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Unwetter ziehen erneut über den Südwesten - Einsätze dauern an

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Wieder erschüttern heftige Gewitter den Südwesten. Riesige Wassermassen prasseln in kürzester Zeit vom Himmel. Sturmböen knicken zahlreiche Bäume und decken Dächer ab. Der Wetterdienst warnt bereits vor einer Fortsetzung.

Von dpa
Ein Auto steht am Montagabend in der überfluteten Autounterführung am Österreichischen Platz in Stuttgart. Foto: dpa
Ein Auto steht am Montagabend in der überfluteten Autounterführung am Österreichischen Platz in Stuttgart. Foto: dpa  Foto: Marijan Murat (dpa)

Ein heftiges Unwetter mit Starkregen und Sturmböen ist in der Nacht zum Dienstag über den Südwesten hinweggezogen und hat für zahlreiche Schäden gesorgt. Umgestürzte Bäume, überflutete Straßen und vollgelaufene Keller beschäftigten Helfer bei Dutzenden Einsätzen im ganzen Land auch den Dienstag über noch. Landesweit waren nach Angaben des Innenministeriums rund 4000 Einsatzkräfte aufgrund des Unwetters aktiv, bei der Polizei im Land gingen rund 1100 Notrufe ein. Besonders betroffen von dem Unwetter waren demnach der Großraum Stuttgart und die Kreise Reutlingen und Calw. Neue Regenschauer am Dienstagnachmittag fielen nicht ganz so heftig aus. Die Feuerwehren waren vielerorts aber wieder im Dauereinsatz

Im Bodenseekreis kippte ein Baukran auf ein Wohnhaus

Infolge starker Windböen kippte am Dienstag in Meersburg (Bodenseekreis) ein etwa 25 Meter hoher Baukran um. Der Kran schlug auf dem Dach eines dreigeschossigen Wohnhauses auf und beschädigte dadurch eine der Dachgeschosswohnungen erheblich. Während der Turm des Krans auf dem Wohnhaus zum Liegen kam, schlug der Kranausleger in den Gärten der dahinterliegenden Grundstücke ein. Hierbei beschädigte er mindestens drei weitere Wohngebäude. Niemand wurde verletzt, da die Bewohner der Dachgeschosswohnung zum Zeitpunkt des Unglücks nicht zu Hause waren. Eine Bergung des Baukrans dürfte nach Auskunft der Polizei aufwendig werden und wird längere Zeit in Anspruch nehmen.


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Zwischen den verkohlten Balken ist die Folie zu erahnen, mit denen das Dach des Hauses in Wüstenrot-Neuhütten abgedichtet wurde. Um das Feuer zu löschen und Glutnester zu finden, musste die Feuerwehr es teilweise abdecken.
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Baum stürzte um und verletzte Autofahrerin tödlich

Tödlich verletzt wurde eine 23 Jahre alte Autofahrerin als am Dienstagnachmittag ein umstürzender Baum ihr Fahrzeug traf. Eine Sturmböe brachte in Oberteuringen im Bodenseekreis einen etwa 40 Meter hohen Baum zu Fall. Der Baum traf nach Auskunft der Polizei mit voller Wucht das Fahrzeug der Frau und klemmte diese in ihrem Fahrzeug ein. Sie starb noch an der Unfallstelle.

In der Landeshauptstadt rückte die Feuerwehr zu mehr als 330 Einsätzen aus. Heftige Böen deckten in der Nacht Teile des Stuttgarter Opernhauses ab. Mehrere Zehntausend Liter Wasser seien in das Gebäude eingedrungen, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater Stuttgart, Marc-Oliver Hendriks, am Dienstag. Sowohl der Dachstuhl als auch Decken und Wände im Inneren wurden beschädigt.

Stuttgarter Staatsoper kann Betrieb erst am Samstag wieder aufnehmen

Der Betrieb an der unwettergeplagten Staatsoper in Stuttgart kann frühestens an diesem Samstag wieder aufgenommen werden. „Heute hat es einen weiteren heftigen Regenschauer gegeben, dabei ist erneut Wasser in das Haus eingedrungen, weil das Dach nur provisorisch abgedeckt ist“, sagte Hendriks. Am Dienstagnachmittag seien Tausende Liter Wasser in das Haus eingedrungen. „Oberste Priorität ist es, das Dach so abzudichten, das kein weiteres Wasser eindringt“, sagte Hendriks. Das Haus hat seit rund zwei Wochen wieder geöffnet.

