Über die Hälfte der Ärzte sind Frauen – aber Männer haben die Spitzenjobs
Lediglich 13 Prozent der Top-Positionen an deutschen Unikliniken sind von Frauen besetzt. Die Arbeitgeber müssen mehr für die Gleichstellung unternehmen, fordert der Ärztinnenbund.

Etwas mehr als zwei von drei Medizinstudierenden sind inzwischen weiblich, wie eine Statistik des „Ärzteblatts“ zeigt. 1975, im ersten Jahr der Erhebung, war der Anteil an Frauen noch verschwindend gering. 1998 herrschte dann Parität zwischen Frauen und Männern im Studium, seither steigt der Frauenanteil stetig.
Bei den berufstätigen Ärztinnen und Ärzten inklusive Psychotherapeuten ist das nicht anders. 2023 lag der Anteil der Frauen laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung KVB bei 51,5 Prozent. Besonders hoch ist der weibliche Anteil demnach in der Frauenheilkunde. Laut Bundesärztekammer lag der Anteil von Frauen bei der Facharztanerkennung in diesem Gebiet 2024 bei 81 Prozent, in der Kinder- und Jugendmedizin waren es 71 Prozent, in der Allgemeinmedizin 63 Prozent.
In Führungspositionen in der Medizin sind Frauen deutlich unterrepräsentiert
Trotz dieser zunehmenden weiblichen Dominanz sind Frauen in Führungspositionen in der Medizin weiter deutlich unterrepräsentiert und die Gehälter von Frauen liegen laut „Ärzteblatt“ im Durchschnitt 24 Prozent unter denen der Männer. So sind demnach lediglich 13 Prozent der Spitzenpositionen an Universitätskliniken mit Frauen besetzt.
Der Deutsche Ärztinnenbund fordert angesichts dessen, dass Arbeitgeber mehr unternehmen, um Ärztinnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und führt als Maßnahmen unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitmöglichkeiten und Möglichkeiten zu geteilter Führung an.
Das sagen fünf SLK-Ärztinnen zum Thema Gleichstellung in der Medizin
Fünf SLK-Ärztinnen in Führungspositionen im Alter zwischen 37 und 57 Jahren haben unserer Redaktion von ihren Erfahrungen berichtet, auch im Vergleich zu anderen Ländern. Medizin in Deutschland sei noch sehr von Hierarchien geprägt, sagt Oberärztin Birgit Stock, die an der SLK-Kinderklinik arbeitet. Die gebürtige Spanierin Elinor Roma Mas, die den Bereich Geburtshilfe bei SLK leitet, sagt, Spanien sei wesentlich weiter in Sachen Gleichberechtigung in der Branche. Das liege vielleicht auch an den deutlich niedrigeren Gehältern in der Medizin. „Vielleicht ist die Medizin in meinem Heimatland auch deshalb egalitärer und nicht so von mächtigen Männern geprägt, weil Führungspositionen finanziell einfach nicht so attraktiv sind.“

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