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Atom-Debatte wird hitziger

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Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält einen Streckbetrieb beim GKN II in Neckarwestheim für umsetzbar. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland droht mit einer Klage.

von unserer Redaktion und dpa
Dampf kommt aus dem Kühlturm (M) von Block 2 des Kernkraftwerks Neckarwestheim, daneben sind Block 1 (l) und Block 2 (r) des Atomkraftwerks zu sehen.
Dampf kommt aus dem Kühlturm (M) von Block 2 des Kernkraftwerks Neckarwestheim, daneben sind Block 1 (l) und Block 2 (r) des Atomkraftwerks zu sehen.  Foto: dpa

Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Energiekrise in Deutschland geht die Diskussion über eine längere Laufzeit von Atomkraftwerken weiter. Die Ampelkoalition hat bisher noch keine einheitliche Linie gefunden. Während die FDP sich wie die oppositionelle CDU für einen Weiterbetrieb einsetzt, gibt es bei Grünen und SPD unterschiedliche Stimmen.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich erneut offen dafür, die drei verbliebenen Atomkraftwerke etwas länger laufen zu lassen als nur bis zum Jahresende. Doch darüber müsse Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach dem Stresstest für Netzstabilität in Deutschland entscheiden. Habeck gehe da wie er selbst ganz pragmatisch ran. "Ich habe nicht den Eindruck, dass er mit ideologischen Scheuklappen durch die Gegend rennt."


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Kretschmann betonte aber, dass die Laufzeit von GKN II in Neckarwestheim nur noch um wenige Wochen verlängert werden könne. Der Meiler sei derzeit noch im Volllastbetrieb und könnte erst im Oktober in den Streckbetrieb gehen. Das heißt, ab dem Zeitpunkt würde die Leistung gesenkt. Ende Dezember blieben dann noch etwa 30 Prozent der Leistung übrig.

Ganz anders sieht es der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der BUND Baden-Württemberg appellierte an diesem Donnerstag an die Landesregierung, am Datum für den Atomausstieg festzuhalten. "Seit 2017 wurden bei jeder Revision im AKW Neckarwestheim II zahlreiche Risse in zentralen Bauteilen gefunden", sagte Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch. "Die Sicherheitsrisiken und die Kosten für den Erhalt der geringen AKW-Kapazitäten und geringen Strommengen stehen in keinem Verhältnis." Der BUND werde eine Verlängerung der Laufzeiten nicht tatenlos hinnehmen und rechtliche Schritte prüfen.


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Die EnBW hat nach Angaben ihres Sprechers Lutz Schildmann nach dem Ausstiegsbeschluss im Jahr 2011 eine langfristige Strategie für den Rückbau ihrer Kernkraftwerke ausgearbeitet, die sie seither konsequent umsetze. Der gesetzliche Rahmen schließe eine Stromproduktion über den 31. Dezember 2022 hinaus eindeutig aus. Schildmann erklärte allerdings: "Wenn von der Bundesregierung gewünscht, stehen wir selbstverständlich weiterhin für Gespräche zur Verfügung."

"Eine viel längere Laufzeit" kann sich Jochen Winkler, Bürgermeister der Standortgemeinde Neckarwestheim, nicht vorstellen. Aber einen Streckbetrieb für diesen Winter hält er für denkbar. "Es darf allerdings nicht auf Kosten der Sicherheit gehen", betont auch er mit Blick auf GKN II.

Die IHK Heilbronn-Franken spricht sich nicht ausdrücklich für längere Laufzeiten aus. Allerdings sagte Präsidentin Kirsten Hirschmann in Künzelsau: "Was wir noch nutzen können, sollten wir auch nutzen." Hauptgeschäftsführerin Elke Döring sprach sich gegen Denkverbote in dieser Debatte aus. "Wir müssen im Moment an den Winter denken und dass eine Streckung uns hilft."

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