Hauk will Abschuss von Wölfen ermöglichen
Nach dem Wolfsriss in Unterkessach bei Widdern ist erneut eine Diskussion zwischen Grünen und CDU über den Umgang mit dem Wolf aufgeflammt.

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) fordert eine Regulierung des Wolfsbestandes - „das heißt auch bejagen oder Fallen stellen“, sagte Hauk der Deutschen Presse-Agentur. Die Grünen setzen hingegen auf einen Dialog zwischen Schaf- und Nutztierhaltern, Naturschützern und Politik, wie der Naturschutzexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Markus Rösler, sagte.
Am Donnerstag wird das Thema bei einer öffentlichen Anhörung im Landtag in großer Runde besprochen. Die Grünen setzen auf Herdenschutz und wollen mit Nutztierhaltern besprechen, welche finanzielle Unterstützung dafür weiter notwendig ist.
Kritik an Hauks Äußerungen gab es am Dienstag vom Naturschutzbund (Nabu). Landeschef Johannes Enssle meinte: „Wenn es darum geht, streng geschützte Tiere tot zu schießen, ist Landwirtschaftsminister Peter Hauk leider ganz vorne mit dabei. Wenn es aber darum geht, nachhaltige Lösungen zu finden, hört man nichts von ihm.“ Enssle forderte Hauk auf, sich um offene Fragen beim Herdenschutz zu kümmern. So müsse die Haltung von Schutzhunden erleichtert werden, die Wölfe von Herden fernhalten könnten.
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Ein Wolf hat nach Angaben des Umweltministeriums am 7. Oktober drei Lämmer bei Unterkessach (siehe Grafik) auf einer von Wassergräben eingegrenzten Weide gerissen. Das ergab demnach eine genetische Untersuchung von Proben der toten Tiere.

Vorsicht: Ideologie
Ein Kommentar von Christian Gleichauf
Der Wolf hat erstmals wieder zugebissen, und das sozusagen vor unserer Haustür. Das dürfte in eine hitzige Diskussion münden, so viel ist sicher. Vorbeugend bittet der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller die Nutztierverbände und -halter schon mal, besonnen zu reagieren. Recht hat er. Besonnenheit ist immer angebracht.
Angebracht gewesen wäre aber auch eine Ermahnung an die allzu konsequenten Tierschützer. Die interpretieren teilweise schon jetzt jedes kritische Wort zur Rückkehr des Wolfes als Äußerung schießwütiger Tierhasser. An ideologisch geprägten Bewertungen mangelt es auf keiner Seite bei diesem Thema.
Bisher bleibt der Vorfall in Unterkessach nur ein weiterer Einzelfall. Doch nicht erst wenn sich bestätigt, dass man nun wieder häufiger mit dem Wolf auch in unserer Region rechnen muss, braucht es verlässliche Vorgaben. Es sollte beispielsweise klar sein, wann ein für die Menschen gefährlicher Wolf abgeschossen werden darf und wann nicht. Und wie weit darf man mit Vergrämungsmaßnahmen gehen? Ein pragmatischer Umgang mit dem Problem wäre wünschenswert.
Es ist dabei natürlich keine Frage, dass man den Wolf nicht ein zweites Mal ausrotten darf. Neue Regelungen sollten deshalb helfen, die Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Tierhaltern zu verbessern. Ausgleichszahlungen beispielsweise grundsätzlich daran zu knüpfen, dass hohe Elektrozäune vorhanden oder speziell ausgebildete Herdenschutzhunde im Einsatz waren, könnte Nebenerwerbsschäfer und Kleinbauern regelmäßig vor die Existenzfrage stellen.
Sollten sie sich in großer Zahl von ihren Weidetieren trennen, wäre das ein riesiger Verlust für Baden-Württemberg. Landwirte, die sich um den Landschaftsschutz verdient machen, brauchen in unserer industrialisierten Welt mehr Unterstützung denn je. Ob mit oder ohne Wolf.
Ihre Meinung? christian.gleichauf@stimme.de
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