Merkel bekennt sich zu Dieseltechnik
Mit einer kämpferischen, aber in weiten Teilen allgemein gehaltenen Rede hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend auf dem Kiliansplatz in Heilbronn die heiße Phase des Wahlkampfs eröffnet.
Die Kanzlerin hielt vor rund 7000 Zuschauern ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa, betonte die gute Wirtschaftslage in Deutschland, übte Kritik an Automanagern, legte aber ein klares Bekenntnis für die Automobilindustrie ab. Außerdem betonte sie ihre Reformen in der Flüchtlingspolitik.
„Fehler sind passiert, es wurde Vertrauen verspielt“, sagte Merkel in ihrer halbstündigen Rede mit Blick auf den Diesel-Skandal. Die Herausforderung sei es nun, die Fehler wieder gutzumachen.
„Made in Germany“ müsse auch in Zukunft ein Markenzeichen bleiben, um „gute Arbeitsplätze“ zu sichern. Die Kritik an Automanagern fiel im Vergleich zu ihren Aussagen in den vergangenen Tagen zurückhaltender aus. „Wir brauchen natürlich Dieselautos mit guter Umweltqualität und wir brauchen noch eine ganze Weile Verbrennungsmotoren.“ Deutschland dürfe aber den Wandel bei der Mobilität nicht verschlafen.
Flüchtlingskrise darf sich nicht wiederholen
Die Kanzlerin erinnerte auch an den Beginn der Flüchtlingskrise vor zwei Jahren. Dies sei ein Akt der Humanität in größter Not gewesen, sagte Merkel, für den das Land weltweit große Anerkennung erfahren habe. Aber, so die Kanzlerin, eine solche Krise dürfe sich nicht wiederholen. „Wir müssen den Menschen dort helfen, wo sie in der Nähe ihrer Heimat sind, damit sie nicht in die Hände von Schleppern fallen.“ Deshalb habe man auch mit der Türkei ein Flüchtlingsabkommen geschlossen.
CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte in seiner einleitenden Rede ein hohes Ziel für die Bundestagswahl am 24. September ausgegeben. „Ich wünsche mir gut 40 Prozent plus X für die Union in Heilbronn, in Baden-Württemberg und in Deutschland.“ Merkel warb für ihre Wiederwahl: „Ich bitte um ihr Vertrauen dafür, dass ich diese wunderbare Aufgabe als Bundeskanzlerin auch in den nächsten vier Jahren wieder wahrnehmen kann“.
Zum Schluss ihrer Rede appellierte sie an die Menschen auf dem Kiliansplatz: „Gehen Sie wählen. Das würden sich Milliarden von Menschen wünschen, wenn sie frei wählen dürften.“
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Proteste gegen Merkel
Schon vor Merkels Auftritt hatte ein Propellerflugzeug mit dem Banner „Wählt AfD“ die Blicke in Heilbronn auf sich gezogen. Während der Rede protestierten Klinikmitarbeiter mit Plakaten gegen die Gesundheitspolitik. Mehrere Dutzend rechte Demonstranten störten mit Pfiffen. Auf „Wir-sind-das-Volk“-Rufe reagierte Merkel schlagfertig: „Sie sind das Volk, und wir alle anderen sind auch das Volk. Das ist das Schöne.“ Es sei gut, „dass in einem freien Land jeder rufen kann, was er möchte“. Die Proteste blieben friedlich. dl/jd