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Spitzenjobs in der Medizin: Frauen müssen dafür kämpfen, sagen SLK-Ärztinnen

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Die Medizin ist weiblich, aber Frauen in Top-Führungspositionen sind immer noch eine Rarität. Fünf Ärztinnen in Führungspositionen bei SLK berichten über ihren Weg und sagen, was sich ändern muss.


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Nur 13 Prozent der Spitzenpositionen an deutschen Universitätskliniken sind mit Frauen besetzt – ein klares Zeichen dafür, dass es bei der Gleichstellung im Medizinbetrieb noch viel zu tun gibt. Der Deutsche Ärztinnenbund fordert von den Arbeitgebern deutlich mehr Engagement. Fünf Ärztinnen der SLK-Kliniken, die heute Führungspositionen bekleiden, haben unserer Redaktion Einblicke in ihre Karrierewege gegeben – und berichten dabei auch von Unterschieden zu anderen Ländern.

Karriere in der Gynäkologie: SLK-Oberärztin Amelie de Gregorio über Hürden für Mütter in Führungsjobs

Professor Amelie de Gregorio, Oberärztin in der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (37)

Die Frauenheilkunde ist eines der Fächer mit den meisten Frauen in Führungspositionen. Insofern hatte ich immer das Gefühl, dass mir alle Türen offen stehen. An der Unifrauenklinik Ulm, an der ich meine ärztliche Weiterbildung begonnen habe, konnte ich mich mit Begeisterung in die Forschung stürzen. Mit 31 Jahren wurde ich dort zur außerplanmäßigen Professorin berufen, die jüngste damals. Bereits kurz nach der Geburt meines ersten Kindes habe ich dort auch wieder als Leiterin der onkologischen Tagesklinik und der Studienzentrale gearbeitet. Als ich dann zu den SLK-Kliniken gewechselt bin und mein zweites Kind bekommen habe, wollte ich während der Schwangerschaft konsequent beschäftigt sein und auch nach Geburt wieder rasch arbeiten sowie weiter wissenschaftlich tätig sein – dafür musste ich ein bisschen kämpfen.

Solche Beispiele sind nötig, um für andere Frauen die Türen zu öffnen. Gleichzeitig ist es als Mutter von zwei kleinen Kindern schon schwierig in dem Beruf. Die normalen Betreuungszeiten in der Kita passen nicht immer zu unseren Arbeitszeiten und man kann während einer komplizierten OP auch nicht gehen, weil das Kind aus der Kita abgeholt werden muss.  

Amelie de Gregorio ist Oberärztin an der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Amelie de Gregorio ist Oberärztin an der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.  Foto: SLK-Kliniken Heilbronn GmbH

Tatjana Eigenbrod: „Kinder müssen gut betreut sein“

Professor Tatjana Eigenbrod, Leiterin SLK-Mikrobiologie (47)

Das Studium ist noch weiblich dominiert, aber dann verdünnt sich das in Richtung der Chefetagen. Vor allem der Weg in die Forschung ist lang und entbehrungsreich. Das geht nicht, wenn man an der klassischen Rollenverteilung von „die Frau bleibt erstmal mit den Kindern zu Hause“ festhält. Ich bin Mutter von zwei Kindern und wünsche mir ein gesellschaftliches Umdenken. Es muss selbstverständlich sein, dass die Kinder gut betreut sind und die Frau den ganzen Tag arbeitet.

Auch das Selbstbild von Frauen muss sich noch mehr ändern: Viele sind sehr qualifiziert, trauen sich aber nicht so viel zu und kommunizieren ihre Leistungen auch nicht so offensiv nach außen, wie Männer das meistens tun. Und wir müssen unsere Netzwerke stärken und besser zusammenarbeiten, da können Frauen noch einiges von den Männern lernen. 

