden auf der Plattform der Landesanstalt mehr als 1470 Nester gemeldet. Im Jahr 2023 waren es noch 550. Für die Bienen führt ein Zusammentreffen mit der invasiven Art meistens direkt zum Tod.

Asiatische Hornisse (Vespa Velutina): Beim Nest im Efeu handelt es sich um ein vergrößertes Primärnest. Noch ist das Nest relativ einfach zu beseitigen. Ab Juli/August gründen die Tiere riesige Sekundärnester - meist hoch oben in Baumkronen.
Asiatische Hornisse (Vespa Velutina): Beim Nest im Efeu handelt es sich um ein vergrößertes Primärnest. Noch ist das Nest relativ einfach zu beseitigen. Ab Juli/August gründen die Tiere riesige Sekundärnester - meist hoch oben in Baumkronen.  Foto: Manfred Verhaag

„Die Asiatische Hornisse beißt Kopf, Hinterteil und Flügel ab. Dann entnimmt sie aus dem Mittelteil der Honigbiene das Muskelgewebe, trägt es als Fleischpellet in das Nest und füttert damit die Larven“, erläutert der Leiter der insektenkundlichen Abteilung im Staatlichen Naturkundemuseum Karlsruhe, Dr. Manfred Verhaagh. Ein Volk der Asiatischen Hornisse verspeise pro Jahr 97.000 Beutestücke, was einer Fleischmasse von elf Kilogramm entspreche, so der Forscher. Für den Menschen sei der Stich in etwa gleich gefährlich, wie der Stich einer einheimischen Hornisse, nur schmerzhafter.

Wie gefährlich ist die Asiatische Hornisse für den Menschen?

Ursprünglich in Südostasien beheimatet, hat es die Asiatische Hornisse mutmaßlich per Schiffscontainer bis nach Südfrankreich geschafft. Von dort stammt 2004 der erste Nachweis. Seit 2014 ist die Art in Deutschland (Rheinland-Pfalz und Nordbaden) nachgewiesen. Bei den heimischen Bienen richtet sie großen Schaden an und gilt nicht nur unter Imkern als ernstzunehmende Bedrohung. Aus anderen Regionen wird von Schäden im Wein- und Obstbau berichtet.

Ein Mitglied der Feuerwehr Karlsruhe mit einem Sekundärnest der Asiatischen-Hornisse. Der Eingang ist verschlossen worden.
Ein Mitglied der Feuerwehr Karlsruhe mit einem Sekundärnest der Asiatischen-Hornisse. Der Eingang ist verschlossen worden.  Foto: Manfred Verhaag, Naturkundemuseum Karlsruhe

Der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Michael Preusch hat in einer parlamentarischen Anfrage die Veröffentlichung aller bekannten Fakten zur Asiatischen Hornisse in Baden-Württemberg gefordert. Er kritisiert, dass das Landes-Umweltministerium noch keinen koordinierten Managementplan erstellt habe. Hintergrund ist, dass die Beschäftigung mit der Spezies in einer EU-Verordnung seit März dieses Jahres nicht mehr unter „Früherkennung invasiver Arten“ geführt wird. Unter dieser Klassifizierung war das Land in Gestalt der Regierungspräsidien für die Nestentnahme inklusive der dazugehörigen Finanzierung verantwortlich.

Asiatische Hornisse rund um Heilbronn: Warum die Beseitigung von Nestern so teuer ist

Experten rechnen mit erheblichen Kosten für die Beseitigung der Nester. So ist neben sachkundigem Personal oft eine Drehleiter oder ein Hubsteiger hinzuzuziehen. Seit März laufen die Maßnahen unter Artikel 19 (etablierte gebietsfremde Arten), mit der Folge, dass die Finanzierung von Bekämpfungsmaßnahmen noch unklar ist. Preusch schlägt vor, die Freiwilligen Feuerwehren in den Kommunen auf freiwilliger Basis zur Nestentnahme zu qualifizieren. Er wolle sich dafür einsetzen, dass sich Landwirtschafts- und Innenministerium entsprechend einigen. 

Ist mit der Asiatischen Hornisse das Aus der heimischen Imkerei besiegelt? „Man muss lernen, damit umzugehen“, ordnet der Heilbronner Berufsimker Hans Rosen ein. Auch er rechnet mit einer Verdopplung der Population, „wenn nicht einer Verdreifachung“. Für manchen Privatimker könne damit das Ende der Bienenhaltung eingeläutet sein.


 

Wer Aufwand und Mühe nicht scheut, habe Mittel, um gegenzuhalten. So gebe es im Fachhandel Schutzvorrichtungen, wie Fangkörbe, die ein Eindringen der Hornissen in die Beute verhindern. Erforderlich sei, die Völker engmaschig zu beobachten, um mitzubekommen, wenn diese gestresst sind. „Wenn alles nichts nützt, muss man die Völker umziehen“, so der Imker, der vom Landratsamt Heilbronn zum Hornissen-Fachberater berufen wurde. Als Zwischenlösung könne man auch die Einfluglöcher der Beuten auf unter fünf Millimeter verkleinern. 

Asiatische Hornisse: Hier können Bürger verdächtige Insekten und deren Bauten melden

Bürger, die eine Königin der Spezies Asiatische Hornisse (Vespa velutina) oder ein bewohntes Gründungsnest entdecken, werden gebeten, ihren Fund unter bienenkunde.uni-hohenheim.de zu melden. Die Landesanstalt für Bienenkunde bittet, ein aussagekräftiges Foto des Insekts hinzuzufügen.

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