BaWü-Check zeigt: Menschen im Land haben geringes Interesse an Oper und Ballett
Der BaWü-Check zeigt: Auch wer das kulturelle Angebot im Südwesten wenig nutzt, stellt die staatliche Kulturförderung kaum in Frage.

Aktueller könnte das Thema des BaWü-Checks für den Dezember nicht sein. Was darf, was soll die Förderung von Kultur und Kultureinrichtungen die Bürger und den Staat kosten? Und welche kulturellen Einrichtungen nutzen sie überhaupt?
In Stuttgart wird der Neubau der Oper teurer, in Karlsruhe die Sanierung des Badischen Staatstheaters
Damit befasst sich die Umfrageserie der baden-württembergischen Tageszeitungen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD), in seiner jüngsten Erhebung. Passend dazu haben in den vergangenen Tagen die explodierenden Kosten für die Sanierung der Stuttgarter Oper Schlagzeilen gemacht. Sie gehen womöglich in Richtung zwei Milliarden Euro – zu zahlen aus den Kassen der öffentlichen Hand.
Nicht nur die Stadt Stuttgart ist für ihre kulturellen Aushängeschilder, Ballett und Oper, finanziell in der Pflicht, sondern auch das Land Baden-Württemberg. In der Landeshauptstadt ist zwar das teuerste, aber nicht das einzige derartige Projekt. Auch bei der Sanierung des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe hat sich der ursprünglich kommunizierte Kostenrahmen auf über 600 Millionen Euro bislang mehr als verdreifacht, die Gesamtkosten sind noch nicht abzusehen.
Das Land Baden-Württemberg muss sparen
Das Land hat in dem vor Kurzem vom Finanzminister ins Parlament eingebrachten Haushaltsentwurf klargemacht, dass in den Jahren 2025/2026 nur noch für die nötigsten Zukunftsinvestitionen Geld da sein wird. In vielen Bereichen muss künftig teils empfindlich gespart werden.
Wie halten es die Menschen im Südwesten also mit der Kulturförderung? Der BaWü-Check zeigt: Sie ist trotz allem ganz überwiegend gewollt und findet auch in diesen Zeiten schmaler Kassen Unterstützung in der Bevölkerung. Wenn auch die Meinungen darüber, wer von der Förderung profitieren sollte, auseinandergehen. 32 Prozent der Befragten finden, dass vor allem Einrichtungen gefördert werden sollten, die vom Publikum gut angenommen werden. 28 Prozent halten es für angemessener, wenn die Streuung möglichst breit erfolgt und viele verschiedene Einrichtungen Fördermittel erhalten. Gut ein Fünftel der Befragten (22 Prozent) meint, dass in erster Linie Einrichtungen unterstützt werden sollten, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden.
Die Menschen in Baden-Württemberg sind mit dem kulturellen Angebot zufrieden
Ganz überwiegend sind die Menschen in Baden-Württemberg mit dem, was der Südwesten kulturell zu bieten hat, zufrieden: 79 Prozent halten das Kunst- und Kulturangebot allgemein für gut oder sehr gut, 60 Prozent halten das Angebot in der eigenen Region für gut oder sehr gut. Bei den Faktoren, die eine Stadt oder eine Gemeinde lebenswert machen, nennt jedoch nur rund ein Drittel ein gutes Kulturangebot. Deutlich stärker sind in der Liste andere Faktoren bewertet: Grünanlage und Parks zum Beispiel machen für 77 Prozent einen Ort besonders lebenswert, gefolgt von einer guten medizinischen Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Kino und Bibliotheken werden am häufigsten genutzt
Die meisten Kulturveranstaltungen werden von den Menschen im Durchschnitt seltener als einmal im Jahr oder nie genutzt. Am häufigsten besuchen die Baden-Württemberger Büchereien und Kinos: 17 Prozent gehen mindestens einmal im Monat in eine Bibliothek oder Bücherei, 15 Prozent mindestens einmal im Monat ins Kino. Bei anderen kulturellen Veranstaltungen - Konzert, Kleinkunst, Theater - geht die Besuchsfrequenz landesweit Richtung einmal pro Jahr. Am seltensten gehen die Baden-Württemberger ins Ballett oder in die Oper: Lediglich jeweils 13 Prozent geben zu Protokoll, dass sie mindestens einmal im Jahr eine dieser beiden Veranstaltungsformen besuchen. Trotzdem bleibt die Botschaft: Auch wenn die Menschen die Angebote nicht nutzen - sie stehen offenbar hinter der staatlichen Kulturförderung. Trotz Rezession und multipler Krisen.



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