Alltagsthemen eignen sich am Besten fürs „Schwätzen“
Deutsch lernen im Gespräch: Menschen aus über 20 Nationen treffen sich zum Austausch in der Mediathek. Geredet wird über die Arbeit oder auch über besondere Kochrezepte.

Seit September 2024 treffen sich immer dienstags um 16.30 Uhr in der Mediathek Menschen, die besser Deutsch lernen wollen. „Das Angebot ist kostenlos, jeder kann ohne Anmeldung einfach kommen“, sagt Koordinator Hans-Jürgen Kieb.
Alle 14 Gesprächsleiter sind ehrenamtlich dabei, rund die Hälfte davon sind Rentner. Kieb war im Verkauf tätig, Christel Plener war Lehrerin am Albert-Schweitzer-Gymnasium. „Am Anfang waren es nur sieben Teilnehmer, jetzt kommen manchmal über 30.“ Insgesamt waren schon weit über 100 Menschen aus 21 Ländern bei „Deutsch im Dialog“.
„Mit der Sprache habe ich Probleme“: Artikel wie der, die, das sind schwierig
Golnaz aus dem Iran ist heute zum ersten Mal da. Die Heilbronnerin hat von einer Bekannten von „Deutsch im Dialog“ erfahren. Die junge Frau ist noch kein Jahr hier, spricht aber schon gut Deutsch. „Ich habe alles selbst gelernt“, sagt sie stolz.
Auch der Spanier Sergio ist schon auf dem hohen C1-Niveau angekommen. „Der-die-das fällt mir schwer.“ Es heißt eben „die Sprache“, aber „mit der Sprache habe ich Probleme“.
Situationen wie ein Arztbesuch oder wenn man „auf das Rathaus geht“ werden durchgespielt. Manche wollen für die Arbeit neue Wörter lernen wie Boris aus der Ukraine, der Pilot war. Jetzt arbeitet er in einer Autowerkstatt und muss verstehen, dass man den „Scheinwerfer“ nicht werfen darf und dass der „Kotflügel“ gar kein Flügel ist.
Beatrice und Irina: „Wir wollen jeden Tag besser werden
Beatrice aus Rumänien und Irina aus der Republik Moldau kommen vom VHS-Kurs. „Wir wollen jeden Tag besser werden und neue Worte lernen“, so ist ihr Ziel. Shadi aus dem Iran spricht schon fast fließend die neue Sprache. „Das ist eine sehr gute Atmosphäre hier“, freut sie sich.
Heute hat sie eine Freundin mitgebracht. Die beiden sprechen über „Tahchin“, ein persisches Gericht mit Hühnchen, Reis und Joghurt. Sergio und die Dialogpartnerin Kathrin Wedekind hören interessiert zu und fragen nach, wie man den Reiskuchen zubereitet.
„Es ist manchmal leichter, sich in einer fremden Sprache zu unterhalten, wenn die anderen auch noch nicht perfekt sind“, meint Kieb. Schließlich verlaufe ja auch beim „Schwätzen“ mit Einheimischen nicht alles streng nach Lehrbuch. Daher gilt für die ehrenamtlichen Anleiter ebenso: „Ruhig und mit Geduld sprechen und zuhören.“
Dass das Projekt in wenigen Monaten so gewachsen ist, freut auch die Leiterin der Mediathek Dorothee Wiegand. „Wir stellen die Räume zur Verfügung, aber wichtig ist, dass die Menschen zu uns kommen.“ Man sei froh, wenn zu dem engagierten Team noch einige dazu stoßen würden, ergänzt Kieb. Auch Teilnehmende dürften es immer noch mehr sein. „Vielleicht lesen das ja einige Arbeitgeber in Neckarsulm, die Mitarbeiter zu unserem offenen Angebot am Dienstagnachmittag schicken.“




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