Die öffentliche Aufmerksamkeit, die der Streit dem Aquatoll beschert hat, hat jedenfalls dazu geführt, dass Kurator Sebastian Dörfler das Thema in die Ausstellung „Frei schwimmen – Gemeinsam?!“ im Haus der Geschichte aufnehmen wird, die am 13. Dezember beginnt. Darin soll es um den „Lost Place“ Aquatoll gehen.
Aquatoll wird als "Lost Place" Teil einer Ausstellung
Der große Streit um das Neckarsulmer Freizeitbad hat auch einen Historiker vom Haus der Geschichte in Stuttgart auf das Thema aufmerksam gemacht. Neue Schau zur Bäderkultur startet am 13. Dezember.

Es ist eines der emotionalsten Themen der vergangenen Jahrzehnte in Neckarsulm: Leidenschaftlich wurde und wird über das Aquatoll gestritten. Ende 2022 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit das Ende des Spaßbads beschlossen, das auf eine Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Erhard Klotz zurückging. Als Vorbild diente ein niederländisches Center-Parcs-Bad, wie im Stadtarchiv nachzulesen ist. Ein Teil der Neckarsulmer will nicht akzeptieren, dass die Einrichtung, die von einigen so heiß geliebt wurde, Geschichte sein soll. Im November soll der Abriss erneut auf die Tagesordnung des Gemeinderates kommen.
Gemeinderat Neckarsulm soll sich erneut mit Aquatoll befassen
Argumente für die Schließung werden angezweifelt, auch wenn vergleichbare Einrichtungen wie das frühere Center-Parcs-Bad Tropicana mit großer Glaskuppel in Rotterdam, das dem Aquatoll auch äußerlich gleicht, inzwischen ebenfalls geschlossen sind – aus mangelnder Wirtschaftlichkeit und wegen zu hoher Instandhaltungs- und Energiekosten. „Ich finde es gut, dass sich Leute leidenschaftlich für ihre Anliegen einsetzen“, sagt Bernd Herrmann, der Vorsitzende des Neckarsulmer Heimatvereins. „Darum geht es in der Demokratie doch, dass man seine Meinung kundtut.“ Gleichzeitig stellt Herrmann mit Ironie in der Stimme fest, die Neckarsulmer hätten den Hang dazu, ihre eigenen Bauten zu überhöhen. Schon die erste Badeanstalt am Neckarkanal sei als „beste in Süddeutschland“ dargestellt worden. Auch das Aquatoll gelte vielen bis heute als einzigartig.
Der Schmerz einiger Bürger ist weiter groß
Manfred Kloss und Frank Just, die beiden DLRG-Senioren, verstehen den Schmerz, den einige angesichts der Schließung des Aquatolls empfinden. Auch er habe viele schöne Erinnerungen daran, sagt Kloss. Er habe zahlreiche Wochenenden unter der Kuppel bei der Rettungswache verbracht, eines seiner Enkelkinder habe dort noch kurz vor Schließung das Schwimmen gelernt. Wasserballer Bernd Lutz findet, es sei Aufgabe einer Stadt wie Neckarsulm, Freibäder und Hallenbäder als soziale Einrichtungen und zum Schwimmenlernen vorzuhalten, der Unterhalt eines teuren Freizeitbads gehöre jedoch nicht zu den kommunalen Pflichten.