Mögliche Schließung der Notfallpraxen: KV schwächt ihre eigene Position
Die Kassenärztliche Vereinigung will mehrere Notfallpraxen in Baden-Württemberg schließen – unter anderem den Standort Brackenheim. Die nun aufziehenden Probleme waren bereits lange bekannt.
Während sich der Gesundheitsminister an einer großen Krankenhausreform versucht und dabei heftigste Widerstände überwinden muss, schließt die Kassenärztliche Vereinigung Notfallpraxen. Es ist das einfachste Mittel, um auf das Missverhältnis von medizinischem Personal und Behandlungsfällen zu reagieren.
Die KV als Organ der ärztlichen Selbstverwaltung muss sich vorwerfen lassen, dass sie zwar seit Jahren vor den aufziehenden Problemen in der Branche warnt, aber selbst viel zu wenig Kreativität an den Tag gelegt hat, um ihnen zu begegnen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, "all in" bei telemedizinischer Beratung zu gehen, um so Behandlungsbedarfe über die Distanz abzufangen. Halbherzige Versuche, die Videosprechstunde zu etablieren scheiterten auch, weil Aufwand und Ertrag für die Ärzte in keinem Verhältnis standen, und beim telefonischen Bereitschaftsdienst unter 116 117 ist die Erreichbarkeit seit Jahren zu schlecht.
Schließung von Notfallpraxen in Baden-Württemberg: Die KV schwächt die niedergelassenen Ärzte
Die KV hat Angst, die Krankenhausreform könnte zu einer Schwächung des ambulanten Sektors führen. Tatsächlich schwächt sie selbst die Stellung ihrer niedergelassenen Ärzte im System, indem sie deren ureigene Aufgaben wie Bereitschaftsdienste kappt, ohne Alternativen anzubieten. Irgendwer wird die Versorgung auffangen müssen, wahrscheinlich sind es perspektivisch gestärkte Krankenhäuser.

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