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Fürs Parkhotel fallen Bäume

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Für das Projekt eines Tagungshotels, das aus der Harmonie ein funktionierendes Kongresszentrum machen soll, liegt ein enger Zeitplan vor. Ein Hauptkritikpunkt an dem Plan: Für das Hotel müssen Bäume im Stadtgarten fallen.

Von unserer Redakteurin Iris Baars-Werner
Zur Information kamen etwas mehr als 150 Bürger in die Harmonie. Vor den Wänden mit Plänen diskutierten sie intensiv.
Zur Information kamen etwas mehr als 150 Bürger in die Harmonie. Vor den Wänden mit Plänen diskutierten sie intensiv.

"Wir werden uns nicht an die Bäume des Stadtgartens ketten", sagte Gottfried May-Stürmer, der Vorsitzende des Bundes Umwelt und Naturschutz (BUND) nach der Bürger-Info in der Harmonie am Montagabend. Obwohl es genug Forderungen aus der Heilbronner Bürgerschaft gebe, sich als Parkschützer in Anlehnung an Stuttgart 21 spektakulär zu positionieren. Die Telefone seien heiß gelaufen, berichtet er: "Aber Einsprüche formulieren werden wir selbstverständlich."

Einsprüche dagegen, dass für das geplante Tagungshotel neben der Harmonie ein Teil der Bäume im Stadtgarten fallen müssen.

Wie May-Stürmer dachten noch andere Besucher der städtischen Bürgerbeteiligung − sie machten sich mit zwei Einwürfen bemerkbar. Die Hauptkritik: Wenn man jetzt den Weg frei mache für den Hotelbau und später erst über die versprochene Umgestaltung des Harmoniegartens entscheide, dann sei doch bereits "alles zu spät". Alles meint, dass 24 Bäume gefällt werden müssen, um Hotel und Tiefagarage zu bauen.

Park soll größer werden

146 Betten, weitere Tagungsräume, ein Festsaal mit "Sky-Bar" im zehnten Stock, Restaurant und Brauhaus im Erdgeschoss: So ist das "Parkhotel" geplant.
146 Betten, weitere Tagungsräume, ein Festsaal mit "Sky-Bar" im zehnten Stock, Restaurant und Brauhaus im Erdgeschoss: So ist das "Parkhotel" geplant.

"Wir wollen den Park größer machen als er heute ist," ließ Bürgermeister Hajek wissen. Man wolle die Parkränder einbeziehen, dort, wo heute Pkw-Parkplatz und Busbahnhof eine asphaltierte Fläche sind. Stadtplaner Dr. Christoph Böhmer machte die Rechnung auf: Das Harmonie-Areal hat 3,7 Hektar, der Garten nimmt davon 2,3 Hektar ein. Das Hotel nehme davon 2300 Quadratmeter weg. Denn es schiebt sich auf 57 Metern Länge und 28 Metern Breite weiter in den Harmoniegarten als die bisherigen Bauten.

Investor Wolfgang Scheidtweiler ergänzte: Gelänge es, auch das Boardinghouse an der Karlstraße zu verwirklichen, dann fielen dort Privatgebäude und Hofanlagen, die sich derzeit weiter in den Park schieben als der Neubau: "Wir gewinnen 1000 Quadratmeter mehr Stadtgarten." Zudem würden Stadt und Investoren neue Bäume pflanzen, wenn die Baugrube für die Tiefgarage wieder verfüllt ist: "Das werden ausgewachsene Bäume. Wir pflanzen nicht nur Besenstiele mit ein paar Ästen."

Die Bürgerinfo folgte klaren Regeln: Das Projekt wurde von Baubürgermeister Wilfried Hajek und den Architekten vorgestellt, das Stadtplanungsamt erläuterte Details. Danach konnten die Bürger in kleinen Gruppen an drei Info-Stationen ihre Anmerkungen zu Protokoll geben und Fragen stellen, eine Debatte im Plenum gab es nicht. Nach knapp eineinhalb Stunden waren Info- und Gesprächsbedarf gestillt.

Neuer Zeitplan für das Vorhaben

Noch vor der Sommerpause soll der Gemeinderat entscheiden, wie er die Wünsche der Bürger gewichtet, ob sie gar dazu angetan sind, das Bauprojekt aufzuhalten. Vor der Buga möchten die Investoren Wolfgang Scheidtweiler und Marcel Küffner das Tagungshotel unter dem Namen "Parkhotel" eröffnen. Vom Zeitplan, bis Ende 2018 fertig zu sein, haben sie sich verabschiedet. Anfang 2019 lautet der neue Termin − "aber dann darf nichts mehr passieren", so Scheidtweiler.

Wünsche von Bürgern

Die Größe des Hotels im Vergleich zu anderen großen Bauwerken in Heilbronn.
Die Größe des Hotels im Vergleich zu anderen großen Bauwerken in Heilbronn.

"Mir gefällt es, weil es gut eingebunden wird", sagte Dr. Klaus Pfizenmayer bei der Vorstellung. Der Rechtsanwalt und Vorsitzende des Hauseigentümervereins Haus und Grund hat Kanzlei und Privatwohnung in der Nachbarschaft. Er ist überzeugt, dass das Kongresszentrum nur mit Gastronomie, Hotel und Zusatzkonferenzräumen funktionstüchtig wird. Aber eines ist für ihn auch klar: "Es ist wichtig, dass der Restpark hochwertig und stilvoll gestaltet wird." Seine Frau Anne widerspricht der bisweilen geäußerten Auffassung, dass der Harmoniegarten von den Bürgern nicht genutzt werde.

Außer der im Erdgeschoss geplanten Hausbrauerei wünscht sich der Heilbronner Gerhard Dieterich eine Weinstube. Begeistert vom Projekt ist seine Frau: Dr. Gertrud Dieterich hatte ihre Praxis in der Gymnasiumstraße. "Ich konnte mir das Trauerspiel mit dem Park seit vielen Jahren ansehen. Es kann nur besser werden."

Auf die Pkw-Parkplätze kann Andreas Kühner verzichten, doch der Geschäftsführer von Gross Reisen dringt darauf, dass für Busse Haltebuchten erhalten bleiben müssten. Sonst leide auch der Hotelbetrieb, der ebenfalls von Reiseveranstaltern von außerhalb angefahren werde.

Abgekoppelt vom Bebauungsplan für Hotel und Boardinghaus ist die Umgestaltung und Arrondierung des Harmoniegartens. Derzeit sind drei Landschaftsarchitekten mit der Überarbeitung ihrer Entwürfe aus dem Wettbewerb beschäftigt, am 28. März tagt die Jury.

 

 
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