Kongress Urban Future sucht die Zukunftsvision für Städte: Heilbronner Delegation vor Ort
Der internationale Städte-Kongress Urban Future tagt diese Woche in Stuttgart und zum ersten Mal in Deutschland. Drei Tage lang dreht sich alles um Klimaschutz, Mobilität und Stadtentwicklung. Auch eine Heilbronner Delegation um OB Mergel nahm teil.

Wie können Städte klimaneutral werden und gleichzeitig immer mehr Menschen beherbergen und transportieren? Diesen Fragen widmet sich der Urban-Future-Kongress, der von Mittwoch bis Freitag in Stuttgart stattfindet.
Eröffnet wurde die internationale Konferenz von Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper und Daimler-Chef Ola Källenius. Dutzende Vorträge, Diskussionen, Workshops und Spaziergänge widmen sich den Themen Stadtentwicklung, Klimaschutz und Mobilität.
Experten finden: Dem Auto muss wieder Platz weggenommen werden
"Eine Stadt lebenswert zu machen, ist eine komplizierte Aufgabe", sagt Philippe Crist, Berater beim Internationalen Mobilitätsforum der OECD bei einer Podiumsdiskussion. Eines ist für ihn aber klar: Das Auto nimmt in Städten zu viel Platz ein. Rund 1,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr bei Unfällen im Straßenverkehr, betont Crist. "Wie können wir noch immer ein System akzeptieren, das so viele Menschen tötet?"
Ähnlich sieht das die Australierin Bronwen Thornton, Geschäftsführerin des Fußgänger-Lobbyvereins Walk21. Dem Auto sei in der Vergangenheit zu viel Platz eingeräumt worden. In Zukunft müsse das umgekehrt werden. "Es geht nicht darum, gegen das Auto zu sein. Aber das Verhältnis muss wieder ausgeglichen werden." Öffentliche Verkehrsmittel seien der beste Weg, um Menschen mit kleinem Geldbeutel Mobilität zu ermöglichen.
Mercedes-Vertreter: Wir sind stark bei Sharing-Konzepten, wenn Städte das wollen
Daniel Deparis, Head of Urban Mobility Solutions bei Mercedes Benz, plädiert dagegen dafür, Menschen möglichst viele Möglichkeiten zur Fortbewegung an die Hand zu geben. Als Beispiel nennt er SSB Flex, ein Ruftaxi-Angebot der Stuttgarter Verkehrsbetriebe und Mercedes. "Wir müssen es schaffen, die Menschen an solche Angebote zu gewöhnen, damit sie sich dafür entscheiden."
Der Konzern sei stark im Sharing-Geschäft, oft wüssten Entscheider aber nicht, was möglich ist. So berichtet Deparis von einer Stadt, die ihre Verkehrsschilder händisch auf Karten verzeichnen wollte. "Unsere Autos können Schilder längst lesen. Wenn ein Schild Montagmorgen runterfällt, wissen wir das am Abend." Damit öffentliche und private Partnerschaften funktionieren, brauche es klar definierte Probleme, die gelöst werden müssen.
Heilbronner KI-Park Ipai dient als Vorbild
In anderen Diskussionen ist das Konzept der öffentlich-privaten Partnerschaft ebenfalls Thema. Dabei dient der geplante KI-Park Ipai als Beispiel, sehr zur Freude der aus Heilbronn angereisten Delegation aus Oberbürgermeister Harry Mergel, Jens Boysen (Stabsstelle Strategische Planung), Florian Baasch (Stabsstelle Stadtentwicklung), Oliver Toellner (Grünflächenamt) und Mimy Wang (Stabsstelle Klimaschutz).
"Die wichtigen Zukunftsfragen spielen bei uns quasi täglich eine Rolle", sagt Mergel. Heilbronn sei durch die Zusammenarbeit mit der Schwarz-Gruppe gewissermaßen privilegiert. Der Kongress sei geeignet, "Ideen, die wir schon haben, nochmal zu vertiefen". Die Herausforderung sei, die Bevölkerung bei Zukunftsthemen wie Digitalisierung und E-Mobilität mitzunehmen. Als Beispiel nennt Mergel die Bundesgartenschau, bei der die Bürger beteiligt wurden, etwa durch Baustellenführungen. Künftig werde das schwieriger, weil der Nutzen von Künstlicher Intelligenz nicht einfach zu erklären sei. Ziel sei es, Heilbronn zur Wissensstadt zu machen und so Wirtschaftskraft zu schaffen. "Die Wirtschaft ist die Basis. Alle Dinge, die das Leben schön machen, hängen davon ab."

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