Massive Eingriffe am Heilbronner Stadtgarten
Vor Monaten, als es nur um die Hotelpläne neben der Harmonie ging, da war noch davon die Rede, dass im Stadtgarten 24 bis 30 Bäume fallen müssen. Nun aber wird immer klarer: Der alte Baumbestand wird bis auf die kaukasische Flügelnuss wohl fast vollständig fallen müssen.
Ursache für den massiven Eingriff ist nicht der Neubau des Kongresshotels mitsamt Brauhaus, auch nicht der ins Auge gefasste Bau eines benachbarten Gäste- oder Boardinghauses direkt an der Karlstraße. Grund ist die nach Auskunft der Heilbronner Stadtverwaltung dringend notwendige Sanierung der Tiefgaragendecke. Also wird, wenn der Gemeinderat im Sommer den Bebauungsplänen für Hotel und Stadtgarten zustimmt, wohl der Großteil des Harmonie-Stadtgartens zur Baustelle.
Vorrübergehend wird nur die Randbegrünung bleiben
Bleiben wird vorübergehend nurmehr eine „Randbegrünung“ wie es Grünflächenamtsleiter Hans-Peter Barz gestern Abend den gut 50 Bürgerinnen und Bürgern erklärte. Es werden sicher 40 Bäume fallen, bei 14 stehen noch Fragezeichen.
In wechselnder Besetzung hatten sich jeweils rund 50 bis 60 Interessenten zu zwei Terminen eingefunden: Zunächst zu einem Rundgang durch den Stadtgarten. Hans-Peter Barz und seine Kollegin Regine Rüdiger hatten dabei Pläne mitgebracht. Zum einen von der Fläche, die der Park vor und nach den Arbeiten umfassen wird, zum zweiten mit den Bäumen, die sicher oder vermutlich fallen müssen oder erhalten werden können. In der benachbarten Alten Kelter erläuterten dann Baubürgermeister Wilfried Hajek und Landschaftsplaner Michael Glück die Hotel- und Parkpläne.
Tankstelle ist Planern ein Dorn im Auge
Barz rechnete den Bürgern vor: 1,39 Hektar umfasse der grüne Teil des Stadtgartens jetzt, nach dem Bau des Hotels und der Einbeziehung des derzeitigen Busbahnhofes mitsamt den jetzt noch asphaltierten Autoparkplätzen, die wegfallen sollen, sei der Stadtgarten 1,73 Hektar groß. Das aber solle nur der erste Bauabschnitt sein. Ein Dorn im Auge ist den Grünplanern die Agip-Tankstelle. Die würden sie gerne so ab 2020 in einem weiteren Abschnitt ebenfalls neuem Grün weichen sehen.
Das beunruhigt Tankstellen-Pächter Michael Rossi und seine Frau Jana. Seit Jahren ist er Pächter an dieser Stelle und er weiß nicht, wo er einen Ersatz finden soll. Auch seine Stammkunden und seine Mitarbeiter seien verunsichert. Denn die Tankstelle passe doch als Servicepartner ganz gut zu einem Tagungshotel. Das sehen die Grünplaner anders: „Eine Tankstelle gehört an diesem Punkt der Stadt langfristig nicht hin,“ sagt Landschaftsplaner Michael Glück. Auch für Hans-Peter Barz wäre die Ausdehnung des Parks bis zur Gymnasiumstraße ein Glück.
Bedeutende Bäume müssen gefällt werden
Aber vor diesen grünen Aussichten steht für Heilbronn erstmal: „Es wird eine schmerzliche Zeit geben, denn wir müssen bedeutende Bäume fällen“, so Michael Glück. Er verweist aber auf die „langfristige Wertschöpfung“ nach der Neuanpflanzung. So sieht es auch Hans-Peter Barz: Für einen Grünflächenamtsleiter sei es schon „starker Tobak“ wenn er Fällarbeiten in diesem Ausmaß ankündigen müsse. Aber nach Hotelbau und Tiefgaragensanierung sieht er „die Chance, dass der Harmoniegarten endlich zu einem Stadtgarten werden kann“. Das Vorhandene seien „Versatzstücke, die zufällig entstanden sind“.
Geplantes Hotel im Stadtgarten

Im vergangenen Jahr wurde ein Architektenwettbewerb für den Neubau eines Tagungshotels am Stadtgarten durchgeführt. Gegliedert war der Wettbewerb in einen Realisierungsteil „Hotel“ und einen Ideenteil zur Gestaltung des Stadtgartens. Der Entwurf für das Hotel, das an das Architekturbüro Aescht & Berthold Architekten Berlin vergeben wurde, steht fest.
Am 28. März stellten die drei teilnehmenden Büros ihre überarbeiteten Entwürfe für den Stadtgarten einer Jury vor. Als Sieger ging der Stuttgarter Landschaftsarchitekt Michael Glück hervor.
Anfang März hatten drei Naturschutz-Organisationen in einer Stellungnahme die Neubau-Pläne abgelehnt. Der Bund Umwelt- und Naturschutz (BUND), der Landesnaturschutzverband (LNV) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) führten in ihrem gemeinsamen Schreiben an die Stadt Heilbronn als Gründe gegen den Bebauungsplanentwurf an: die Eingriffe in den Baumbestand und „in eine Fläche, die als grüne Lunge der Innenstadt wirkt“.
Außerdem werde durch den Hotelbau eine „für die Belüftung der Innenstadt wichtige Kaltluftbahn“ beeinträchtigt. Der dritte Grund für den Einspruch: die optische Wirkung „des massiven Hotelgebäudes“.




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