Chatbots für den Unterricht: Speziell entwickelte Programme finden Einzug in den Schulen
Sie heißen Fobizz, Telli, Fair-Chat und Co.: In den Schulen in Baden-Württemberg wird künftig vermehrt auf Künstliche Intelligenz gesetzt – mit speziell entwickelten, datenschutzkonformen Programmen.

Lehrer und Schüler fit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu machen, wird eine der großen Aufgaben in den nächsten Jahren. Darin sind sich Experten einig. „KI kann nicht mehr weggedacht werden“, sagt Harald Schröder, Vorstandssprecher der Bildungsgewerkschaft Heilbronn (GEW) im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Jugendlichen würden Programme wie Chat-GPT nutzen – ob es nun erlaubt ist oder nicht. Darauf gelte es zu reagieren: mit Angeboten, die didaktisch und pädagogisch gezielt eingesetzt werden können. Staatliche Institutionen und kommerzielle Anbieter müssten zusammenarbeiten.
Künstliche Intelligenz in den Unterricht integrieren – diese Programme gibt es
Auch das Land Baden-Württemberg hat die Notwendigkeit erkannt. Im Januar ging das vom Kultusministerium gegründete KI-Zentrum Schule am Ipai in Heilbronn an den Start. Die Einrichtung wird von der Dieter-Schwarz-Stiftung gefördert. „Das Thema KI soll in der Lehrkräftefortbildung prominent bearbeitet werden und in Bildungs- und Lehrplänen Berücksichtigung finden“, erklärt Ministeriumssprecherin Kathrin Schweiker schriftlich auf Anfrage. Schulen sollen unter anderem zielgruppengerechte Unterstützungsmaterialien und Beratungsangebote erhalten.
„KI ist in unterschiedlichen Anwendungen und Geräten eine Technologie, die den Alltag der Menschen durchzieht“, so Schweiker weiter. Es sei notwendig, dass die Schüler die technischen Grundlagen der Funktionsweise verstünden und auch über seine Grenzen reflektieren. Datenschutzkonforme Applikationen seien dafür nötig. Auf der digitalen Bildungsplattform Schule@bw stellt das Land den Chatbot F13 Schule zur Verfügung. Inhalte könnten damit aufbereitet und digitale Aufgaben generiert werden, gibt Schweiker an. „Gleichzeitig bietet der Chatbot eine individuelle Lernunterstützung, indem er komplexe Sachverhalte verständlicher macht und so den Lernprozess erleichtern kann.“ Harald Schröder sieht genau in dieser individuellen Förderung eine Chance von Künstlicher Intelligenz. Programme, findet er, müssten erkennen, wo ein Schüler etwa im Bruchrechnen Nachholbedarf hat und dort ansetzen.
KI an Schulen: Keine sozialen Unterschiede bei den Endgeräten
Der Chatbot ist nicht das einzige Angebot im Bildungsbereich. Im Rahmen des Digitalpakts haben die Länder eine Schul-KI mit dem Namen Telli entwickeln lassen, erzählt Schweiker. Zu Schuljahresbeginn soll sie ausgerollt werden. In anderen Bundesländern wird das Programm Fobizz genutzt, das Lehrkräften digitale Werkzeuge zur Unterrichtsvorbereitung bietet. Entwickler ist ein Start-up aus Hamburg. Testweise eingesetzt wurde in der Vergangenheit das Pilotprojekt Fair-Chat, das den datenschutzkonformen Zugang zu Chat-GPT erproben sollte. Für den Unterrichtseinsatz und die -vorbereitung hätten dadurch eine Reihe von Anforderungen abgeleitet werden können, gibt Kathrin Schweiker an. „Die Erkenntnisse sind direkt in das Projekt F13 Schule eingeflossen“, erklärt sie. Als Brückenlösung werde Fair-Chat so lange zur Verfügung stehen, bis allen Schulen Zugänge zu Telli und F13 Schule haben.
Für Harald Schröder ist besonders wichtig, dass es keine sozialen Unterschiede bei der KI-Nutzung gibt. In Heilbronn gebe es Tablets für alle Schüler, aber an anderen Schulen sei die Situation anders. „Es wäre nötig, dass der Staat die notwendigen Endgeräte zur Verfügung stellt.“

Stimme.de