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Ergiebige Niederschläge
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Regen, Regen und noch mehr Regen – Wetterdienst verlängert Unwetterwarnung bis Samstagfrüh

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Vor Sturzfluten, Erdrutschen oder Überschwemmungen hatte der Wetterdienst gewarnt. Aber der Dauerregen hat in Baden-Württemberg nur wenige Schäden verursacht. Anders sieht es im Saarland aus.

von unserer Redaktion und dpa

Fast der gesamte Südwesten muss sich nach Dauerregen und teils kräftigen Gewittern noch bis Samstagvormittag auf ergiebige Niederschläge einstellen. Das befürchtete Wetterchaos blieb in der Nacht zum Freitag zwar aus, weil das Unwetter nach Angaben von Polizei und Wetterdienst lediglich mit starken Niederschlägen über weite Teile Baden-Württembergs hinwegzog. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verlängerte aber seine Unwetterwarnung der Stufe drei von vier bis Samstagvormittag. 

«Das Tief namens Ildiko sorgt heute im Tagesverlauf für die erwarteten heftigen unwetterartigen Regenfälle im Südwesten», sagte Felix Dietzsch von der DWD-Wetter-Vorhersagezentrale in Offenbach. Starken Dauerregen mit bis zu 70 Liter pro Quadratmeter werde es in den Regierungsbezirken Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen geben, teilte der DWD am Freitag mit. In Staulagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb sollten es teils sogar 100 Liter pro Quadratmeter werden. «Insgesamt handelt es sich um ganze Monatssummen, die vor allem in Baden-Württemberg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz innerhalb eines halben bis ganzen Tages niedergehen», sagte Dietzsch. «Etwas grotesk mutet es dabei an, wenn man im Nordosten Deutschlands bereits wieder von erheblicher Trockenheit sprechen muss.» 


Befürchtetes Wetterchaos in Baden-Württemberg blieb aus: Kleinere Flüsse und Bäche können über die Ufer treten

Die Hochwasser-Vorhersagezentrale Baden-Württemberg warnte vor deutlich steigenden Wasserständen in einigen baden-württembergischen Flüssen, vor allem den Oberrheinzuflüssen sowie Gewässern im Einzugsgebiet des Neckars. Es könnten sich kleinere Hochwasser ausbilden, hieß es. Im Einzelfall könne auch die Kanalisation überlastet sein. Straßen, Keller, Unterführungen und Tiefgaragen könnten unter Wasser gesetzt werden.

Bereits in der Nacht zum Freitag hatte es in Baden-Württemberg kräftig geschüttet. Vor allem entlang von Schwarzwald, Schwäbischer Alb und Oberrhein addierte sich der Niederschlag auf hohe Summen von 40 bis 50 Litern auf den Quadratmeter, stellenweise gab es laut DWD auch bereits Mengen von 70 bis 80 Litern.

Unwetter-Warnungen für Baden-Württemberg: So ist die Lage in der Region Heilbronn

Dennoch hielten sich die Einsätze für Feuerwehr und Polizei in Grenzen. Die Berufsfeuerwehr mit Integrierter Leitstelle Heilbronn verzeichnete in der Nacht auf Freitag keine wetterbedingten Einsätze. Es kam in der Stadt und im Landkreis weder zu überfluteten Straßen, noch zu vollgelaufenen Kellern oder Windbruch. Dem Polizeipräsidium Heilbronn sind nach Angaben eines Sprechers ebenfalls keine Unwetter-Einsätze in seinem Zuständigkeitsbereich bekannt. In Stuttgart musste die Feuerwehr Wasser aus dem überschwemmten Berger-Tunnel abpumpen. 

Vor allem in Ostwürttemberg wurden in der Nacht zum Freitag mehrere Straßen überflutet, Keller liefen voll. Polizeieinsätze gab es vor allem in Heubach (Ostalbkreis). Auch in Schwäbisch Gmünd standen Keller unter Wasser. In Lorch (Ostalbkreis) prallte ein Auto nach Polizeiangaben wegen Aquaplanings in die Leitplanken. Die Region Stuttgart sowie Heilbronn und Tübingen blieben dagegen vom Unwetter weitgehend verschont, größere Schäden wurden nicht gemeldet. «Außer Regen nichts gewesen», sagte ein Heilbronner Polizeisprecher dem SWR. 

Anders hingegen am Donnerstagabend: Beim Unwetter im Landkreis Göppingen östlich von Stuttgart waren Hagelkörner in Kirschkerngröße vom Himmel gefallen. Laut einem Polizeisprecher gab es allerdings keine größeren Einsätze oder Schäden. 

Wasserstände an Flüssen im Saarland steigen wegen kräftigen Regens

Nach stundenlangem teils starkem Regen herrscht im Saarland nach Angaben des Hochwassermeldezentrums derzeit eine extreme Hochwassergefahr. Es handele sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfinde, teilte Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz in Saarbrücken mit. Es könne zur Überflutung bebauter Gebiete in größerem Umfang sowie zur Flutung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen kommen.

Die Wasserstände an den Pegeln im Einzugsgebiet Saar steigen derzeit weiter an. An vielen Stellen sei die Meldehöhe 3 und teils sogar 4 überschritten worden, hieß es vom Landesamt. Erst zum Tageswechsel wird mit fallenden oder stagnierenden Wasserständen gerechnet.

Die Saar ist im Bereich der Luisenbrücke über das Ufer getreten.
Die Saar ist im Bereich der Luisenbrücke über das Ufer getreten.  Foto: Harald Tittel (dpa)

Auch das Landespolizeipräsidium Saarbrücken erklärte am Abend, es könne keine Entwarnung gegeben werden. Die Zahl der Einsätze wegen überfluteter Straßen, vollgelaufener Keller und umgestürzter Bäume werde nicht mehr gezählt. «Wir haben nach 300 aufgehört», sagte ein Sprecher. Zum Glück gebe es bisher keine Verletzten oder Vermissten. 

Der Deutsche Wetterdienst kündigte bis in die Nacht zum Samstag vor allem in den Gebieten westlich des Rheins ergiebigen Dauerregen an. Danach soll der Regen langsam nachlassen.

Am Pfingstwochenende wird es nach Einschätzung des DWD insgesamt aber freundlicher und wieder wärmer. Der weitere Blick voraus ist weniger aufbauend: «Das nächste Unheil deutet sich möglicherweise schon für die neue Woche an», sagte DWD-Experte Dietzsch. Im Zuge eines weiteren Tiefs könnten neue Gewitter und Starkregenfälle aufkommen. «Betreffen würde dies nach aktuellem Stand zunächst den Süden Deutschlands und damit teilweise erneut die bereits jetzt vom Unwetter betroffenen Gebiete», sagte er. Für eine detaillierte Prognose sei es dabei aber noch zu früh. 

 

 

 

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