Land startet neue Corona-Impfoffensive
In allen 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg werden Impfstützpunkte eingerichtet. Zudem will das Land auch die Zahl der mobilen Impfteams auf jetzt 155 erhöhen.
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen und einer noch immer zu niedrigen Impfquote will die grün-schwarze Landesregierung das Impfangebot im Südwesten weiter ausbauen. Dies kündigten Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha (beide Grüne) am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressemitteilung an.
"Uns stehen schwierige Wochen bevor. Das Infektionsgeschehen nimmt rasant zu. Die vierte Welle trifft vor allem die Nicht-Geimpften mit voller Wucht", erklärte Kretschmann. Deshalb appelliere er noch einmal ausdrücklich an alle Menschen, sich impfen zu lassen.
Pläne in allen 44 Stadt- und Landkreisen
Grün-Schwarz plant, das Impfangebot mit zielgerichteten Angeboten vor Ort deutlich hochzufahren. Es sollen in allen 44 Stadt- und Landkreisen im Südwesten Impfstützpunkte eingerichtet werden. Dazu soll jedem Kreis mindestens ein mobiles Impfteam zur Verfügung gestellt werden. Zudem kündigte die Landesregierung an, die Gesamtzahl der mobilen Impfteams in etwa verdoppeln zu wollen - von aktuell 80 auf dann 155. Wichtig sei aber, dass an den Stützpunkten in jedem Kreis sieben Tage die Woche geimpft werde, erklärte ein Sprecher des Stuttgarter Sozialministeriums.
Kommunen entscheiden über Umsetzung
Ob die Verantwortlichen - also vor allem die Kommunen - dann an einem Stützpunkt ein Team oder mehrere Teams einsetzten, könne vor Ort entschieden werden, so der Sprecher. Wichtig sei, dass das Angebot an sieben Tagen die Woche bestehe - und dass die Bürger über Öffnungszeiten und Standorte der Stützpunkte stetig über die lokalen Medien informiert würden. Die Impfstützpunkte sollen "in den nächsten Wochen" in allen Kreisen eingerichtet werden.
Bis zu 23.000 Impfungen täglich
Es ist vorgesehen, an jedem Impfstützpunkt pro Tag und Team rund 130 Impfungen durchzuführen - also Erstimpfungen genauso wie Auffrischimpfungen. Insgesamt wolle das Land im Südwesten mit den 155 mobilen Teams pro Tag bis zu 23 000 Impfungen durchführen. Diese sollen zusätzlich zu den Impfungen in den Arztpraxen erfolgen. "Durch dieses Angebot schaffen wir eine flexible Versorgungsstruktur und nehmen gezielt die Situation vor Ort in den Blick", erläuterte Lucha. Laut seinem Sprecher bleibt es aber dabei, dass die früheren, großen Impfzentren nicht wieder in Betrieb genommen werden sollen.
In Baden-Württemberg waren zuletzt knapp 75 Prozent der Über-Zwölfjährigen, für die eine Empfehlung ausgesprochen worden ist, vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Dies sind etwa 65 Prozent der Gesamtbevölkerung ab einem Alter von zwölf Jahren.
350.000 Auffrischimpfungen in vergangenen Wochen
In den vergangenen Wochen sind laut Sozialministerium bereits über 350 000 Auffrischungsimpfungen vor allem in Pflegeeinrichtungen, bei Personen über 70 Jahre sowie bei weiteren vulnerablen Gruppen durchgeführt worden. Grundsätzlich steht im Südwesten allen Menschen eine Auffrischungsimpfung offen, sofern ihre Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt. Ob die dritte Spritze verabreicht wird, entscheidet aber am Ende der Arzt.
Unterstützung für Pläne des Landes
Die Kommunen begrüßten die geplanten Stützpunkte. "Wir sehen in allen Städten, dass die niederschwelligen Angebote vor Ort nach wie vor am besten angenommen werden", sagte Südwest-Städtetagspräsident Peter Kurz. Baden-Württembergs Gemeindetagspräsident Steffen Jäger erklärte, die Kommunen könnten ergänzend zu den Impftstützpunkten auch dezentrale Impftage organisieren. Die kassenärztliche Vereinigung bewertete die Pläne ebenfalls als sinnvoll. "Unsere niedergelassenen Ärzte sind enorm gefordert. Neben den Impfungen sind sie derzeit auch wegen der vielen Corona-Infektionen sowie den Grippeschutzmaßnahmen stark gefordert", sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Merke.
Lucha warnte derweil vor einer Zuspitzung der Lage in den Südwest-Kliniken: "Setzt sich der derzeitige Trend mit dieser Geschwindigkeit fort, müssen wir Patienten bald in andere Bundesländer oder sogar ins Ausland verlegen."




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