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Vorfall im Freizeitpark
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Nach Unfall im Europa-Park: TÜV-Verband will alte Fahrgeschäfte nachrüsten lassen

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Nach dem Unfall im Europa-Park in Rust waren zwei Verletzte am Dienstag noch im Krankenhaus. Der Vorfall reiht sich ein in mehrere Unglücke in Freizeitparks in jüngster Zeit.

von Christoph Donauer und dpa
Vier Menschen wurden verletzt, als das Wasserbecken zusammenstürzte, an dem ein Sprungturm befestigt war. Die Wasserbahn fuhr bereits am Dienstag wieder regulär. Das Becken sei im Mai aufgestellt worden, hieß es seitens des Parks.
Vier Menschen wurden verletzt, als das Wasserbecken zusammenstürzte, an dem ein Sprungturm befestigt war. Die Wasserbahn fuhr bereits am Dienstag wieder regulär. Das Becken sei im Mai aufgestellt worden, hieß es seitens des Parks.  Foto: dpa

Zwei verletzte Akrobaten sind nach einem Unfall an einer Turmsprung-Attraktion im Europa-Park in Rust am Dienstag noch im Krankenhaus geblieben. "Wir gehen nicht von schwereren Verletzungen aus", sagte eine Polizeisprecherin.

Insgesamt hatten sich am Montag sieben Menschen im größten Freizeitpark Deutschlands verletzt, als ein Wasserbecken riss und daran befestigte Sprungtürme einstürzten. Die Schau "Retorno dos Piratas" wird einem Parksprecher zufolge nicht mehr gezeigt.

Nach Angaben der Polizei wurden fünf Artisten und zwei Besucher bei dem Vorfall verletzt. Vier Akrobaten kamen ins Krankenhaus. Zwei von ihnen hätten die Klinik noch am Abend wieder verlassen. Bei den verletzten Akrobaten handelt es sich nach Angaben des Parks um Frauen im Alter von 18, 22 und 29 Jahren sowie einen 24- und einen 50-jährigen Mann. Die Artisten waren über eine französische Firma im Europa-Park beschäftigt. Der Park arbeitet seit Jahren mit den Artisten zusammen.


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TÜV Süd kann wegen Feiertag in Teilen Bayerns keine Auskunft geben

Der Park öffnete am Dienstag wie üblich. Die Wasserbahn "Atlantica SuperSplash", in das sich Wasser aus dem defekten Becken ergossen hatte, war wieder in Betrieb. Das Schwimmbecken sei eine Neuanschaffung, die eine Fremdfirma im Mai im Europa-Park aufgebaut habe, erklärte der Sprecher. Ähnliche Vorfälle seien nicht bekannt. Die Polizeisprecherin sagte, der Unfallhergang werde noch ermittelt. Unklar blieb am Dienstag, ob und in welcher Form das Becken gewartet worden war. Der TÜV Süd, der für den Europa-Park zuständig ist, konnte die Frage wegen eines Feiertags in Teilen Bayerns, wo er seinen Stammsitz hat, nicht klären.

Zuletzt war der Europa-Park häufiger mit außerplanmäßigen Ereignissen in die Schlagzeilen geraten. Vor zwei Monaten gab es einen Brand, im April wurde eine Achterbahn aus Sicherheitsgründen gestoppt.

Alte Fahrgeschäfte müssen bisher nicht erneuert werden. Ein Problem?

Im Wild- und Freizeitpark Klotten verunglückte eine Frau bei einer Achterbahnfahrt tödlich.
Im Wild- und Freizeitpark Klotten verunglückte eine Frau bei einer Achterbahnfahrt tödlich.  Foto: Harald Tittel

Auch der TÜV-Verband beobachtet eine "Häufung schwerer Unfälle in jüngster Zeit", wie Geschäftsführer Joachim Bühler auf Stimme-Anfrage bestätigt. Der Verband will die Vorfälle deshalb analysieren und Verbesserungen anstoßen. Das Ziel: Personal soll besser ausgebildet und Fahrgeschäfte öfter kontrolliert werden. Außerdem sollen schon existierende Anlagen modernisiert werden, damit sie die geltenden Sicherheitsstandards erfüllen. Denn bisher werden alte Fahrgeschäfte zwar regelmäßig überprüft, müssen aber nicht nachgerüstet werden. "Sie werden erst beim Auftreten von Sicherheitsmängeln hinterfragt und gegebenenfalls angepasst."

