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Asiatische Hornisse baut erstes Nest im Hohenlohekreis – Sorge vor Ausbreitung

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Die Asiatische Hornisse ist im Hohenlohekreis angekommen. Das Nest in Dörzbach macht Imkern große Sorgen. Von Ämtern kommt keine Hilfe mehr – aber die Zeit rennt davon.


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Das Nest hat Karin Bacher entdeckt, als sie auf ihrer Terrasse eine Pause von der Arbeit auf der Baustelle gemacht hat. „Ich saß in meinem Stuhl und dachte, jetzt hast du auch noch ein Wespennest“, erzählt die Dörzbacherin. Große Wespen. „Aber sie hängen dort oben und sind nie heruntergekommen oder haben mich gestört“. Doch eines Tages, vor etwa zwei bis drei Monaten, lag eine Hornisse bei ihr auf dem Küchentisch, „sie wirkte benebelt“.

Nest der Asiatischen Hornisse in Hohenlohe: Imker kämpfen seit Monaten um Entfernung

Kerstin Dacher hat das Nest gemeldet und die Dörzbacher Imker Karine Kreidemeier und Friedrich Grund kamen vorbei. „Dann war klar: das sind Asiatische Hornissen.“ Es ist das erste bekannte Nest dieser invasiven Art im Hohenlohekreis. Im Landkreis Heilbronn gab es bereits im Frühsommer Sichtungen. Die Dörzbacher Imker kämpfen seit der Entdeckung darum, das Nest entfernen zu lassen. Auch wenn Bacher den Tieren eigentlich nichts Böses will, sei die Entfernung „ein Dienst an der Menschheit“, sagt sie.

Die Asiatische Hornisse baut ihr Sekundärnest meterhoch im Baum. Für Menschen ist sie hier selten gefährlich.
Die Asiatische Hornisse baut ihr Sekundärnest meterhoch im Baum. Für Menschen ist sie hier selten gefährlich.  Foto: Götz Greiner

Asiatische Hornisse in Hohenlohe: Art frisst Bienen, aber auch Weintrauben und Obst

Allerdings ist es seit März komplizierter, Nester entfernen zu lassen. Denn nachdem die Asiatische Hornisse sich langsam vom Westen her verbreitet hat, gilt sie zwar immer noch als invasive, aber auch als etablierte Art. Das bedeutet, die Ausbreitung soll noch immer eingedämmt werden. Aber das übernimmt nicht mehr eine Behörde. In der Regel sind dann Ehrenamtliche gefragt – oftmals Imker.

Denn bei den Bienenzüchtern schrillen weiterhin die Alarmglocken, wenn ein Nest gesichtet wird. Die Asiatische Hornisse ernährt sich unter anderem von Bienen, aber auch Obst- und Weinbau sind betroffen, heißt es in einem Schreiben zur EU-Verordnung zu invasiven Arten. Hornissen brauchen Eiweiß. Dass Bienen dann oft noch Nektar in sich tragen, macht sie für die Angreifer noch schmackhafter.

Das Nest ist in der vergangenen Woche um ein Drittel gewachsen, sagt ein Dörzbacher Imker
Das Nest ist in der vergangenen Woche um ein Drittel gewachsen, sagt ein Dörzbacher Imker  Foto: Götz Greiner

Asiatische Hornisse im Hohenlohekreis: 100 Königinnen könnten schon zur Begattung ausgeflogen sein

Den Dörzbachern laufe die Zeit nun davon, sagt Karin Kreidemeier. „Im Herbst fliegen etwa 100 neue Königinnen aus dem Nest aus, vergraben sich und bauen dann im Frühjahr ein neues“, schildert Kreidemeier. Möglicherweise sind die Königinnen schon zum Begattungsflug ausgeflogen, sagt Grund. „Meistens aber im Oktober. Das sei abhängig vom Wetter“ – und dadurch schwer vorhersehbar. Grund schätzt die wahrscheinlich Menge auf zehn neue Hornissen-Völker im Frühjahr.

Für Menschen ist die Hornisse in der Regel harmlos – kann aber tödlich sein

Dabei bemerke er schon das eine Dörzbacher Nest bei seiner Arbeit mit seinen 25 Bienenvölkern. „Es hängt zwischen meinem Garten und meinem Außenstand, an beiden Orten habe ich Bienenstöcke.“ Und dort hat er auch jeweils schon die Hornisse gesehen, vor allem wenn er das Volk in diesen Tagen zum Einfüttern öffne. Mit dem einzelnen Nest sei es noch nicht ganz so schlimm. „Solange der Efeu blüht, wuselt es voller Insekten – die Asiatische Hornisse hat da freie Auswahl.“ Wenn sich die anderen Insekten dann aber zurückziehen, sind die Honigbienen dran.

Die Asiatische Hornisse hat im Gegensatz zur heimischen gelbe Füße und ist an der Spitze des Unterleibs orange.
Die Asiatische Hornisse hat im Gegensatz zur heimischen gelbe Füße und ist an der Spitze des Unterleibs orange.  Foto: Boris Roessler

Für Menschen sei die Asiatische Hornisse weniger gefährlich, betont Grund. Eine einzelne Hornisse sei friedlich. Das Nest hängt hoch im Baum. Wenn ein Mensch darunter durch geht, schauen sich die Hornissen das zwar an. Zum Angriff komme es nur, wenn man den Alarmabstand von vier Metern unterschreite. „Dann greift aber das ganze Volk an. Das kann tödlich enden.“

Die nach dem Winter überlebenden Königinnen bauen zuerst ein Primärnest, in dem das Volk anfängt zu wachsen, oft unter Dachvorsprüngen, in Schuppen. „Das ist der beste Zeitpunkt, es einfach zu entfernen“, sagt Grund, warnt aber, es selbst zu tun: „Das Nest ist leicht mit dem der geschützten heimischen Hornisse zu verwechseln. Wenn man das entfernt, macht man sich strafbar.“ April und Mai wandert das Volk hoch, meist in einen Baum, wo große Sekundärnester gebaut werden.

Die heimische Hornisse ist geschützt. Wer ihr Nest entfernt, macht sich strafbar
Die heimische Hornisse ist geschützt. Wer ihr Nest entfernt, macht sich strafbar  Foto: Patrick Pleul

Die Hohenloher Imker hoffen, dass sie als „Speerspitze“ die Verbreitung im Kreis stoppen können. Grund habe dafür schon „mindestens zehn Kammerjäger“ angefragt. Aber die Expertise ist bei vielen gering. Immerhin: Jetzt hat sich jemand gefunden. In der kommenden Woche soll das Nest entfernt werden.

Asiatische Hornisse: Sichtungen können gemeldet werden

Die Bevölkerung solle wachsam sein, sagt Imker Friedrich Grund. Das Tier muss gesichtet, fotografiert und auf der Meldeplattform des Landes unter lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/asiatische-hornisse gemeldet werden. Spezialisten kontaktieren dann den Meldenden

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