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Die kleinste Grundschule in Baden-Württemberg prägt das gesamte Ortsleben

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Im Schwarzwald liegt die kleinste Grundschule von Baden-Württemberg, die deutlich größere Bedeutung hat, als nur für guten Unterricht zu sorgen.

In der Stohrenschule bei Freiburg wohnt auch die Rektorin. Im Klassenzimmer findet neben Unterricht auch der Yoga-Kurs für die Bewohner der umliegenden Höfe statt.
In der Stohrenschule bei Freiburg wohnt auch die Rektorin. Im Klassenzimmer findet neben Unterricht auch der Yoga-Kurs für die Bewohner der umliegenden Höfe statt.  Foto: Gajer, Simon

Das Kultusministerium bekennt sich zu den Zwergschulen. Lehrermangel hin oder her, Grundschulen stünden nicht auf dem Prüfstand: Bei der Diskussionsreihe "Bildung auf den Punkt" der Heilbronner Stimme und der Akademie für Innovative Bildung und Management hat Daniel Hager-Mann, Ministerialdirektor im Kultusministerium, mit Stolz auf die kleinste Grundschule im Land verwiesen, wo seinen Angaben zufolge der Unterricht mit nicht einmal zwei Dutzend Kindern stattfindet. Die Stohrenschule im Münstertaler Ortsteil Stohren, südlich von Freiburg gelegen, ist diese Grundschule, in die Mädchen und Jungen der umliegenden 25 Höfe gehen. Seit gut 200 Jahren gibt es hier im Schwarzwald eine Grundschule, die weit mehr als eine Bildungsstätte ist.


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Von Vor- und Nachteilen von kleinen Grundschulen


Bald besuchen die Fünftklässler der französischen Partnerschule die Stohrenschule, kürzlich war der Teichtag für die Kinder etwas Besonderes. Die Gruppe erzählt vom Schlamm, den sie rausholten. Die Schüler berichten von Libellen-Larven und Bergmolchen, die sie dabei entdeckt haben. Mit denen befassen sie sich jetzt sogar im Kunstunterricht. Viel zu erzählen haben sie von den Ziegen des Nachbarn, die gleich neben der Schule weiden. Auch Schafe standen mal da. Von einem der Schulbeete, um die sich die Kinder kümmern, fraßen ausgebüxte Tiere einmal einem Tulpe, bei einem anderen blieben die tierischen Hinterlassenschaften zurück.

Die kleinste Grundschule in Baden-Württemberg liegt auf fast 1000 Meter Höhe

Es ist viel los, es geht auch hier um so viel mehr als Mathe und Deutsch. Die Kinder gehen ins Theater, erklimmen das Freiburger Münster, lernen Geige. Sport kommt bei einigen an, auch wenn die kleinste Schule, gelegen auf fast 1000 Meter Höhe, keine eigene Halle hat. Dafür einen Sportplatz, gleich die Wiese runter und über eine Straße. Und im Winter geht"s zum Langlaufen hinauf, oder es ist Yoga angesagt. "Oben auf dem Schausinland, da ist es wunderschön", singen die Erst- bis Viertklässler ihr Schullied. Darin heißt es auch: "Ja, wir haben großes Glück." Diese Einschätzung teilen alle.

Ute Rößer ist seit 2012 Rektorin auf dem Stohren, Cosima Blassmann ihre einzige Kollegin. Rektorin, Schulsekretärin, Nachbarin: Ute Rößer ist alles, denn sie wohnt auch im verwinkelten Schulgebäude, an dem sogar der örtliche Briefkasten hängt. Ersten Kontakt mit der Grundschule hatte sie als Französischlehrerin. Sie liebt ihre Schule, die hier oben so viel mehr ist als die "Schule mit Herz", wie draußen ein Banner verspricht. "Sie ist der Mittelpunkt." Die Eltern treffen sich ohnehin regelmäßig draußen.

In der Stohrenschule findet Yoga statt

Von den umliegenden Höfen kommen die Bewohner zum Yoga oder Qigong in das Klassenzimmer, der Singkreis probt im Haus. Die Einwohner kommen, wenn die Schüler etwas bieten: Theater vor Weihnachten oder zum Schuljahresende. Oder sie backen Kuchen, weil ein Verkauf zugunsten des Geigenunterrichts stattfindet. Die Grundschule ist Bildungsstätte und kulturelles Zentrum zugleich. Ein paar Kilometer weiter, erzählt Ute Rößer, sei vor Jahrzehnten die Schule geschlossen worden. Das Zusammenleben sei dort längst nicht mehr so gut wie hier bei ihren Höfen. Rund um die Stohrenschule gilt: "Man kann sich aufeinander verlassen."

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Im Mathe und Deutsch werden die Erst- und Zweitklässler sowie die Dritt- und Viertklässler zusammen unterrichtet, die übrigen Fächer finden gemeinsam statt. Zusammen heißt aber nicht unbedingt im selben Tempo. Ute Rößer und Cosima Blassmann sind froh über die Schule, in der sie die Mädchen und Jungen sehr gut fördern können. "Keiner geht verloren", sagt die Rektorin. "Wir haben einen intensiven Kontakt zu den Kindern und ihren Eltern." Die Lehrer sähen die Mütter und Väter täglich. "Da ergeben sich sehr häufig kleine Gespräche, und schon weiß man, wie es der Familie gerade geht und wer welche Sorgen oder auch welche erfreulichen Neuigkeiten hat, und man kann den Eltern auch mal kleine Tipps geben." Die Rektorin genießt es, die Kinder wachsen zu sehen, wie aus einem Erst- über die Zeit ein Viertklässler wird, wie die Schüler Verantwortung übernehmen. "Die Kinder lernen unheimlich viel voneinander." Weiterführende Schulen seien froh über Stohrenschüler: Sie seien oft selbstbewusster und hätten ein gutes soziales Verhalten.

Eltern loben die Bildungsarbeit auf dem Stohren

Eltern wissen die wohnortnahe Grundschule zu schätzen. Matthias und Susanne Scheerer leben seit 20 Jahren in einem Hof. Ihre Tochter ist die einzige Erstklässlerin. Dass es die Schule gibt, sei praktisch, erzählt der Vater. Kurz hatte er vor der Einschulung Sorgen, die Tochter habe schließlich keinen Gleichaltrigen, von dem sie abschreiben kann. Die Zweifel waren unbegründet: "Sie fühlt sich wohl, gleich vom ersten Tag an." Wenn sie Freundinnen treffe, mit denen sie in einen Kindergarten ging, erzählten sie von der Schule: Ihre Tochter sei beim Stoff weiter, loben die Eltern. Vater David Frisch engagiert sich für die Stohrenschule, die seine Tochter besucht. Mit den Kindern geht er bald zum Schmieden. Er lobt die Förderung, die geleistet werde. "Es kann jeder in seinem Tempo lernen, das ist wichtig."

 
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