Generell sind die Vorgaben für Riesenräder, Achterbahnen, Karusselle, mobile Bühnen und Tribünen europaweit genormt. Maßgeblich ist die Sicherheitsnorm DIN EN 13814. Gesellschaften wie der TÜV überprüfen, ob die Vorgaben eingehalten werden.

Eine offizielle Statistik über Mängel bei Fahrgeschäften fehlt bisher

2022 wurden bei einem Unfall auf einer Achterbahn im Legoland im schwäbischen Günzburg 31 Menschen verletzt.
2022 wurden bei einem Unfall auf einer Achterbahn im Legoland im schwäbischen Günzburg 31 Menschen verletzt.  Foto: Stefan Puchner

Die Fahrgeschäfte durchlaufen umfangreiche Prüfungen vor und während des Betriebs, besonders, wenn sie wie auf Volksfesten häufig auf- und abgebaut werden. Wie oft Attraktionen geprüft werden, variiere zwischen einem und fünf Jahren, heißt es in einer Stellungnahme des TÜV Nord. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Schäden, Verschleiß, Korrosion sowie den maximal zulässigen Geschwindigkeiten, Drehzahlen und den Bremsen.

Eine offizielle Statistik, welche und wie viele Mängel bei solchen Prüfungen gefunden werden, gibt es nicht, kritisiert Joachim Bühler vom TÜV-Verband. Diese seien "in vielen Fällen erst längere Zeit nach dem Vorfall bekannt, zum Beispiel wegen laufender Gerichtsverfahren". Laut dem Verband seien die Unfälle bei Fahrgeschäften im vergangenen Jahr nicht durch technische Mängel ausgelöst worden, sondern weil Bedienungs-, Betriebs- und Benutzungsvorschriften missachtet wurden.

Hintergrund: Unglücke in Freizeitparks

Karls Erlebnis-Dorf, Juni 2023: In dem Park in Elstal (Brandenburg) zerstört ein Brand auf rund 400 Quadratmetern mehrere Gebäude. Zehn Menschen werden verletzt, der Sachschaden ist sechsstellig.

Legoland, August 2022: Ein Zug der Achterbahn "Feuerdrache" fährt in Günzburg (Bayern) auf einen vorausfahrenden Zug auf. 31 Menschen werden verletzt. Der Unfall soll durch mangelhafte Sorgfalt verursacht worden sein, die Ermittlungen dauern an.

Freizeitpark Klotten, August 2022: Eine 57-Jährige stirbt in Cochem (Rheinland-Pfalz) beim Sturz aus einer fahrenden Achterbahn. Einem TÜV-Gutachten zufolge ist die Achterbahn zum Zeitpunkt des Unglücks sicherheitstechnisch in Ordnung gewesen.

Freizeitpark Traumland, August 2020: Während der Fahrt stürzt die Gondel eines Kinderkarussells in Sonnenbühl (Baden-Württemberg) ab. Eine Mutter erleidet leichte Verwundungen, ihr kleiner Sohn bleibt unverletzt.

Europa-Park, August 2018: Eine Schwebebahn des "Europa-Park Express" fährt auf eine leere Bahn auf. Zwei Menschen werden leicht verletzt.

Churpfalzpark Loifling, August 2016: Zwei Frauen ziehen sich schwere Verletzungen zu, als in Traitsching (Bayern) ein Riesenhüpfkissen aufplatzt.

 
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