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Mannheimer Messerattacke
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Tausende Hass-Nachrichten nach Mord an Rouven Laur – "hurra, wieder einer weniger"

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Polizisten auch aus Heilbronn sind damit beschäftigt, Kommentare nach dem tödlichem Messerangriff auf Rouven Laur in Mannheim auszuwerten und anzuzeigen. 

Nach dem gewaltsamen Tod von Rouven Laur kommt es im Netz zu Zehntausenden Hasskommentaren. Beamte auch aus dem Heilbronner Präsidium löschen die Kommentare und zeigen die Verfasser an.
Nach dem gewaltsamen Tod von Rouven Laur kommt es im Netz zu Zehntausenden Hasskommentaren. Beamte auch aus dem Heilbronner Präsidium löschen die Kommentare und zeigen die Verfasser an.  Foto: dpa/ Montage: HSt

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat Haftbefehl wegen Mord, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung gegen den 25-jährigen Afghanen Sulaiman A. erlassen. Er soll den 29-jährigen Polizeihauptkommissar aus Neckarbischofsheim bei einer Veranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz am 31. Mai mit mehreren Messerstichen in den Hals so schwer verletzt haben, dass er Tage später an den Folgen starb.

Fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa wurden verletzt. Ihrem Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger galt der Angriff offenbar. Die Bundesanwaltschaft geht von einer religiösen Motivation des Täters aus.

Nach Messerattacke in Mannheim: Hassnachrichten nach Tod des Polizisten Rouven Laur

Der Messerangriff auf den Mannheimer Polizisten Rouven Laur hat die Republik erschüttert. In den sozialen Netzwerken nehmen Menschen Anteil und sprechen ihr Mitgefühl aus. Neben den mitfühlenden Nachrichten beinhalten auch manche Hass und Häme.

Zitate wie „das ist Berufsrisiko, der Bulle hätte es wissen müssen“ oder „hurra, wieder einer weniger“, filtert ein eigens eingerichteter Einsatzabschnitt aus, erklärt Jürgen Glodek, Pressesprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA). Beamte, darunter auch aus dem Heilbronner Präsidium suchen nach strafrelevanten Hass-Posts und zeigen die Verfasser an.

Nach dem Mord an Rouven Laur gab es mehrere Zehntausend Kommentare im Internet. Das LKA leitet die Auswertung der Inhalte. Foto: dpa
Nach dem Mord an Rouven Laur gab es mehrere Zehntausend Kommentare im Internet. Das LKA leitet die Auswertung der Inhalte. Foto: dpa  Foto: Uwe Anspach

Zehntausende Hass-Nachrichten nach Mannheimer Messerangriff

Mehrere Zehntausend Meldungen sind seit der Tat auf den sozialen Kanälen der Polizei eingegangen, wie Glodek mitteilt. Beamte aus Polizeipräsidien im ganzen Land seien damit beschäftigt, Kommentare anzuschauen, zu bewerten, den Klarnamen der Verfasser zu ermitteln und die Nachrichten zu löschen.

Hinweise auf entsprechende Postings gingen nicht nur in Baden-Württemberg ein. „Hate-Speech-Sachverhalte werden bei uns zusammengefasst“, teilt er mit. Dieses Verfahren beschleunige die Löschprozesse. „Posts im mittleren dreistelligen Bereich sind strafrechtlich relevant“, sagt er. Das betreffe vor allem Kommentare, mit denen Gewalt oder diese schreckliche Tat begrüßt, glorifiziert oder in andere Weise gebilligt werden.

Strafverfolgung auch bei Hasskommentaren aus dem Ausland

Die Ermittler identifizierten bereits einige der Tatverdächtigen, erklärt Glodek. Sie sitzen auch im Ausland. Ein dort geschriebener Hass-Kommentar schütze die Verfasser nicht vor Strafverfolgung. „Nur weil jemand nicht in Deutschland sitzt, muss er nicht davon ausgehen, dass wir nicht wissen, wer dahintersteckt“, sagt Glodek. Auch bei frei erfundenen Spitznamen der Verfasser könne das LKA den Klarnamen ermitteln. Was Glodek feststellt: Menschen, die im Internet unterwegs sind, verlören zusehends Hemmungen.

Nach der Messerattacke hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Die obersten Ankläger begründen dies mit der „besonderen Bedeutung des Falls“. 

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