"Alle Hoffnungen ruhen auf Heilbronn" – Joschka Fischers Aussagen bei "Ohne Ausrede"
Joschka Fischer war am Mittwoch bei „Ohne Ausrede – der Live-Talk von stimme.tv“ in Heilbronn zu Gast. Im Interview kommt es zu einigen kernigen Aussagen des ehemaligen Außenministers. Hier geht's zum Video.

Der Talk wurde live auf dieser Seite ausgestrahlt und ist anschließend jederzeit hier sowie auf dem Youtube-Kanal der Stimme abrufbar. Gast war diesmal der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne). Er stellte sich den Fragen zum Thema: „Nahost-Konflikt, Ukraine-Krieg und US-Wahl – wie muss sich Europa positionieren?“
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Ex-Außenminister Joschka Fischer im Live-Talk "Ohne Ausrede": stärkere Unterstützung der Ukraine nötig
Fischer fordert deutlich mehr Unterstützung für die Ukraine und warnt vor einem Sieg Russlands. „Wenn Putin gewinnt, macht er weiter“, sagte Fischer am Mittwoch im Stimme-Live-Talk „Ohne Ausrede“. Der Westen müsste Fischer zufolge die Ukraine militärisch, politisch und ökonomisch stärker unterstützen, so Fischer. Dies gelte umso mehr für den Fall, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl am 5. November gewinnt. Für die Ukraine wäre das ein „fatales Signal“, weil Deutschland und Europa die USA als Hilfsmacht nicht ersetzen könnten. „Europa wird von Putin nicht ernstgenommen“, sagte der Grünen-Politiker.
Der frühere Vizekanzler warnte davor, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu vertrauen. Auf die Frage von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer, ob er einen Angriff Russlands auf einen Nato-Staat für denkbar halte, antwortete Fischer mit der Gegenfrage: „Hätten Sie gedacht, dass Russland die Ukraine angreifen würde?“
Joschka Fischer bei "Ohne Ausrede": Deutschland muss seinen Verteidigungsetat erhöhen
Als Konsequenz aus dem russischen Aggressionskurs müsse Deutschland seinen Verteidigungsetat deutlich erhöhen. „Da führt kein Weg daran vorbei“, sagte Fischer. Auch die umstrittene Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen befürwortet der 76-Jährige. Wenn Deutschland und Europa nicht endlos erpressbar sein wollten, dann müsse man gegenüber Russland auf Abschreckung setzen, so Fischer.
Auch Israel sollte für den Grünen-Politiker mehr Hilfe aus Deutschland erhalten. „Die Hilfe darf sich nicht nur auf zivile und defensive Güter beschränken“, sagte Fischer im Stimme-Interview. Die entscheidende Frage in diesem Konflikt sei für ihn das Existenzrecht Israels, das von niemandem in Frage gestellt werden dürfe.
Joschka Fischer bei Live-Talk in Heilbronn: Das deutsche Geschäftsmodell ist kaputt
Der deutschen Wirtschaft bescheinigt Fischer „keinen guten Zustand“. Daran trage auch die langjährige CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Mitverantwortung: „Angela Merkel hat nichts angepackt, weil sie wiedergewählt werden wollte“, sagte Fischer. Doch das lange Zeit erfolgreiche Geschäftsmodell der Bundesrepublik Deutschland sei kaputt. Es gebe keine billige Energie mehr aus Russland, der einstige endlose Exportmarkt China habe sich zum Rivalen entwickelt und kostenlose Sicherheit, wie sie Jahrzehnte durch die USA garantiert worden sei, gebe es auch nicht mehr, so der Grünen-Politiker.
„Alle Hoffnungen ruhen auf Heilbronn“, sagte Fischer mit Blick auf die Entwicklung der Stadt zu einem führenden Hotspot in Sachen Künstlicher Intelligenz in Europa.
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