Wie sich der einst tiefschwarze Hohenlohekreis immer weiter aufhellt
Der Urnengang hat auch im Wahlkreis Schwäbisch Hall - Hohenlohe die politische Landschaft verändert: Die CDU liegt im Hohenlohekreis nur noch in drei Kommunen über 30 Prozent, SPD und Liberale legen eins drauf, Grüne und AfD schwächeln und die Linke scheitert. Eine Analyse.
Aus zwei mach vier: Der Wahlkreis 268 hat seine Repräsentanz im Parlament nach dem Wählervotum von Sonntag verdoppelt: Denn neben Christian von Stetten (CDU) und Harald Ebner (Grüne) schafften auch Kevin Leiser (SPD) und Valentin Abel (FDP) den Sprung in den Bundestag.
Doch wie haben die Menschen vor Ort tatsächlich gewählt? Unsere Analyse nimmt die Tops und Flops in den einzelnen Kommunen in den Blick. Wir konzentrieren uns hierbei auf die 16 Städte und Gemeinden des Hohenlohekreises.
Der Trend, der sich im Kreis bereits seit Jahren manifestiert, setzt sich fort: Die Ergebnisse der CDU und ihres Direktkandidaten sind nur noch ein Schatten früherer Zeiten. Bei den Erststimmen verliert von Stetten im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 in allen Kommunen beträchtlich: Erzielte er etwa in Mulfingen vor vier Jahren noch 53,5 Prozent, sind es dort diesmal 44,6 - sein stärkstes Resultat kreisweit. In Waldenburg fallen die Verluste mit einem Minus von 13,9 Prozent besonders happig aus. Die fatale Bilanz der Zweitstimmen: Nur noch in Schöntal (-14,2), Krautheim (-11,6) und Mulfingen (-12,1) können die Christdemokraten im Kreis die Latte von 30 Prozent überspringen.
SPD in den Kreisstädten stark
Gänzlich anders die Entwicklung der SPD: Analog zur Bundespartei steigen die Sozialdemokraten auch im Kreis wie Phoenix empor. Direktkandidat Leiser kann bei den Erststimmen außer in Weißbach - wo er mit 21,96 Prozent dennoch sein stärkstes Ergebnis holt - und Künzelsau das Ergebnis aus 2017 überall toppen. Auch bei den Zweitstimmen wird ordentlich etwas draufgelegt: In Schöntal haben die Sozialdemokraten mit 19,19 Prozent sogar 8,3 Prozent mehr Wähler von sich überzeugen können als noch vor vier Jahren. Stark auch das Abschneiden in den größeren Städten des Kreises: In Öhringen wie auch in Künzelsau legt die älteste Partei Deutschlands jeweils um die sechs Prozent zu.
Kaum zulegen können beim Zweitstimmen-Ergebnis in Öhringen und Künzelsau unterdessen die Grünen: Die Wählerwanderung zwischen Grün und Rot hat sich hier offenkundig zur SPD bewegt. Auch andernorts zeigen sich Absetztendenzen der Wählerschaft: Während 2017 die Grünen bei den Zweitstimmen überall im Kreis über 11,5 Prozent lagen, bleiben sie jetzt in Dörzbach und Krautheim sogar einstellig. Direktkandidat Ebner erzielt sein stärkstes Erststimmen-Ergebnis mit 19,40 Prozent in der Grünen-Hochburg Waldenburg.
Junger FDP-Kandidat legt fast überall zu
Stark unterdessen die Liberalen um ihren Kandidaten und Neu-MdB Valentin Abel: Er kann außer in Mulfingen, Neuenstein und Waldenburg überall im Vergleich zum Urnengang 2017 zulegen - als er für die FDP als ihr Kandidat bereits einen ersten Achtungserfolg erzielte. Explodiert ist zwischenzeitlich auch das Ergebnis in seinem Heimatort Schöntal: von 8,1 auf nun 19,11 Prozent. Hinsichtlich der Zweitstimmen ist Zweiflingen dieses Mal liberales Mekka: 22,36 Prozent votieren hier für die FDP - ein Plus von 10,7 Punkten. Ansonsten: kein einziges einstelliges Ergebnis im ganzen Landkreis - das hatte 2017 noch ganz anders ausgesehen.
Etwas anders indes sahen seinerzeit auch die Wahlergebnisse der AfD im Landkreis aus: Direktkandidat Jens Moll muss in neun Kommunen Verluste im Vergleich zur Wahl von 2017 verzeichnen. Wie bereits bei der Landtagswahl im März dieses Jahres steht erneut Weißbach (15,35 Prozent) an der Spitze des Rankings der AfD-Hochburg bei den Stimmen für die Partei - knapp gefolgt von Bretzfeld (15,27 Prozent), wo die Blauen auch 2017 mit 17,6 Prozent reüssieren konnten.
Alles andere als ein Erfolg sind die Zahlen für die Partei Die Linke: Kandidat Cedric Schiele holt sein bestes Erststimmen-Ergebnis der Kreiskommunen (2,52 Prozent) ebenfalls in Bretzfeld, sein schlechtestes (1,16 Prozent) in Zweiflingen. In allen Städten und Gemeinden muss die Partei teils herbe Verluste bei den Zweitstimmen verbuchen.