Badepark Rulantica im Europa-Park: Pläne für Ausbau des Showprogramms und der Gastronomie
Michael Kreft von Byern ist Chef des Badeparks Rulantica im Europa-Park. Ein Erlebnisbad, das Maßstäbe setzt. Doch nun kommt neue Konkurrenz, etwa in Sinsheim und Haßloch, hinzu.

Mehr als 50 Rutschen, mehrere Saunen: Der Europa-Park bei Rust will nicht nur neue Achterbahnen eröffnen, er setzt mit dem Erlebnisbad Rulantica auch Maßstäbe in diesem Freizeitsektor. Kurz vor dem Corona-Lockdown eröffnet, hat sich das Bad mit mehr als einer Million Besucher im Jahr 2023 etabliert. Über weitere Investitionen sowie die neue Konkurrenz aus Sinsheim und Haßloch spricht Rulantica-Direktor Michael Kreft von Byern.
Als Rulantica-Direktor verantworten Sie viele Rutschen, geht ein Kindheitstraum in Erfüllung?
Michael Kreft von Byern: In der Tat. Ich bin gebürtiger Flensburger, war in meiner Jugend Rettungsschwimmer und bin an Ost- und Nordsee aufgewachsen. Das ist genau mein Ding. Seit fast 37 Jahren bin ich im Europa-Park beschäftigt, und die Inhaberfamilie Mack hat mir den Auftrag für Rulantica gegeben.
Waren Sie für alles zuständig?
Kreft von Byern: Nicht allein. Gemeinsam mit der Inhaberfamilie Mack und unserem Experten aus den USA, James Chip Cleary, haben wir die Wasserwelt geplant, mit allem was dazu gehört: Genehmigungsverfahren, einer Bürgerbeteiligung und so weiter. Ich genieße es jeden Tag, jede Stunde. Ich rutsche regelmäßig und teste unseren Ruhe- und Saunabereich Hyggedal. Es ist wichtig, sich nicht nur in der Theorie mit einer Sache zu befassen, sondern es auch zu erleben.
Rulantica gilt für viele als das Erlebnisbad, das Maßstäbe setzt. Ruhen Sie sich darauf aus?
Kreft von Byern: Natürlich nicht. Wir wollen mit den Erfahrungen des Europa-Park und den Rückmeldungen der Gäste dafür sorgen, dass es jedes Jahr innen und außen neue Angebote gibt.
Was folgt dieses Jahr?
Kreft von Byern: Es ist wichtig, dass auch im Winter genügend Liegebereiche und gastronomische Angebote vorhanden sind. Hier investieren wir als nächstes. Auch das Event- und Showprogramm in Rulantica soll dieses Jahr ausgeweitet werden. Zudem soll mit einer neuen Energiezentrale in die nachhaltige Bewirtschaftung investiert werden.
Schauen Sie sich an, was die Konkurrenz um Sie herum macht?
Kreft von Byern: Das ist ganz wichtig für uns. Es geht uns nicht darum, etwas zu kopieren. Oft bekommen wir Anstöße für neue Projekte.
Bald kommen zwei Konkurrenten hinzu. Die Badewelt Sinsheim will mit einer Rutschenlandschaft ebenfalls Familien anziehen, der Freizeitpark Holiday-Park in Haßloch das städtische Hallenbad übernehmen und umbauen. Befürchten Sie Auswirkungen auf die Besucherzahlen?
Kreft von Byern: Ich bin sehr beeindruckt von der Badewelt Sinsheim, die Saunalandschaft ist sehr schön. Jedes gute, neue Angebot ist eine Bereicherung und lässt insgesamt das Interesse wachsen. Konkurrenz belebt das Geschäft, neue Mitbewerber haben bislang stets zu besseren Ergebnissen geführt. Sie rücken das Thema Badepark stärker ins Bewusstsein der Menschen. Das gilt auch für den Europa-Park. Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Mit den nächsten Investitionen zielen Sie auf den Komfort der Gäste, stehen auch weitere Rutschen auf dem Programm?
Kreft von Byern: Es gibt es viele Überlegungen und Planungen. Von der ersten Stunde an wollten wir das Angebot schrittweise ausbauen und uns dabei an der Nachfrage und dem Gästeverhalten orientieren.
Senken Sie die Preise, wenn neue Freizeitbäder hinzukommen?
Kreft von Byern: Unsere Preise orientieren sich an der Preisstruktur des Europa-Park. Wir beobachten aber die Preise in der Branche, damit wir uns im Wettbewerb richtig einordnen.
Die Stadt Neckarsulm hat ihr Freizeitbad Aquatoll geschlossen, weil Sanierung und neue Attraktionen dem Gemeinderat zu teuer waren. Welche Summen fließen pro Jahr in die Instandhaltung von Rulantica?
Kreft von Byern: Ständige Investitionen in Wartung und Instandhaltung sorgen dafür, dass die Anlage stets in einem einwandfreien Betrieb ist. Da sind die Aufwendungen erheblich, es sind siebenstellige Beträge pro Jahr.
Wie viel Geld stecken Sie jährlich in neue Attraktionen?
Kreft von Byern: Das ist abhängig von den Projekten. Nehmen wir die Rutsche Vikingloop und die Tages-Suiten: Da reden wir schon von Beträgen jenseits der 20 Millionen Euro.
Über eine Million Besucher hatten Sie vergangenes Jahr. Was heißt denn ausgebucht für Sie?
Kreft von Byern: Wir wollen derzeit 5000 Gäste pro Tag nicht überschreiten.
Warum?
Kreft von Byern: Wir haben gemerkt, dass bei höheren Zahlen der Andrang an den Rutschen und in den Umkleiden größer ist, die Wartezeiten am Einlass länger sind. Mit wachsenden Betriebserfahrungen entwickelt man ein Gespür dafür, was die richtige Besucherzahl ist. Natürlich können Sie es nicht verhindern, dass in den Ferien mehr Menschen zu ihnen kommen wollen. Wir wollen die Preisstruktur so ändern, dass wir günstigere Preise anbieten für Tage, an denen der Andrang nicht so groß ist.
Wie lange bleiben Besucher?
Kreft von Byern: Wir hatten bei den Planungen erwartet, dass die Gäste fünf bis sechs Stunden bleiben. Sie sind aber eher zwischen sieben und acht Stunden bei uns.
Was fehlt noch?
Kreft von Byern: Als Betreiber einer Wasser-Erlebniswelt haben Sie natürlich immer viele Pläne und Wünsche. Die Liste unserer Ideen ist lang. Wir haben ein Gesamtareal von 45 Hektar, das wir schrittweise entwickeln. Im ersten Schritt haben wir ein Drittel überplant. Mit weiteren Veränderungen können wir wachsen, da ist noch Platz.
Zur Person: Michael Kreft von Byern (61) kam 1988 für ein Praktikum zum Europa-Park nach Rust und blieb. Erste Überlegungen für einen eigenen Bäderbereich hat es seinen Angaben zufolge bereits Mitte der 1990er Jahre gegeben. Viele Franzosen gehen ins Rulantica, ihr Anteil an den Besuchern liege zwischen 30 und 40 Prozent. Der Bäderbetrieb hat 500 Mitarbeiter, sagt der Direktor.


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