Buch über Bier: 111 Geheimtipps aus Baden-Württemberg und Heilbronn-Franken
Ein kürzlich erschienenes Buch stellt „111 Biere aus Baden-Württemberg vor, die man getrunken haben muss“. Auch Brauereien aus Heilbronn-Franken tauchen darin auf. Doch manches verwundert.
Der Bierkonsum geht in Deutschland zurück – daran wird auch ein neues Buch nichts ändern. Aber vielleicht hilft es Bierliebhabern, den einen oder anderen Geheimtipp zu entdecken. „111 Biere aus Baden-Württemberg, die man getrunken haben muss“ heißt das Werk aus dem Emons-Verlag, das 2025 erschienen ist. Und das auch ein paar Eigenheiten der Baden-Württemberger ins Visier nimmt.
Buch stellt „111 Biere aus Baden-Württemberg vor, die man getrunken haben muss“
Autor Martin Droschke geht im Vorwort auf die Schwäbische Alb ein, wo die Brauereiendichte in Baden-Württemberg am größten sei und wo sie „ihr flüssiges Gold gut zu verstecken wissen“. Denn: „Es könnten ja Fremde kommen und ihnen ein paar Halbe wegtrinken.“
Ganz klar wird nicht, nach welchen Kriterien der Autor seine Empfehlungen auswählt. Klar ist: Ein Faible fürs Spezielle und Kuriose ist vorhanden. Kein Wunder, der Autor stammt aus Coburg. Aus Oberfranken also, dem Land der Brauereien, zu dessen Dorfmitten neben Kirchen auch Brauereien gehören. Dennoch sind auch die großen Brauereien aus Baden-Württemberg wie Dinkelacker-Schwaben Bräu, Stuttgarter Hofbräu, Fürstenberg und Rothaus im Buch vertreten.
Buch voller Bier-Tipps: Brauereien aus Heilbronn-Franken dabei
Etwas mehr als 200 Brauereien gibt es nach offizieller Statistik in Baden-Württemberg, nur in Bayern sind es deutschlandweit mehr. Zirka zehn befinden sich in Heilbronn-Franken – und finden mehr oder weniger Erwähnung.
Los geht’s mit dem „Alt-Fränkischen“ der Herbsthäuser Brauerei nahe Bad Mergentheim, das noch heute in Heilbronn im „Kistle“ bei Doris Carle und einst im alten ASV-Biergarten aus dem Zapfhahn lief. Und da greift Droschke schon ein Paradoxon der Region Heilbronn-Franken auf, wenn er Herbsthausen als „letztes Paradies vor der Grenze (Anm. d. Red.: zu Bayern) beschreibt“. Denn dort bekenne man mit Stolz, „Franke zu sein“, serviere den Braten aber mit Spätzle, also schwäbisch.
Nur einmal umblättern und der Autor erkennt einen für Bierfreaks heiligen Ort – im Kurgebiet von Bad Rappenau. Denn Braumeister Thomas Wachno ist ein Craftbier-Pionier mit seinen „Hopfenstopfer“-Bieren, die bei Häffner Bräu entstehen. „Die Mutter aller deutschen Craftbiere wird dort noch immer von ihm gebraut“, so das Urteil.

Mit dem „Schwarzer Zornickel“ ist auch die zweite bekannte Brauerei aus dem Landkreis Heilbronn vertreten: Palmbräu aus Eppingen. Ein Zornickel ist jemand, der zum Zorn neigt. Freilich spielt der Name auf die Brauereifamilie Zorn an, die die Braustätte über Generationen prägte. Aber Obacht: „Der Schwarze Zornickel ist weder alltagstauglich noch ein Durstlöscher.“ Vielmehr eine „herausragende Komposition vom Typ dunkles Schwerkaliber“ mit um die acht Prozent Alkohol.
Bierspezialitäten aus Heilbronn-Franken in neuem Buch erwähnt
Zurück nach Hohenlohe und zurück zum „Identitätsproblem“ unserer Region. Denn als die heutige Biermanufaktur Engel 1738 zum ersten Mal erwähnt wird, gehört Crailsheim zu Franken. Heute zu Württemberg, was gerne mal übermütig mit Schwaben gleichgesetzt wird.
Vielleicht auch deshalb wurden die größten Feiertage der Stadt irgendwann – und bis heute gültig – in Fränkisches Volksfest umgetauft. Ein großes Engel-Zelt darf da nicht fehlen, im Buch erwähnt Droschke das dunkle Kellerbier der Engel Biermanufaktur, die kürzlich als Brauerei des Jahres ausgezeichnet wurde.

Auch im benachbarten Schwäbisch Hall gibt es Bierspezialitäten, die dank Belieferung des Heilbronners Volksfestes auch Unterländern bekannt sind. Das dunkle „Mohrenköpfle“ stellt Droschke im Buch vor, benannt nach der Landschweinrasse mit der dunklen Schnauze. Zu jeder aufgeführten Brauerei hat der Autor ein Kurzporträt dazugestellt. Seltsam: Bei der Haller Löwenbräu wird neben Adresse, Öffnungszeiten und Co. als Tipp das Neckarsulmer Brauhaus erwähnt – da hätte es näher an Hall sicher noch andere Örtlichkeiten gegeben.
Was in „111 Biere aus Baden-Württemberg, die man getrunken haben muss“ nicht erwähnt wird
Trotz der Erwähnungen: Am Ende des Buches könnte es Bierliebhabern schwermütig werden. Denn auf der Karte des Bundeslandes zeigen sich gerade um und nördlich von Heilbronn viele Flächen, auf denen kein Punkt eines vorgestellten Bieres markiert ist. Klar, nicht jede Braustätte taucht im Buch auf – im genannten Gebiet wäre zum Beispiel die Brauerei Dörzbacher aus Ahorn ein Kandidat. Dennoch tummeln sich viele Brauereien eher woanders auf einem Fleck.
Aus Heilbronn-Franken-Sicht erwähnt Droschke noch das Gaildorfer Spezial, das „in der alten, langhalsigen Maurerflasche“ mit Bügelverschluss daherkommt. Ebenfalls das Kellerbier von Frankenbräu aus Schrozberg-Riedbach mit dem Urteil „entdeckenswert“. Und die Distelhäuser Brauerei bei Tauberbischofsheim, die mit 185.000 Hektoliter Jahresausstoß zu den Mittelständlern gehört. Untypisch für Droschke, dass er über sie schreibt: „Wirklich Außergewöhnliches gibt es nicht zu berichten.“
Noch mehr verwundert, dass der Autor keine Sorte der Adlerbrauerei Schmetzer aus Wallhausen-Michelbach – nicht nur zum jahrhundertealten Jahrmarkt Muswiese trinkenswert – portraitiert, gleichwohl er die Brauerei in einem Tipp erwähnt. Aber vielleicht hängt das mit etwas typisch Hohenlohischem zusammen: Denn über den einstigen Geheimtipp, die Goldochsen-Brauerei aus Schrozberg-Spielbach, schreibt er: „Damit nicht noch mehr Durstige herbeiströmen, hat die Senior-Chefin verboten, ihr in diesem Buch ein eigenes Kapitel zu widmen.“ In Spielbach wird allerdings auch nicht mehr selbst gebraut. Das Goldochsen-Spezial entsteht nun – bei Schmetzer in Wallhausen-Michelbach.

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