Oberlandesgericht Stuttgart
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Mit Schnellfeuergewehr auf Polizisten geschossen: Urteil im Boxberger "Reichsbürger"-Prozess erwartet

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Die Staatsanwaltschaft wirft einem mutmaßlichen Reichsbürger aus dem Main-Tauber-Kreis eine regelrechte "Jagd auf Polizeibeamte" vor. Am Mittwoch fällt im Prozess das Urteil. Ermittler hatten in dem Haus des Mannes ein ganzes Waffenarsenal gefunden.

von dpa und unserer Redaktion
Beamten eines Spezialeinsatzkommandos waren im April ausgerückt, um bei einem damals 54 Jahre alten Mann aus Boxberg nach einer illegalen Waffe zu suchen - dieser eröffnete das Feuer.
Beamten eines Spezialeinsatzkommandos waren im April ausgerückt, um bei einem damals 54 Jahre alten Mann aus Boxberg nach einer illegalen Waffe zu suchen - dieser eröffnete das Feuer.  Foto: Kohls/SDMG/dpa

An einem Aprilmorgen fallen im beschaulichen Boxberg plötzlich Schüsse, ein Mann feuert durch die geschlossenen Rollladen seiner Wohnung auf ein Spezialeinsatzkommando der Polizei. Ein Beamter wird schwer verletzt. Erst nach etwa zwei Stunden ergibt sich der mutmaßliche "Reichsbürger". Später finden die Ermittler ein ganzes Arsenal an Waffen im Haus – und prüfen Verbindungen des Mannes in den Hohenlohekreis

Der 55-Jährige mutmaßliche Täter muss sich seit April vor Gericht verantworten, am Mittwoch (10 Uhr) will das Oberlandesgericht Stuttgart nach 32 Verhandlungstagen sein Urteil verkünden. Der Angeklagte wird der Szene der sogenannten Reichsbürger zugerechnet, die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord in mehreren Fällen vor.


SEK-Einsatz in Boxberg: Mann schießt mit Schnellfeuergewehr auf Polizei

Der Mann hatte im April vergangenen Jahres im Norden Baden-Württembergs mit einem Schnellfeuergewehr auf Polizeibeamte geschossen, als diese sein Haus wegen einer Waffe durchsuchen wollten, für die er keine Erlaubnis hatte. Die Schüsse hatte der Mann durch die fast komplett heruntergelassenen Rollladen im Wohn- und im Schlafzimmer abgegeben und erst nach etwa zwei Stunden aufgegeben. In seinem Haus fanden die Ermittler ein begehbares Waffenlager mit Gewehren und Maschinenpistolen, Tausenden Schuss Munition und Zubehör.

Bei dem Einsatz war einer der Beamten durch Schüsse in die Beine schwer verletzt worden. Die Bundesanwaltschaft hatte dem Angeklagten, der die deutsche Staatsbürgerschaft hat, eine "regelrechte Jagd auf Polizeibeamte" vorgeworfen. Die Anklage forderte deswegen eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes in vier Fällen.

Mehrfach auf Polizisten gefeuert: Anwälte des Angeklagten sehen keine Mordmerkmale erfüllt

Dem hatten die beiden Anwälte des Mannes deutlich widersprochen. Sie argumentierten, es seien keine Mordmerkmale erfüllt und forderten deswegen einen Freispruch für ihren Mandanten. In seinem abschließenden Wort hatte der Angeklagte selbst um Entschuldigung für sein Verhalten gebeten. "Was geschehen ist, tut mir unendlich leid", sagte er. Er habe in Panik und zum Schutz seines Sohnes gehandelt.

Der Angeklagte sitzt bei einem Prozesstermin mit Fußfesseln im Gerichtssaal.
Der Angeklagte sitzt bei einem Prozesstermin mit Fußfesseln im Gerichtssaal.  Foto: FRM/dpa/Archivbild

Der Mann wird der sogenannten «Reichsbürger»-Szene zugeordnet. «Reichsbürger» und sogenannte Selbstverwalter erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet der Szene rund 23.000 Anhänger zu – Tendenz steigend.

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