Neue Warnstreiks im Nahverkehr drohen - was wären die Auswirkungen für Heilbronn?
Pendler in Baden-Württemberg werden sich in den nächsten Wochen auf Einschränkungen im Bus- und Bahnverkehr einstellen müssen. Verdi hat Warnstreiks angekündigt. Auch Heilbronn wäre davon betroffen.

Verdi-Landeschef Martin Gross stimmt Pendler in der anstehenden Tarifrunde bei den kommunalen Nahverkehrsunternehmen auf Warnstreiks der Bus- und Bahnfahrer ein. Für ein gutes Ergebnis werde es auch Arbeitsniederlegungen brauchen, teilte Gross der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mit. "Dies wird natürlich auch Fahrgäste belasten."
Auch die Kunden der Nahverkehrsbetriebe in Heilbronn wären von Warnstreiks betroffen. Andreas Schluchter, Leiter der kaufmännischen Verwaltung bei den Stadtwerken Heilbronn (SWHN), dem Betreiber der Stadtbusse und Stadtbahnen, äußert sich zu den Auswirkungen, die Arbeitsniederlegungen in der Stadt hätten.
Verdi kündigt Warnstreiks an – was das für Auswirkungen für Heilbronn hätte
Würde Verdi den Busbetrieb bestreiken, wäre demnach das gesamte Stadtbusnetz lahmgelegt. Insgesamt würden dann zirka 160 Busfahrerinnen und Busfahrer Ihrer Arbeit nicht nachgehen – ob freiwillig oder nicht. Denn auch diejenigen, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, würden am Busfahren gehindert werden. "Kein Bus fährt dann mehr raus", sagte Schluchter gegenüber unserer Redaktion.
Anders sieht es aus, wenn Fahrerinnen und Fahrer der Stadtbahnen streiken. Diese arbeiten entweder für die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft in Karlsruhe, für die DB Regio AG oder die Stadtwerke. Je nachdem, ob die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) streikt, in der die Deutsche Bahn-Mitarbeiter organisiert sind, oder Verdi, fällt nur ein Teil der Mitarbeiter aus. Die anderen Verkehrsgesellschaften würden dann die Ausfälle teilweise auffangen.
Bei der Stadtbahn gibt es zudem laut den Stadtwerken einen Notfallbetrieb, der sicherstellt, dass die Leitstelle besetzt ist. Diese ist für die Koordinierung der Fahrten zuständig. Auch Unfälle sollen so weiter erfasst werden können.
Verdi kündigt Warnstreiks an – harte Tarifrunde erwartet
Bei den Ende Januar startenden Gesprächen über den Manteltarifvertrag strebt die Gewerkschaft eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit an, ohne sie konkret zu beziffern. Die Arbeitszeit beträgt aktuell 39 Stunden. Gross erklärte weiter: "Unbezahlte Arbeitszeit bei Verspätungen und unbezahlte Wegezeiten im Betrieb prägen die Arbeit der Fahrerinnen und Fahrer. Dazu kommen geteilte Dienste, die das Familienleben der Beschäftigten erheblich belasten."
Und es gebe eine Bezahlung, die den täglichen Stress am Steuer und die Verantwortung für die Fahrgäste nicht widerspiegele. Die ersten Signale aus dem Arbeitgeberlager lassen nach den Worten des Verdi-Landeschefs eine harte Tarifrunde erwarten.
Kommunaler Arbeitgeberverband Baden-Württemberg lehnte Verdi-Forderung ab
In Baden-Württemberg sind von den Tarifgesprächen mehr als 6500 Beschäftigte in sieben Nahverkehrsunternehmen betroffen, wie der Kommunale Arbeitgeberverband Baden-Württemberg (KAV) mitteilte. Der lehnte die Forderung schon Anfang Dezember ab.
"Eine Reduzierung der Arbeitszeit würde unseren Personalmangel noch verschärfen", sagte KAV-Vertreterin Stephanie Schulze. Man benötige die Mitarbeitenden, um die Verkehrswende voranzubringen und die verlässliche Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu ermöglichen.
Verdi fordert Schichtzulage und Erhöhung des Urlaubsgeldes
Gross betonte: "Wir brauchen für die von der Landespolitik angestrebte Verdoppelung des ÖPNV bis 2030 Tausende neue Fahrerinnen und Fahrer." Ohne Personal keine Verkehrswende. Ohne Verkehrswende kein Klimaschutz. Weitere wichtige Forderungen in Baden-Württemberg seien Zulagen.
"Ausgerechnet der Fahrdienst hat bisher keine Schichtzulage, obwohl die Beschäftigten in diesem Bereich zu unterschiedlichen Zeiten den täglichen Dienst beginnen." Um die Bezahlung zu verbessern, fordert Verdi außerdem eine Erhöhung des Urlaubsgeldes sowie eine Nahverkehrszulage.
Von den bundesweiten Gesprächen sind in Baden-Württemberg die kommunalen Verkehrsbetriebe in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz betroffen.

Stimme.de