Stimme+
Spitzenkandidat für Landtagswahl 2026
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Cem Özdemir will Ministerpräsident werden – "Ich kämpfe für Baden-Württemberg"

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) erklärt im Gespräch mit der Heilbronner Stimme, wie er als möglicher Ministerpräsident von Baden-Württemberg das Land in die Zukunft führen will.

Cem Özdemir spricht als Schirmherr bei der Preisverleihung "Württemberger Köpfe". Sein Parteifreund Joschka Fischer wurde damit ausgezeichnet.
Cem Özdemir spricht als Schirmherr bei der Preisverleihung "Württemberger Köpfe". Sein Parteifreund Joschka Fischer wurde damit ausgezeichnet.  Foto: Kunz, Christiana

Bei der Verleihung des Demokratiepreises "Württemberger Köpfe" am Mittwochabend in der Heilbronner Harmonie sprach der Grünen-Politiker Cem Özdemir als neuer Schirmherr des Preises. Am Rande der Veranstaltung sprach der 58-Jährige über seine neue Rolle als designierter Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2026.

 

Mit welchen Themen wollen Sie in den Landtagswahlkampf gehen?

Cem Özdemir: Zuerst mal habe ich gezeigt, dass ich bereit bin, Verantwortung für unser schönes Bundesland Baden-Württemberg zu übernehmen. Aber ich bin weiter Bundesminister und habe da noch was vor. Und ansonsten: Es gibt auch keinen Nebenministerpräsidenten. Wir haben den Ministerpräsidenten, der das Land seit 13 Jahren großartig führt und das bis zur Wahl mit voller Energie machen wird.

 


Wie gehen Sie die neue Aufgabe an?

Özdemir: Ich kenne unser Land gut, aber ich will es noch besser kennenlernen. Ich treffe gerade viele Mittelständler, Start-ups, Ehrenamtliche, Bürger, höre viel zu. Was bewegt sie, was sie treibt sie um?

 

Welche thematischen Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Özdemir: Ich will Innovation fördern und für eine gute Infrastruktur sorgen. Bahn, Schulen, Breitband in ländlichen Räumen, Stromnetze, Wasserstoffnetze. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Das gilt ganz besonders für die Bildungspolitik. Das Thema Wettbewerbsfähigkeit, wie generieren wir den Wohlstand von morgen, hat für Baden-Württemberg die höchste Priorität. Und natürlich das Thema Sicherheit, auch in Verbindung mit Migration, das uns gerade unter den Nägeln brennt. Wir müssen da steuern, ordnen und begrenzen. Diese Themen werden eine wichtige Rolle spielen.

 

Was für eine Art von Wahlkampf erwarten Sie?

Özdemir: Von meiner Seite aus einen sehr fairen. Ich werde über das reden, was ich vorhabe, was wir vorhaben. Ein bisschen Robustheit braucht es, aber das halte ich gut aus, ich bin früherer Handballtorwart, da ist man gestählt. Ansonsten freue ich mich auf die Auseinandersetzung, wer die besseren Rezepte hat für die Zukunft des Landes. Mit Blick auf den Ministerpräsidenten sage ich immer: Es geht darum, Kretschmann zu kapieren, nicht ihn zu kopieren.

Dass ich mit ihm eng bin, ist bekannt, dass er für mich immer ein Freund und Ratgeber war und ist. Es geht jetzt darum, dass wir die erfolgreiche Politik von Winfried Kretschmann für die Zukunft bewahren und gleichzeitig schauen, wie wir die Herausforderungen, die sich immer wieder neu stellen, annehmen.

Ich habe eine andere Biografie, ich komme aus einer schwäbischen Kleinstadt, gehöre einer anderen Generation an. Insofern ist ja klar, dass ich nicht Winfried Kretschmann als Taschenbuchausgabe bin. Ich habe etwas weniger Hannah-Arendt-Zitate, dafür berufe ich mich gerne auf Gadamer: "Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte."


Mehr zum Thema

Ehemaliger Außenminister
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

"Alle Hoffnungen ruhen auf Heilbronn" – Joschka Fischers Aussagen bei "Ohne Ausrede"


Sie sehen Ihre Zukunft in Baden-Württemberg. Heißt das, Sie stehen auch für eine schwarz-grüne Koalition unter Führung der CDU zur Verfügung?

Özdemir: Das heißt erstmal, dass ich Ministerpräsident werden möchte. Ich glaube das Rennen ist offen. Es sind noch 1,5 Jahre, bis dahin fließt noch viel Wasser den Neckar runter. Ich habe mich klar entschieden, ich kandidiere nicht mehr für den Bundestag. Ich durfte jetzt drei Jahre den schönsten Wahlkreis Deutschlands, Stuttgart, im Deutschen Bundestag vertreten und ich will in Zukunft im Landtag von Baden-Württemberg sitzen. Ich kämpfe für den Sieg, dafür, dass die Grünen führende Kraft im Land sind. Alles andere sieht man am Wahlabend.

 

Sie sind Schirmherr der Württemberger Köpfe, Joschka Fischer wurde jetzt in Heilbronn mit diesem Demokratiepreis ausgezeichnet. Was haben Sie von Joschka Fischer gelernt?

Özdemir: Er hat einmal gesagt: Ich bin nicht grüner Außenminister, sondern ich bin deutscher Außenminister. Dieses Amtsverständnis ist Vorbild für mich. Erst das Land, dann die Partei, dann die Person. Ich bin als Bundeslandwirtschaftsminister der gesamten Bevölkerung verpflichtet, auch denjenigen, die mich nicht gewählt haben. Ich bin nicht parlamentarischer Arm einer NGO oder einer Partei, sondern ich versuche als Bundesminister, die Interessen auszugleichen, einen fairen Interessenausgleich hinzubekommen.

Was ich von Joschka Fischer gelernt habe: Einen klaren Kompass zu haben, wissen, wohin man möchte. Aber auf dem Weg dahin die Bereitschaft haben, Kompromisse zu machen. Die Bereitschaft, dass man unterschiedliche Pole zusammenbringt, um vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Und das Ganze auch so, dass man zum Lachen nicht in den Kohlekeller geht und auch mal über sich selbst lachen kann.

Nach oben  Nach oben