Tatjana Eigenbrod ist Leiterin des Bereiches Mikrobiologie an den SLK-Kliniken.
Tatjana Eigenbrod ist Leiterin des Bereiches Mikrobiologie an den SLK-Kliniken.  Foto: privat

Birgit Stock: „Gleichstellung in England und Frankreich ist weiter fortgeschritten“

Dr. Birgit Stock, Oberärztin an der SLK-Kinderklinik (57)

Ich komme aus einer Zeit, in der es eine Mediziner-Schwemme gab und Männer bevorzugt eingestellt wurden. Als junge Ärztin direkt nach dem Studium habe ich an anderen Kliniken Aussagen gehört wie: „Wenn ich Sie eigenhändig sterilisieren darf, dann bekommen Sie die Stelle.“ Die Männer von damals sind heute zum Glück nicht mehr in Führungspositionen und diese Einstellungen gehören der Vergangenheit an. Aufgrund des demografischen Wandels wird sich das Bild weiter ändern, weil wir händeringend Ärzte suchen. Wir brauchen Frauen in allen Positionen und müssen sie fördern.

In Deutschland ist die Medizin bislang noch sehr hierarchisch organisiert, mit dem Bild des männlichen Chefarztes in vielen Köpfen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass Frauen es schwer haben, an die Spitze zu kommen. In England und Frankreich ist das anders, ich habe als junge Ärztin in Frankreich oft mit dem Chefarzt zusammen operiert, das war selbstverständlich. Dort ist auch klar, dass Frauen zwei Monate nach der Entbindung wieder arbeiten gehen und die Kinder gut betreut werden. 

Birgit Stock ist Oberärztin in der SLK-Kinderklinik.
Birgit Stock ist Oberärztin in der SLK-Kinderklinik.  Foto: privat

Katrin Schierle: „Im Osten ist es selbstverständlicher, dass Frauen voll arbeiten“

Dr. Katrin Schierle, ab 1. Januar 2026 Direktorin des SLK-Instituts für Pathologie, aktuell Stellvertreterin (47)

Ich war 15 Jahre lang an der Uniklinik Leipzig als Pathologin, davon sechs Jahre als Oberärztin. In der Zeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass es im Osten viel selbstverständlicher ist, dass Frauen in Vollzeit arbeiten, auch wenn sie Kinder haben. Gleichberechtigung ist dort gelebte Wirklichkeit, während hier in der Region der Teilzeit-Anteil bei Frauen nach meiner Beobachtung doch eher hoch ist. Bei uns im Institut sind wir paritätisch besetzt, in Führungspositionen in der Pathologie insgesamt gibt es aber nicht viele Frauen. Soviel ich weiß, werden von 36 Uni-Instituten nur sechs von Frauen geleitet.

Für mich als Chefin ist klar: Familie geht vor, bei weiblichen wie bei männlichen Mitarbeitern. Wenn da etwas nicht stimmt und die Mitarbeiter sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren können, ist das ein Risiko in unserem anspruchsvollen Job. Wir müssen den Kopf frei haben, um gut arbeiten zu können. 

Katrin Schierle wird zum 1. Januar 2026 Direktorin des SLK-Instituts für Pathologie, aktuell ist sie Stellvertreterin.
Katrin Schierle wird zum 1. Januar 2026 Direktorin des SLK-Instituts für Pathologie, aktuell ist sie Stellvertreterin.  Foto: privat

Elinor Roma Mas: „In Spanien sind Leitungspositionen paritätischer besetzt“

Elinor Roma Mas, Sektionsleiterin Geburtshilfe in der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (54)

Ich habe viele Jahre in Spanien und an unterschiedlichen Kliniken in Deutschland gearbeitet, die Unterschiede sind groß. Das fängt schon beim Gehalt an. Ärztinnen und Ärzte in Spanien verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen in Deutschland. Außerdem ist die Medizin in meinem Heimatland auch deshalb egalitärer, weil Leitungspositionen paritätischer besetzt sind. Was ich an Deutschland gut finde: Wenn du zeigst, dass du was kannst, wirst du anerkannt, selbst wenn die deutsche Sprache nicht perfekt sitzt. Was ich seltsam finde: Ich habe den Eindruck, dass Frauen hier eher die Männer unterstützten als die anderen Frauen. Spanien ist schon weiter in Sachen Gleichberechtigung. 

Elinor Roma Mas ist Sektionsleiterin Geburtshilfe in der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Elinor Roma Mas ist Sektionsleiterin Geburtshilfe in der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.  Foto: privat
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