Auswirkungen auf den Bahnverkehr

Auch der Bahnverkehr in und um die Landeshauptstadt kam am Dienstag zeitweise zum Erliegen. Auf mehreren Strecken blieb der Regionalverkehr nach Stuttgart stehen. Fernzüge hielten zeitweise nicht am Hauptbahnhof. Auch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und die S-Bahn Stuttgart waren vom Unwetter beeinträchtigt. Im Bereich der SSB war mindestens eine Station überflutet und sorgte für Verzögerungen im Betriebsablauf.


Ein Mann wurde während des Unwetters in einem Wald bei Stuttgart schwer verletzt. Der 54 Jahre alte E-Bike-Fahrer war laut Polizei am Montagabend auf einem Waldweg unterwegs, der durch das Gewitter stark unterspült und durch herabfallende Äste versperrt war. Dabei stürzte der Mann und verletzte sich schwer. Ein anderer E-Biker fand ihn und holte Hilfe. Rettungskräfte brachten ihn ins Krankenhaus.

Die Polizei in Reutlingen berichtete am Dienstag von mehr als 540 Notrufen bis zum Morgen, zahlreiche Straßen wurden überflutet, und Keller liefen voll. Im Stadtteil Betzingen lief das Klärwerk über. Das Dach einer Firma in Metzingen brach unter den Wassermassen zusammen. Verletzt wurde dabei niemand.

Auch im Kreis Calw waren Einsatzkräfte am Montagabend gefordert. Sie rückten etwa in der Gemeinde Altensteig wegen überfluteter Straßen, überlaufender Gullys und Erdrutschen aus. Am Fluss Nagold wurde nach Angaben eines Polizeisprechers eine Mauer über einige Meter weggerissen. Der Starkregen flutete auch die Gemeinde Bösingen im Kreis Rottweil. Aufnahmen im Netz zeigen, wie Autos in den Eis- und Wassermassen versinken.

Seniorin aus Wüstenrot muss nach Blitzeinschlag umziehen

Ein Wohnhaus in Wüstenrot ist zudem von einem Blitz getroffen worden. Zunächst war laut Polizei unklar, ob das Gebäude abgerissen werden muss. Der gesamte Dachstuhl habe am Montag gebrannt, die Feuerwehr habe das Feuer erst nach einigen Stunden unter Kontrolle bringen können. Die Bewohner des Hauses blieben unverletzt.

Bereits in den vergangenen Tagen waren mehrere schwere Gewitter über den Südwesten gezogen und hatten zahlreiche Schäden in weiten Teilen des Landes hinterlassen.

Innenminister Strobl dankt Helfern für Unwetter-Einsatz

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat den Helfern für ihren Einsatz in Folge der Unwetter im Südwesten gedankt. Seit mehr als einer Woche zögen täglich schwere Unwetter übers Land, die verheerende regionale Schäden verursachten und die Einsatzkräfte weit über das übliche Einsatzgeschehen hinaus forderten, sagte Strobl am Dienstag in Stuttgart laut einer Mitteilung. „Mein Dank geht an die Einsatzkräfte für ihren Dienst an unserer Gemeinschaft und unserer Gesellschaft, unter oft schwierigen und gefährlichen Bedingungen und teilweise unter Einsatz ihres Lebens oder ihrer Gesundheit.“

Minister Strobl stellte die Unwetter zudem in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dieser sei aktuell eine der großen Menschheitsherausforderungen - die damit verbundenen Starkregenereignisse, Vegetationsbrände und Extremwetterlagen würden uns weiter verstärkt fordern, sagte Strobl. „Eine bessere Vorsorge und eine Stärkung des Bevölkerungsschutzes sind daher ebenso angesagt wie ein modernes Risiko- und Krisenmanagement“, so der Minister.


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