Baden-Württemberg wappnet sich für Impfansturm
Die Alarmstufe und die 2G-Regel drohen in Baden-Württemberg – und damit in letzter Minute auch ein schlagartiger Ansturm bislang Ungeimpfter auf die Impfangebote. Mobile Teams sollen gestärkt werden, aber die Impfzentren bleiben geschlossen.
Zudem melden die niedergelassenen Ärzte eine starke Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen, den so genannten „Booster-Impfungen“. Dennoch ist die Wiedereröffnung von Impfzentren in Baden-Württemberg für die Landesregierung kein Thema.
Man rechne damit, dass auch die steigende Nachfrage über die Impfangebote der Hausärzte, über die landesweit agierenden mobilen Impfteams und Impfbusse sowie ergänzende lokale Impfaktionen gedeckt werden könne, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums am Mittwoch in Stuttgart.
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hatte einzelnen Forderungen nach Wiedereröffnung großer Impfzentren bereits zuvor eine Absage erteilt. „Dafür würden wir einen wesentlich längeren Vorlauf benötigen“, so Lucha.
Dezentrale mobile und Pop-Up-Angebote als Mittel
„Um schnell mehr Menschen für die Erst- und die Booster-Impfung zu erreichen, sind jetzt alle dezentralen mobilen und Pop-Up-Angebote das richtige Mittel.“ Unterdessen nahm Lucha auch die Ärzte in die Pflicht. „Leider wird eine flächendeckende Impfung noch nicht von allen Ärztinnen und Ärzten ermöglicht. Deshalb möchten wir noch einmal eindringlich an das Engagement der Ärzteschaft appellieren, ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen. Sie haben hier eine große Verantwortung.“
Erst in der vergangenen Woche hatte die Landesregierung beschlossen, drohende Engpässe nicht abzuwarten, sondern die Zahl der mobilen Impfteams von bislang landesweit 30 auf dann 80 Mobile Impfteams und Impfbusse aufzustocken. Die Einheiten sind dabei jeweils an ein Krankenhaus angedockt und sollen vor allem Bereiche ansteuern, in denen es kein flächendeckendes Impfangebot durch Ärzte oder eine erhöhte Nachfrage gibt.
Pro mobilem Impfteam können nach Angaben des Sozialministeriums am Tag zwischen 70 und 150 Impfungen durchgeführt werden, in Einzelfällen auch mehr. Damit könnten bei durchschnittlich 120 Impfungen pro Team und Tag mit 80 mobilen Impfteams täglich rund 9600 Impfungen angeboten werden – zusätzlich zum Angebot der niedergelassenen Ärzte. Unabhängig davon finden laut Sozialministerium derzeit weitere Abstimmungen statt, um die Kapazitäten bei Bedarf weiter zu erhöhen.
Steffen Jäger, Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, forderte das Land am Mittwoch dazu auf, die angekündigten dezentralen Pop-Up-Impfzentren rasch zu installieren. „Die Rückmeldungen aus den Rathäusern zeigen, dass dezentrale Impftage mit den mobilen Impfteams ein unkomplizierter Baustein der Impfstrategie sein können“, sagte Jäger. „Bei alledem ist jedoch wichtig: Möglichst wenig bürokratische Vorgaben und möglichst viel Gestaltungsmöglichkeit, für diejenigen, die vor Ort umsetzen“, so der Gemeindetagspräsident.
Für Norbert Metke, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), geht die Diskussion um die Wiedereröffnung der Impfzentren an der Situation vorbei. „Unser Problem sind nicht zu wenige Impfangebote, sondern die große Zurückhaltung in Teilen der Bevölkerung und leider auch die Kakophonie auf Bundesebene. Was soll die Bevölkerung, was sollen die Ärztinnen und Ärzte in den Praxen davon halten, wenn die Politik offensichtlich politisch motiviert eigene Impfempfehlungen abgibt, die von denen der Stiko abweichen“ sagte Metke.
Belastung
Für zusätzliche Belastung der Arztpraxen sorge die Dokumentationspflicht. Denn für die dritte Impfung, die „Booster-Impfung“, müsse wie vor der ersten Impfung erneut eine Dokumentation erstellt, eine Einwilligung eingeholt werden und eine Aufklärung erfolgen. 





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