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Corona-Impfungen: Betriebe wollen loslegen

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Die Südwest-Wirtschaft drückt bei den Corona-Impfungen aufs Tempo: Laut des Landesverbands der Betriebs- und Werkärzte könnten in den Unternehmen wöchentlich bis zu 100.000 Mitarbeiter geimpft werden - insofern genügend Impfstoff vorhanden ist.

von Michael Schwarz
Viele Betriebe im Südwesten würden gerne mit den Corona-Impfungen beginnen. Das Land will hier jedoch zunächst mit Modellversuchen starten. Foto: dpa
Viele Betriebe im Südwesten würden gerne mit den Corona-Impfungen beginnen. Das Land will hier jedoch zunächst mit Modellversuchen starten. Foto: dpa  Foto: Sven Hoppe (dpa)

Am Mittwoch will das Sozialministerium mit Südwest-Unternehmen und Betriebsärzten das Vorgehen bei den Corona-Impfungen in Unternehmen besprechen. Hier die wichtigsten Fragen.

Was ist das Ziel?

Nachdem in Impfzentren und Arztpraxen bereits flächendeckend geimpft wird, soll jetzt mit den Betrieben eine dritte Säule der Impfkampagne geschaffen werden. In dieser Woche ist beim Kranhersteller Liebherr in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) das erste Modellprojekt im Südwesten mit Impfungen durch Betriebsärzte gestartet. Impfberechtigte Mitarbeiter über 60 Jahre können sich das Vakzin von Astrazeneca verabreichen lassen. Die 200 Dosen bei Liebherr stammen aus dem landeseigenen Kontingent.

Wie geht es weiter?

Das Land plant zunächst weitere Modellprojekte. So sollen im Mai Betriebsärzte Corona-Impfungen in den Justizvollzugsanstalten umsetzen. Spätestens ab dem Sommer, so wurde es jüngst auf dem Impfgipfel des Landes beschlossen, sollen dann alle Teile der Impfkampagne unter Volllast laufen – also auch das Impfen in den Betrieben. Voraussetzung sei aber, heißt es im Sozialministerium, dass ausreichend Impfstoff vorhanden sei. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass die Versorgung der Betriebsärzte – wie bei den Arztpraxen – über den Pharmagroßhandel sowie über die Apotheken erfolgen könne.


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Welcher Impfstoff soll in den Betrieben verwendet werden?

Das Sozialministerium geht davon aus, dass über den Pharmagroßhandel die Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca verfügbar sein werden. Das Vakzin von Johnson und Johnson soll folgen.

Wie viele Impfungen sind in den Südwest-Betrieben möglich?

Ist genügend Impfstoff vorhanden, können die Betriebsärzte in Baden-Württemberg wöchentlich bis zu 100.000 Corona-Impfungen durchführen. Dies erklärt Michael Sehling, Vorsitzender des Landesverbands Baden der Deutschen Betriebs- und Werksärzte, gegenüber unserer Zeitung. Laut Sehling seien Corona-Impfungen in den Betrieben ab einer Größe von 100 Mitarbeitern wirtschaftlich sinnvoll, da die Arbeitnehmer pro Impfung etwa eine halbe Stunde abwesend seien. Geimpft werden könne in Unternehmen an vier Tagen, also von Dienstag bis Freitag. An den Montagen müsse der Impfstoff angeliefert werden. Sehling geht aber davon aus, dass in den Betrieben nur der Impfstoff von Biontech verabreicht werde, da von diesem am meisten zur Verfügung stünde – und weil dieses Vakzin unabhängig von Altersklassen gespritzt werden könne. Dies vereinfache das Prozedere.

Was ist mit kleinen Betrieben wie Bäckereien und Metzgereien?

Die Entscheidung, ob Mitarbeitern ein Impfangebot durch den Betriebsarzt gemacht wird, liegt bei den Unternehmen. Das Sozialministerium hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart gebeten, stellvertretend für landesweit alle IHKs die Koordination der Unternehmen zum Impfen durch Betriebsärzte zu übernehmen. Die IHKs machen auch Vorschläge für weitere Modellprojekte.


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Wie viele Betriebsärzte gibt es überhaupt im Südwesten?

Nach Angaben des Landesverbands der Betriebs- und Werkärzte gibt es in Baden-Württemberg zwischen 1000 und 1200 Betriebsärzte.

Hat jeder Betrieb einen eigenen Betriebsarzt?

Grundsätzlich ist jeder Betrieb und jedes Unternehmen mit mindestens einem Mitarbeiter verpflichtet, eine betriebsärztliche Betreuung seiner Mitarbeiter zu gewährleisten. Wie und in welchem Umfang diese Betreuung zu erfolgen hat, wird von Berufsgenossenschaften geregelt und ist unter anderem abhängig von der Größe des Unternehmens. Es gibt verschiedene Modelle: Von der Beauftragung eines selbständigen Betriebsarztes oder eines überbetrieblichen betriebsärztlichen Dienstes bis hin zu einem eigenen betriebsärztlichen Dienst – diesen haben große Unternehmen – gibt es mehrere Möglichkeiten.

Besteht auch Kritik?

Der Arbeitgeberverbands Südwestmetall bedauert es laut einem Sprecher, dass erst jetzt mit Modellversuchen angefangen werde. Schließlich stünde doch inzwischen mehr Impfstoff zur Verfügung. Alleine unter den Südwestmetall-Mitgliedern würden einige Dutzend Betriebe in den Startlöchern stehen. Daher schlage Südwestmetall vor, parallel zur steigenden Zahl an verfügbaren Impfdosen das betriebliche Impfen zügig freizugeben und gleichzeitig auch die Priorisierung aufzuheben. Für kleine Betriebe sei es sinnvoll, sich einem größeren Unternehmen in der Region bei den Impfungen anzuschließen, so der Sprecher weiter.


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