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Ärzte fürchten, bei der Klinikreform übergangen zu werden

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Die geplante Reform wird sich massiv auf den ambulanten Sektor auswirken, deshalb pochen Kassenärzte wie der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner auf Beteiligung ihrer Vertreter bei den Planungen. Viele Detailfragen sind noch ungeklärt.

Regionales Gesundheitszentrum statt Krankenhaus: Eine Reihe von Kliniken wird im Zuge der Reform wahrscheinlich in diese Kategorie eingeordnet werden.
Foto: dpa
Regionales Gesundheitszentrum statt Krankenhaus: Eine Reihe von Kliniken wird im Zuge der Reform wahrscheinlich in diese Kategorie eingeordnet werden. Foto: dpa  Foto: Friso Gentsch

Die erhoffte Klarheit über die Zukunft der regionalen Krankenhausstrukturen hat das zu Anfang der Woche vorgestellte Eckpunktepapier von Bund und Ländern nicht gebracht. Dem SLK-Verbund mit seinen drei Häusern und der BBT-Gruppe, zu der das Krankenhaus Öhringen gehört, bleibt weiter nur die Hoffnung, dass keine ihrer Einrichtungen von einem Schließauftrag oder einer Rückstufung betroffen sein wird.

Die Sorge, dass das Krankenhaus Öhringen auf die unterste Versorgungsstufe, das Level 1i, zurückgestuft werden könnte, hatte im Hohenlohekreis zuletzt für Aufregung gesorgt. Nun melden sich auch die Vertreter der niedergelassenen Ärzte zu Wort.

Was ist die Konsequenz, wenn ein Standort zum Level 1i wird?

Ihm sei nicht klar, wie sich die Pläne für die Reform mit dem ambulanten Sektor in Einklang bringen lassen, sagt der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner. Vor allem auf dem Level 1i soll es künftig zu Mischformen aus ambulanter und stationärer Versorgung kommen. So ist vorstellbar, dass Versorgungszentren unter pflegerischer Leitung entstehen, an denen sich Ärzte verschiedener Fachgruppen niederlassen – oder dort Dienst tun.

Auch ein Bettenkontingent für ambulante Eingriffe oder Tagespflege ist im Gespräch. Uellner sagt: "Wenn der ambulante Sektor betroffen ist, müssen wir als niedergelassene Ärzte eingebunden werden." Doch bisher sei das nicht der Fall: "Wir können nur abwarten."


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Viele Detailfragen sind ungeklärt

Forderungen nach Beteiligung kommen auch von der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg (KVBW): "Wir fürchten, dass die Krankenhausreform in den ambulanten Sektor ausstrahlt, ohne dass dieser bei der Planung mit einbezogen wird", sagt KV-Sprecher Kai Sonntag. Es gebe unzählige Schnittstellen, die definiert werden müssten. Beispiel Notdienst der niedergelassenen Ärzte am Krankenhaus. "Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Krankenhaus auf das Level 1i zurückgestuft wird?", fragt Sonntag. Solle die Notfallpraxis der Niedergelassenen in diesem Fall weiter bestehen bleiben, obwohl Patienten gar nicht mehr ins Krankenhaus nebenan geschickt werden können?

Auch die Frage nach der Trägerschaft der neuen Strukturen oder nach deren Finanzierung sei nicht geklärt. Es sei eine sehr komplexe Aufgabe, die strikte Trennung zwischen den beiden Sektoren ambulant (niedergelassene Ärzte) und stationär (Krankenhaus) neu zu definieren, so Kai Sonntag.

KV fordert, auch die kommunale Ebene an den Planung zu beteiligen

Doris Reinhardt, Vize-Chefin der KV, pocht darauf, neben der KV auch die kommunale Ebene bei der weiteren Planung miteinzubeziehen: "Sie sind in vielen Fällen die Träger der Kliniken und vor Ort stark in die Umsetzung involviert. Klinikschließungen hätten "nicht in Berlin oder den Landeshauptstädten", sondern vor Ort "höchste politische Brisanz". Da könne man die Verantwortlichen in den Landrats- und Bürgermeisterämtern und den Praxen nicht außen vor lassen, so Reinhardt weiter.

Ein positives Fazit zu den Eckpunkten zieht die Techniker Krankenkasse (TK). "Wenn sie unverwässert umgesetzt werden, wird sich das positiv auf die Qualität der Krankenhausversorgung auswirken", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung. Sie hebt vor allem auf die bundesweit einheitlichen Qualitätsvorgaben ab – "sie bringen mehr Transparenz und Sicherheit, gut behandelt zu werden". Was die Finanzierung betrifft, pocht Mussa darauf: "Erst planen, dann zahlen." Die Bezahlung von Vorhaltekosten ohne Berücksichtigung von Bedarf und Qualität wäre ein "Eigentor der Gesundheitspolitik".


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